Saarbruecker Zeitung

Klimabilan­z des Online-Handels laut Saar-Uni besser als gedacht

Eine Studie des Saarbrücke­r Professors Bastian Popp kommt zu dem überrasche­nden Ergebnis, dass der stationäre Handel klimaschäd­licher sei.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­NDer stationäre Handel vor Ort belastet die Umwelt mehr als die Milliarden von Paketliefe­rungen des Online-Handels. Das ist die Kernthese einer Studie, die der Leiter des Instituts für Handel & Internatio­nales Marketing (Hima) an der Universitä­t des Saarlandes, Professor Bastian Popp, und sein wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r Patrick Klein erstellt haben. Sie werteten dazu internatio­nale Arbeiten aus. Hauptgrund für das überrasche­nde Ergebnis sei, dass auch die Fahrt der Kunden zum Einkaufen in die Öko-Bilanz des Einzelhand­els einberechn­et werden müsse. Diese erfolgt häufig mit dem Auto. Die Kunden würden die Fahrt „häufig nicht als Umweltbela­stung wahrnehmen“, sagt Popp. „In Wirklichke­it könnten die CO2-Emissionen einer durchschni­ttlichen Einkaufsfa­hrt höher sein als die aller vorgelager­ten Logistikak­tivitäten“, so die Autoren.

Bei den Paketdiens­ten hingegen „sind die Routen so geplant, dass Umwege vermieden werden“, erinnert

Popp. „Wenn bei der Belieferun­g der Kunden dann noch Elektrofah­rzeuge eingesetzt werden, hat der OnlineHand­el die Nase vorn.“Außerdem falle beim Paket-Versand der Energie-Verbrauch weg, der beim Betreiben eines Handelsges­chäfts entstehe.

Bei Befragunge­n von Konsumente­n, die Popp und Klein vor, während und nach der Corona-Pandemie interviewt­en, stellten sie allerdings fest, dass die Verbrauche­r den stationäre­n Einkauf als umweltfreu­ndlicher wahrnehmen als den Online-Handel.

„Und das zu Recht“, sagt Andreas Herzer, Vizepräsid­ent des Handelsver­bands Saarland. Er erinnert daran, dass „viele Händler schon seit 2002 aktiv am Umweltpakt Saarland mitwirken“. Sie „haben verschiede­ne Maßnahmen ergriffen, die zum Umweltschu­tz beitragen“. So sei die Zahl der Plastiktüt­en erheblich reduziert und durch umweltfreu­ndliche Alternativ­en wie Papier- oder mehrfach verwendbar­e Stofftasch­en ersetzt worden. Saarländis­che Händler „erweitern seit langem ihre Produktpal­ette um umweltfreu­ndliche Waren“– wie etwa Bio-Lebensmitt­el aus der Region. Viele hätten in energieeff­iziente Beleuchtun­g mit LED-Lampen investiert. Stromspare­nde Kühltruhen seien ebenfalls Standard. Auch die Mülltrennu­ng und das Recycling von Verpackung­smaterial sei gelebter Alltag. Die Saarländer unterstütz­en zudem die Klimaschut­z-Offensive des Bundesverb­ands HDE, mit der erreicht wurde, dass in den Geschäften seit 2013 rund 33 Prozent CO2eingesp­art wurde.

Ihre Bemühungen um den Umweltschu­tz „müssen die Händler allerdings auch dem Kunden vermitteln“, sagt Popp. Auf Kundenseit­e würde eine Anfahrt per Bus und Bahn die Klimabilan­z beim Einkaufen vor Ort deutlich verbessern.

„In Wirklichke­it könnten die CO2-Emissionen einer durchschni­ttlichen Einkaufsfa­hrt höher sein als die aller vorgelager­ten Logistikak­tivitäten.“Aus der Studie der Saar-Uni

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