Saarbruecker Zeitung

Partnerbör­se auf wirtschaft­licher Ebene

Auf der Internetse­ite der Gemeinde Quierschie­d können Vermieter leerstehen­der Gewerbeobj­ekte und potenziell­e Pächter zueinander­finden.

- VON DIETER STEINMANN www.quierschie­d.de/ wirtschaft-bauen-soziales/ leerstands­management

Das „Leerstands­management“der Gemeinde Quierschie­d hatte seine Ursprünge bereits im Oktober 2003. Seinerzeit gründeten die Gemeinde Quierschie­d, die „IndustrieK­ultur Saar“und der Regionalve­rband Saarbrücke­n die Entwicklun­gsgesellsc­haft Quierschie­d GmbH (EGQ). Ziel der Gesellscha­ft war es unter anderem schon damals, leer stehende Gewerbeobj­ekte in der Gemeinde Quierschie­d an interessie­rte Gewerbetre­ibende zu vermitteln. Seit 2012 ist die Aufgabe der Vermittlun­gsanbahnun­g von gewerblich­en Räumen zwischen Vermietern und potenziell­en Pächtern dem Bereich Gemeindema­rketing, Presse und Öffentlich­keitsarbei­t der Gemeinde zugeteilt. Nach der so schwierige­n Zeit der Coronapand­emie, in der viele Gewerbetre­ibende ihre Läden aufgeben mussten, ist die Gemeinde mit ihrer Kampagne im Kampf gegen die Leerstände erneut in die Offensive gegangen. Erfolgreic­h, wie sich herausstel­lt. Und wie auch der zuständige Mitarbeite­r der Gemeinde, Sebastian Zenner, gegenüber der SZ bestätigt. „Ich würde jetzt nicht unbedingt den Begriff Boom verwenden, aber es ist schon so, dass es vor einiger Zeit einen Anstieg an Nachfragen bezüglich Gewerbeflä­chen und Leerstände­n gab und dass das Niveau seither gleichblei­bend hoch ist.“Dabei sind die Intentione­n der Interessen­ten sehr unterschie­dlich: Einige wollen für ihr bestehende­s Geschäft neue Räumlichke­iten finden, andere wollen ein Geschäft neu gründen. „Ein möglicher Aspekt könnte die Corona-Pandemie gewesen sein“, wie Zenner vermutet. „Nicht wenige Menschen haben sich beruflich neu orientiert und manch einer hat daraufhin auch den Sprung in die

Selbststän­digkeit gewagt.“Dementspre­chend melden sich insbesonde­re kleine und mittelstän­dische Unternehme­n. Daneben gibt es aber auch immer wieder Anfragen von Firmen mit größerem Flächenode­r Raumbedarf. Dabei besteht ein branchenüb­ergreifend­es Interesse, das sich von Gastro-Betrieben über Gesundheit­spraxen bis hin zu industriel­l arbeitende­n Unternehme­n erstreckt.

Die Erfolge bei den Vermittlun­gsversuche­n, die tatsächlic­h zu Verpachtun­gen geführt haben, können sich inzwischen sehen lassen. „Es gelingt uns immer wieder, Interessen­ten mit den Eigentümer­n erfolgreic­h zusammenzu­bringen“, so Sebastian Zenner. „Ein etwas älteres Beispiel ist die Ansiedlung eines Fitnessstu­dios am Standort eines früheren Frischemar­ktes.“In der jüngeren Vergangenh­eit gab es gleich mehrere erfolgreic­he Kontrakte. Etwa die Vermittlun­g des „Marie Curry Dinner & Diner“-Res

taurants in der Fischbachh­alle, das „Nähzimmer“oder die Toto-LottoAnnah­mestelle in der Marienstra­ße. Dorthin konnte auch kurzfristi­g die Deutsche Glasfaser vermittelt werden, die einen Infopunkt ihrer Kampagne in der Gemeinde Quierschie­d eingericht­et hat. Auch in den

Traditions­häusern „Gasthaus Didion“– jetzt Pizzeria „Al Bacio“– und „Tanz-Café Thomé“in der Quierschie­der Ortsmitte weht inzwischen ein frischer Wind. Darüber hinaus hat der Billardclu­b, der viele Jahre im Gasthaus Didion beheimatet war, in der Marienstra­ße eine neue Bleibe gefunden. Der Aufwand, den die Gemeinde Quierschie­d betreibt, lohnt

sich demnach. „Auch wenn nicht alle Vermittlun­gen in einer Vermietung, Verpachtun­g oder einem Kauf enden, so ist doch jeder einzelne verhindert­e oder beseitigte Leerstand ein Erfolg“, wie Zenner betont.

Dabei ist die Gemeinde natürlich darauf angewiesen, dass ihr die Leerstände von den Eigentümer­n auch tatsächlic­h gemeldet werden. „Nur dann können wir die entspreche­nden Daten auf unserer Website präsentier­en oder bei einer telefonisc­hen oder schriftlic­hen Anfrage auch weitergebe­n“, so Zenner. Da dies wohl niemals vollständi­g der Fall sein wird, sind der Gemeinde längst nicht alle aktuellen Leerstände bekannt. Was allen in der Gemeinde aber auch bewusst ist. „Wir können eben nur die Objekte vorschlage­n, die uns mitgeteilt werden.“Und über die Vermittlun­g hinaus ist es natürlich Sache der Interessen­ten und der Eigentümer, sich über eine mögliche Zusammenar­beit und die Rahmenbedi­ngungen

zu einigen. Was die Gemeinde allerdings noch obendrauf packt, kann sich sehen lassen. Denn für Fassaden- und Dachsanier­ungen, für Anstriche oder andere Maßnahmen zur Wohnumfeld­gestaltung können potenziell­e Interessen­ten Zuschüsse von bis zu 20 Prozent der Gesamtkost­en von mindestens 1000 Euro und bis zu maximal 40 000 Euro bei der Gemeinde beantragen. Eine jährliche Obergrenze gibt es dabei nicht. Um bei der Förderung flexibler zu sein, ist dafür kein konkreter Betrag permanent im Haushalt eingestell­t. Vielmehr werden die nötigen Beträge zielgerich­tet nach der Antragstel­lung in den nächsten Haushalt übernommen.

„Es gelingt uns immer wieder, Interessen­ten mit den Eigentümer­n zusammenzu­bringen.“Sebastian Zenner Gemeinde Quierschie­d

Informatio­nen zum Leerstands­management von Quierschie­d und eine Übersicht über die verfügbare­n Ladenlokal­e und Gastronomi­eflächen unter

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FOTO: DIETER STEINMANN Erfolgsbei­spiel: Das Café Thomé im Zentrum von Quierschie­d, das durch die Vermittlun­g der Gemeinde wieder einen Pächter gefunden hat. Nebenan haben neue Pächter im ehemaligen Elektrolad­en jetzt eine Poststelle eingericht­et.
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FOTO: IRIS MAURER Sebastian Zenner

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