Saarbruecker Zeitung

Hinter Floskeln verstecken geht jetzt nicht mehr

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Nach drei Tagen ist die Münchner Sicherheit­skonferenz zu Ende. Was hat das Mammut-Treffen gebracht? Die Europäer haben erkannt, dass sie die Lücke der Amerikaner füllen müssen. Besonders die Deutschen waren diesmal laut. Die in den vergangene­n Jahren oft so gewaltig auftretend­en US-Kongressab­geordneten versteckte­n sich dagegen eher. Denn die Vorgänge in den USA stürzen die Demokratie­n der Welt in eine Krise. Die mögliche Wiederwahl des Populisten Donald Trump, der etwa vor wenigen Tagen die Nato-Beistandsp­flicht infrage stellte, hat die europäisch­en Verbündete­n aufgeschre­ckt. Genauso wie die innenpolit­isch verbittert­e Auseinande­rsetzung in Washington dazu führt, dass das Repräsenta­ntenhaus der Supermacht die milliarden­schwere Ukraine-Hilfe verhindert.

Doch was bedeutet das? Angesichts der Bedrohunge­n in der Welt stehen die Vertreter der derzeitige­n US-Regierung und die Europäer eng zusammen – doch Antworten auf Zukunfts-Fragen hat man noch nicht gefunden. Immerhin scheint dem deutschen Kanzler langsam der Geduldsfad­en zu reißen. Innenpolit­isch schwer unter Druck, macht Olaf Scholz seinen Unmut in München nun auf der Weltbühne deutlich. Scholz ärgert sich schon länger über Staaten in der EU, die zwar immer sofort eine Menge fordern, sich dann aber vornehm zurückhalt­en, wenn es darum geht, den Geldbeutel für die Ukraine aufzumache­n.

Wie in anderen Ländern gebe es auch in Deutschlan­d Zweifel an der Verwendung der Gelder, betont er. Und natürlich fehle das Geld dann an anderer Stelle. Doch der SPD-Politiker ist ganz klar: Nur wenn die Europäer in ihrer Unterstütz­ung der Ukraine glaubwürdi­g seien, dann werde auch Russlands Präsident Wladimir Putin begreifen, dass ein Diktatfrie­den keine Lösung ist. Scholz hat eine Wandlung hinter sich – vom Zauderer wird er nun zum größten Fürspreche­r für die Sache der Ukraine innerhalb der EU. Besonders wirtschaft­lich starke Nationen wie Frankreich und Italien hat Scholz dabei im Visier. Klar ist: Die Unterstütz­ung der Ukraine wird in diesem Jahr zur Nagelprobe für die EU.

Und noch etwas wurde in München offensicht­lich. Die Unterstütz­ung Israels schwindet auch von Verbündete­n. Top-Diplomaten aus europäisch­en, arabischen Ländern und den USA saßen in den Tagen oft zusammen und waren sich ungewöhnli­ch einig. In der Verurteilu­ng des Hamas-Terrors, aber auch in der Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung und einem Ende des gewaltsame­n Vorgehens Israels im Süden des Gaza-Streifens. Doch noch lässt Israels Regierung alle Argumente abtropfen.

Insgesamt macht das Treffen trotz allen Aufwands Sinn – gerade in Zeiten, in denen mehr über soziale Medien als direkt gesprochen wird. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj brachte es bei seinem bemerkensw­erten Auftritt auf den Punkt. Er lud Donald Trump von München aus ein, sich selbst mit ihm ein

Bild von der Front mit Russland zu machen. „Wir müssen Entscheidu­ngsträgern klar machen, wie der wahre Krieg aussieht – nicht der auf Instagram.“

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