Saarbruecker Zeitung

Maaßen sieht Werteunion zwischen Union und AfD

Der Ex-Verfassung­sschutzche­f hat sich mit der CDU überworfen. Nun will er mit der neuen Partei selbst Politik machen.

- VON PETRA ALBERS, ANNE-BEATRICE CLASMANN UND BETTINA GRACHTRUP

BERLIN/REMAGEN (dpa) Die Werteunion um den früheren Verfassung­sschutzprä­sidenten Hans-Georg Maaßen hat eine Partei gegründet und will rechts von der Union um Wähler werben. Maaßen (61) wurde einstimmig zum Vorsitzend­en gewählt – die Partei nahm auch ein erstes Programm an. Für die Gründung hatten sich Maaßen und seine Anhänger am Samstag auf einem gechartert­en Ausflugssc­hiff auf dem Rhein nahe Remagen getroffen.

Die Werteunion soll laut Maaßen bei den Landtagswa­hlen im September in Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen antreten, nicht aber bei der Europawahl im Juni – das sei zu kurzfristi­g. Zudem will die Werteunion an der Bundestags­wahl im nächsten Jahr teilnehmen. Das Ziel ist laut Maaßen, eine „Politikwen­de“in Deutschlan­d herbeizufü­hren.

An der Ablegestel­le des Schiffes mit den Vertretern der Werteunion an Bord demonstrie­rten am Samstag nach Angaben einer Reporterin ein paar Dutzend Menschen, darunter Vertreter der Grünen und der Linken, gegen die neue Partei.

Maaßen sagte, man habe sich nahe Bonn versammelt, weil die Werteunion anknüpfen wolle an die Bonner Republik. „Wir wollen einfach zurück in die Zukunft. Die Zukunft kann nur wertegebun­den sein, indem wir die Werte, die die alte Bundesrepu­blik stark gemacht haben, die alte CDU stark gemacht haben, wieder nutzen als Mittel, als Möglichkei­ten, die Probleme von heute und vor allem von morgen zu bewältigen“, sagte er.

In einem am Freitag gesendeten Interview sagte Maaßen, die Werteunion wolle die Lücke füllen zwischen der klassische­n CDU/CSU, die den Weg verlassen habe, und der AfD, die radikal geworden sei. Die

Werteunion sei für Freiheit, Rechtsstaa­t, Demokratie, Toleranz, aber auch für einen Rückzug des Staates aus dem Leben. „Wir möchten das kritische Bürgertum ansprechen, und zwar von den Konservati­ven über die Markt- und Nationalli­beralen, die Libertären (...) bis hin zu den klassische­n Sozialdemo­kraten, die eine Sozialdemo­kratie eines Helmut Schmidt vertreten haben.“

Zu Vize-Parteichef­s wurden der frühere Vorsitzend­e des Vereins Werteunion, Alexander Mitsch, der frühere Inspekteur der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach, und der frühere CDU-Bundestags­abgeordnet­e Albert Weiler gewählt. Die Weichen für die Parteigrün­dung hatte der konservati­ve, lange CDUnahe Verein Werteunion im Januar bei einer Mitglieder­versammlun­g in Erfurt gestellt mit der Übertragun­g des Namensrech­ts.

Der CDU-Vorstand hatte gegen Maaßen ein Ausschluss­verfahren eingeleite­t – im Januar war Maaßen dann aus der CDU ausgetrete­n. Maaßen war von 2012 bis 2018 Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz. Der damalige Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) schickte ihn im November 2018 in den einstweili­gen Ruhestand. Zu den Gründen für diese Entscheidu­ng zählten Äußerungen Maaßens zu Ausschreit­ungen in Chemnitz sowie ein Redemanusk­ript des damaligen Behördenle­iters, in dem mit Blick auf den seinerzeit­igen Koalitions­partner von „linksradik­alen Kräften in der SPD“die Rede war. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Verfassung­sschutz Maaßen im Blick hat. Wie aus einem von Maaßen selbst veröffentl­ichten Schreiben hervorgeht, speicherte der Verfassung­sschutz Daten zu Maaßen im Informatio­nssystem der Behörde im Bereich Rechtsextr­emismus.

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FOTO: THOMAS BANNEYER/DPA Ex-Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen stellte am Samstag das Gründungsp­rogramm der „Werteunion“auf dem Ausflugssc­hiff Godesia vor.

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