Saarbruecker Zeitung

Neue Aufgaben und internatio­nale Träume

Die Saarlouis Royals bewerten die Reformstru­ktur der Bundesliga positiv. Top-4-Turnier in eigener Halle soll Schub bringen.

- VON PATRIC CORDIER

Ebenso überrasche­nd wie beeindruck­end haben die deutschen Basketball-Frauen am vergangene­n Wochenende das Ticket zu den Olympische­n Spielen nach Paris gelöst. Ein Erfolg, von dem man sich vor allem mittelfris­tig einen Schub für die Sportart in Deutschlan­d erwartet. „Die Qualifikat­ion ist toll, aber ich glaube, dass die richtige Begeisteru­ng erst beim olympische­n Turnier überspring­en kann und wird“, sagt Thomas Mathieu, Vorstand und Schatzmeis­ter des Bundesligi­sten Saarlouis Royals.

Paris soll der Startpunkt sein. 2025 findet in Hamburg eins von vier Vorrunden-Turnieren der EM statt, 2026 ist Deutschlan­d Gastgeber der Weltmeiste­rschaft. Darum hat sich auch die Damen-Basketball­Bundesliga (DBBL) mit einem gut 50 Punkte umfassende­n Konzept auf den Weg gemacht, den Sport weiter nach vorne zu bringen. „Wir haben an dem Papier mitgearbei­tet und sehen keine größeren Probleme in der Umsetzung“, sagt Mathieu.

Dabei ist einer der Punkte eine profession­ell geleitete Jugendarbe­it. Die Royals haben derzeit aber keine Nachwuchsm­annschaft. „Es bringt jetzt auch nichts, bei anderen Vereinen Spielerinn­en abzuwerben. Das würde nur für Ärger sorgen“, sagt Mathieu: „Wir wollen das über

Kooperatio­nen regeln. Dazu sind wir beispielsw­eise mit den Vereinen ATSV Saarbrücke­n und Ensdorf in intensiven Gesprächen. Wir würden dann den hauptamtli­chen Trainer stellen.“Kein Thema wegen der Zerwürfnis­se in der Vergangenh­eit ist offenbar weiterhin eine Zusammenar­beit mit den Dillingen Diamonds, deren Frauen in der 2. Bundesliga Süd spielen, die voll auf Kurs Ligaverble­ib liegen und die die leistungss­tärkste Jugendarbe­it

im Saarland betreiben.

Nachwuchsa­rbeit könnte langfristi­g auch der Schlüssel zur Lösung des nächsten Problems sein. Denn schon ab der kommenden Saison müssen vier der zwölf Spielerinn­en im Kader deutsche Staatsbürg­erinnen sein, in der Spielzeit 2025/2026 sind es fünf, und im darauffolg­enden Jahr müssen es sechs sein. „Wir sind aktuell schon in Verhandlun­gen mit Spielerinn­en, die zu uns kommen möchten“, sagt Mathieu, der

mit Laura Kneip in dieser Saison gerade eine einzige deutsche Spielerin unter Vertrag hat, die allerdings nur sehr wenig bis gar keine Spielzeit in der höchsten Spielklass­e bekommt.

„Wenn die Hälfte des Kaders mit deutschen Spielerinn­en besetzt sein muss, wird die Qualität der Liga zunächst abnehmen“, glaubt Mathieu. Dass dann nicht nur die deutschen Topspieler­innen, sondern auch die zweite und dritte Reihe sowie Talente begehrt und teuer sein werden,

erscheint logisch.

Weniger ins Geld gehen werden die infrastruk­turellen Anforderun­gen. Die Stadtgarte­nhalle in Saarlouis ist deutlich größer als die langfristi­g geforderte­n 1500 Plätze. Laut Schatzmeis­ter Mathieu besuchen in dieser Saison etwa 400 Fans die Spiele der Royals, 250 davon seien zahlende Zuschauer. Die geforderte­n LED-Werbebande­n will man gemeinsam mit den Drittliga-Handballer­n nutzen und gemeinsam mit der Kreisstadt anschaffen. Sie sollen bereits beim Top-4-Pokalturni­er zum Einsatz kommen. Mit Klebefolie will man die Auflage erfüllen, dass auf dem Hallenbode­n bei Basketball­spielen eben nur noch die Basketball-Linien zu sehen sind.

Das alles ist mehr oder weniger Zukunftsmu­sik. An diesem Sonntag steht für die Royals das wichtige Heimspiel gegen die BG Göttingen an. „Bei einem Sieg haben wir den Platz in den Playoffs ziemlich sicher“, sagt Mathieu: „Wenn wir gewinnen, ist das ein großer Schritt Richtung Platz acht. Wenn wir verlieren, ist aber noch nichts passiert. Aber natürlich ist ein gewisser Druck da.“

Cheftraine­rin Dragana Svitlica – sie soll auch in der kommenden Saison an der Seitenlini­e stehen – muss dabei auf Naomi Mbandu verzichten, die an Knieproble­men laboriert. „Wir hoffen, sie bis zum Pokalfinal­turnier wieder fit zu haben“, sagt Mathieu. Die Halbfinals – neben den Royals sind auch Alba Berlin, die Angels Nördlingen und die TK Hannover dabei – werden am Sonntag in der Halbzeit von Sportminis­ter Reinhold Jost gelost.

Das Turnier am 16. und 17. März könnte auch für die Träume der Royals vom Europapoka­l sehr wichtig sein. „Natürlich würden wir Saarlouis und der ganzen Region gerne internatio­nalen Basketball präsentier­en“, sagt Mathieu: „Aber dazu muss die Leistung stimmen. Erreichen wir das Pokalfinal­e und kommen in der Liga ins Halbfinale, ist das ein ganz anderes Gesprächst­hema, als wenn man früh ausscheide­t.“Internatio­nal zu spielen, wäre bei den Gesprächen mit starken deutschen Neuzugänge­n aber sicher ein gutes Argument für den Standort Saarlouis.

„Natürlich würden wir Saarlouis und der ganzen Region gerne internatio­nalen Basketball präsentier­en.“Thomas Mathieu Vorstand der Saarlouis Royals

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FOTO: RUPPENTHAL Die Saarlouis Royals stehen vor dem Einzug in die Playoffs und wollen beim Top-4-Turnier in eigener Halle den Pokalsieg erringen.

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