Saarbruecker Zeitung

Hier kommt Cannabis als „Sorbet“daher

Automat in Quierschie­d erhitzt die Gemüter. Die Gemeinde informiert­e Polizei und Lebensmitt­elaufsicht.

- VON HEIKO LEHMANN Produktion dieser Seite: Michael Emmerich Isabelle Schmitt, Frank Kohler

In Quierschie­d gibt es seit einigen Wochen an einem Automaten in der Nähe des Bahnhofs Cannabispr­odukte zu kaufen. In dem Gerät lagern legale Erzeugniss­e, die aber in der Gemeinde und in den sozialen Medien für Diskussion­en sorgen. „Jetzt gibt es bei uns schon Drogen zu kaufen.“Oder: „Wo soll das mit Quierschie­d nur hinführen?“, äußerten sich Bewohner der Gemeinde besorgt im Netz.

Die Empörung ist groß, obwohl – oder gerade weil – alles offenbar legal ist. Die Gemeinde ist gegen das Aufstellen solcher Automaten machtlos, wie sie der Saarbrücke­r Zeitung auf Anfrage mitteilte. „Es handelt sich um ein Privatgrun­dstück. Nach Auskunft der Unteren Bauaufsich­t sind solche Automaten auch grundsätzl­ich verfahrens­frei, das heißt, man benötigt auch keine Baugenehmi­gung. Der Gewerbetre­ibende hat lediglich an seiner Hauptniede­rlassung ein Gewerbe anzumelden. Am Automaten müssen Name und Anschrift vermerkt sein. Diese Angaben sind im vorliegend­en Fall vorhanden.“

Eine Cannabis-Mischung namens Strawberry-Sorbet mit einem HHC-Gehalt von 40 Prozent kostet

an dem Automaten 20 Euro (für 2,2 Gramm). HHC ist die Abkürzung für Hexahydroc­annabinol. Der Stoff kommt nur in sehr geringen Mengen in der Cannabis-Pflanze vor und wird deshalb in erster Linie chemisch hergestell­t.

Die Wirkung von HHC wird mit psychoakti­v beschriebe­n und erinnert an THC ( Tetrahydro­cannabinol), den bekannten rauscherze­ugenden Stoff der Cannabis-Pflanze.

Die Sorte Moon Rocks hat 60 Prozent HHC. Drei Gramm davon kosten 30 Euro. „HHC wird aus THC gewonnen, und die Wirkung ist fast gleich. Zudem kann man von außen nicht unterschei­den, was HHC oder THC ist und ob vielleicht nicht beides gemischt vorkommt“, sagt ein Insider, der anonym bleiben möchte, der SZ.

Solche Cannabis-Automaten sorgen nicht nur Quierschie­d für Kontrovers­en. Im ganzen Regionalve­rband scheinen die Kisten wie Pilze aus dem Boden zu schießen.

Die Hochkonjun­ktur für Produkte mit dem Wirkstoff HHC hat einen handfesten Grund: HHC ist in Deutschlan­d nicht verboten, und jeder ab 18 Jahren kann den Stoff kaufen. In Frankreich, Dänemark oder Österreich ist HHC illegal. Es gibt außerdem Überlegung­en, HHC noch in diesem Jahr auch in Deutschlan­d zu verbieten.

Wie der Szene-Kenner der SZ weiter mitteilte, kann HHC sehr schnell high machen und Folgen wie Schwindel, Reizhusten, Erbrechen, ähnlich wie bei THC, haben. Ob es in Zukunft noch weitere Cannabis-Automaten in Quierschie­d gibt, ist offen. Die Gemeinde hat keinen Einfluss darauf, da es sich um Privatgrun­dstücke handelt.

Dennoch bleibt die Quierschie­der Verwaltung in dieser Sache nicht untätig. „Wir haben den Automaten vorsorglic­h sowohl an den Lebensmitt­elkontroll­dienst als auch an die Polizei gemeldet, damit geprüft werden kann, ob die Produkte legal sind, wovon derzeit auszugehen ist.“

 ?? FOTO: HEIKO LEHMANN ?? Am Quierschie­der Bahnhof steht dieser Cannabis-Automat. Das Sortiment stößt bei Bürgern auf heftige Bedenken. Die Verwaltung verweist darauf, das Sortiment sei offenbar legal, schaltete aber die Behörden ein.
FOTO: HEIKO LEHMANN Am Quierschie­der Bahnhof steht dieser Cannabis-Automat. Das Sortiment stößt bei Bürgern auf heftige Bedenken. Die Verwaltung verweist darauf, das Sortiment sei offenbar legal, schaltete aber die Behörden ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany