Neue Aufgaben und internationale Träume
Die Saarlouis Royals bewerten die Reformstruktur der Bundesliga positiv. Top-4-Turnier in eigener Halle soll Schub bringen.
Ebenso überraschend wie beeindruckend haben die deutschen Basketball-Frauen am vergangenen Wochenende das Ticket zu den Olympischen Spielen nach Paris gelöst. Ein Erfolg, von dem man sich vor allem mittelfristig einen Schub für die Sportart in Deutschland erwartet. „Die Qualifikation ist toll, aber ich glaube, dass die richtige Begeisterung erst beim olympischen Turnier überspringen kann und wird“, sagt Thomas Mathieu, Vorstand und Schatzmeister des Bundesligisten Saarlouis Royals.
Paris soll der Startpunkt sein. 2025 findet in Hamburg eins von vier Vorrunden-Turnieren der EM statt, 2026 ist Deutschland Gastgeber der Weltmeisterschaft. Darum hat sich auch die Damen-BasketballBundesliga (DBBL) mit einem gut 50 Punkte umfassenden Konzept auf den Weg gemacht, den Sport weiter nach vorne zu bringen. „Wir haben an dem Papier mitgearbeitet und sehen keine größeren Probleme in der Umsetzung“, sagt Mathieu.
Dabei ist einer der Punkte eine professionell geleitete Jugendarbeit. Die Royals haben derzeit aber keine Nachwuchsmannschaft. „Es bringt jetzt auch nichts, bei anderen Vereinen Spielerinnen abzuwerben. Das würde nur für Ärger sorgen“, sagt Mathieu: „Wir wollen das über
Kooperationen regeln. Dazu sind wir beispielsweise mit den Vereinen ATSV Saarbrücken und Ensdorf in intensiven Gesprächen. Wir würden dann den hauptamtlichen Trainer stellen.“Kein Thema wegen der Zerwürfnisse in der Vergangenheit ist offenbar weiterhin eine Zusammenarbeit mit den Dillingen Diamonds, deren Frauen in der 2. Bundesliga Süd spielen, die voll auf Kurs Ligaverbleib liegen und die die leistungsstärkste Jugendarbeit
im Saarland betreiben.
Nachwuchsarbeit könnte langfristig auch der Schlüssel zur Lösung des nächsten Problems sein. Denn schon ab der kommenden Saison müssen vier der zwölf Spielerinnen im Kader deutsche Staatsbürgerinnen sein, in der Spielzeit 2025/2026 sind es fünf, und im darauffolgenden Jahr müssen es sechs sein. „Wir sind aktuell schon in Verhandlungen mit Spielerinnen, die zu uns kommen möchten“, sagt Mathieu, der
mit Laura Kneip in dieser Saison gerade eine einzige deutsche Spielerin unter Vertrag hat, die allerdings nur sehr wenig bis gar keine Spielzeit in der höchsten Spielklasse bekommt.
„Wenn die Hälfte des Kaders mit deutschen Spielerinnen besetzt sein muss, wird die Qualität der Liga zunächst abnehmen“, glaubt Mathieu. Dass dann nicht nur die deutschen Topspielerinnen, sondern auch die zweite und dritte Reihe sowie Talente begehrt und teuer sein werden,
erscheint logisch.
Weniger ins Geld gehen werden die infrastrukturellen Anforderungen. Die Stadtgartenhalle in Saarlouis ist deutlich größer als die langfristig geforderten 1500 Plätze. Laut Schatzmeister Mathieu besuchen in dieser Saison etwa 400 Fans die Spiele der Royals, 250 davon seien zahlende Zuschauer. Die geforderten LED-Werbebanden will man gemeinsam mit den Drittliga-Handballern nutzen und gemeinsam mit der Kreisstadt anschaffen. Sie sollen bereits beim Top-4-Pokalturnier zum Einsatz kommen. Mit Klebefolie will man die Auflage erfüllen, dass auf dem Hallenboden bei Basketballspielen eben nur noch die Basketball-Linien zu sehen sind.
Das alles ist mehr oder weniger Zukunftsmusik. An diesem Sonntag steht für die Royals das wichtige Heimspiel gegen die BG Göttingen an. „Bei einem Sieg haben wir den Platz in den Playoffs ziemlich sicher“, sagt Mathieu: „Wenn wir gewinnen, ist das ein großer Schritt Richtung Platz acht. Wenn wir verlieren, ist aber noch nichts passiert. Aber natürlich ist ein gewisser Druck da.“
Cheftrainerin Dragana Svitlica – sie soll auch in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen – muss dabei auf Naomi Mbandu verzichten, die an Knieproblemen laboriert. „Wir hoffen, sie bis zum Pokalfinalturnier wieder fit zu haben“, sagt Mathieu. Die Halbfinals – neben den Royals sind auch Alba Berlin, die Angels Nördlingen und die TK Hannover dabei – werden am Sonntag in der Halbzeit von Sportminister Reinhold Jost gelost.
Das Turnier am 16. und 17. März könnte auch für die Träume der Royals vom Europapokal sehr wichtig sein. „Natürlich würden wir Saarlouis und der ganzen Region gerne internationalen Basketball präsentieren“, sagt Mathieu: „Aber dazu muss die Leistung stimmen. Erreichen wir das Pokalfinale und kommen in der Liga ins Halbfinale, ist das ein ganz anderes Gesprächsthema, als wenn man früh ausscheidet.“International zu spielen, wäre bei den Gesprächen mit starken deutschen Neuzugängen aber sicher ein gutes Argument für den Standort Saarlouis.
„Natürlich würden wir Saarlouis und der ganzen Region gerne internationalen Basketball präsentieren.“Thomas Mathieu Vorstand der Saarlouis Royals