Hier kommt Cannabis als „Sorbet“daher
Automat in Quierschied erhitzt die Gemüter. Die Gemeinde informierte Polizei und Lebensmittelaufsicht.
In Quierschied gibt es seit einigen Wochen an einem Automaten in der Nähe des Bahnhofs Cannabisprodukte zu kaufen. In dem Gerät lagern legale Erzeugnisse, die aber in der Gemeinde und in den sozialen Medien für Diskussionen sorgen. „Jetzt gibt es bei uns schon Drogen zu kaufen.“Oder: „Wo soll das mit Quierschied nur hinführen?“, äußerten sich Bewohner der Gemeinde besorgt im Netz.
Die Empörung ist groß, obwohl – oder gerade weil – alles offenbar legal ist. Die Gemeinde ist gegen das Aufstellen solcher Automaten machtlos, wie sie der Saarbrücker Zeitung auf Anfrage mitteilte. „Es handelt sich um ein Privatgrundstück. Nach Auskunft der Unteren Bauaufsicht sind solche Automaten auch grundsätzlich verfahrensfrei, das heißt, man benötigt auch keine Baugenehmigung. Der Gewerbetreibende hat lediglich an seiner Hauptniederlassung ein Gewerbe anzumelden. Am Automaten müssen Name und Anschrift vermerkt sein. Diese Angaben sind im vorliegenden Fall vorhanden.“
Eine Cannabis-Mischung namens Strawberry-Sorbet mit einem HHC-Gehalt von 40 Prozent kostet
an dem Automaten 20 Euro (für 2,2 Gramm). HHC ist die Abkürzung für Hexahydrocannabinol. Der Stoff kommt nur in sehr geringen Mengen in der Cannabis-Pflanze vor und wird deshalb in erster Linie chemisch hergestellt.
Die Wirkung von HHC wird mit psychoaktiv beschrieben und erinnert an THC ( Tetrahydrocannabinol), den bekannten rauscherzeugenden Stoff der Cannabis-Pflanze.
Die Sorte Moon Rocks hat 60 Prozent HHC. Drei Gramm davon kosten 30 Euro. „HHC wird aus THC gewonnen, und die Wirkung ist fast gleich. Zudem kann man von außen nicht unterscheiden, was HHC oder THC ist und ob vielleicht nicht beides gemischt vorkommt“, sagt ein Insider, der anonym bleiben möchte, der SZ.
Solche Cannabis-Automaten sorgen nicht nur Quierschied für Kontroversen. Im ganzen Regionalverband scheinen die Kisten wie Pilze aus dem Boden zu schießen.
Die Hochkonjunktur für Produkte mit dem Wirkstoff HHC hat einen handfesten Grund: HHC ist in Deutschland nicht verboten, und jeder ab 18 Jahren kann den Stoff kaufen. In Frankreich, Dänemark oder Österreich ist HHC illegal. Es gibt außerdem Überlegungen, HHC noch in diesem Jahr auch in Deutschland zu verbieten.
Wie der Szene-Kenner der SZ weiter mitteilte, kann HHC sehr schnell high machen und Folgen wie Schwindel, Reizhusten, Erbrechen, ähnlich wie bei THC, haben. Ob es in Zukunft noch weitere Cannabis-Automaten in Quierschied gibt, ist offen. Die Gemeinde hat keinen Einfluss darauf, da es sich um Privatgrundstücke handelt.
Dennoch bleibt die Quierschieder Verwaltung in dieser Sache nicht untätig. „Wir haben den Automaten vorsorglich sowohl an den Lebensmittelkontrolldienst als auch an die Polizei gemeldet, damit geprüft werden kann, ob die Produkte legal sind, wovon derzeit auszugehen ist.“