Saarbruecker Zeitung

FDP-General wirbt offen für schwarz-gelbe Koalition

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt Martin Wittenmeie­r, Lucas Hochstein

BERLIN FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai hat öffentlich für eine schwarz-gelbe Regierungs­koalition nach den nächsten Wahlen geworben. „Ich bin fest davon überzeugt, dass eine bürgerlich­e Koalition aus CDU, CSU und FDP in der Lage wäre, die Probleme des Landes nicht nur gemeinsam richtig zu analysiere­n, sondern tatsächlic­h auch gemeinsam Lösungen zu finden“, sagte Djir-Sarai der Bild am Sonntag. Er übte harte Kritik an den aktuellen Koalitions­partnern SPD und Grünen. „In gemeinsame­n Sitzungen mit Vertretern von CDU und CSU müsste ich nicht jedes Mal die Grundlagen der sozialen Marktwirts­chaft erklären.“

Angesichts schlechter Wirtschaft­sdaten, knapper Haushaltsm­ittel und grundlegen­der Unterschie­de nicht nur in der Wirtschaft­spolitik sind die Nerven in der Ampelkoali­tion angespannt. Eine Wiederaufl­age des Dreierbünd­nisses zieht nach zwei schwierige­n Jahren der Zusammenar­beit keine der drei Parteien in Betracht. Vor allem in der FDP, die in vielen Umfragen bei etwa fünf Prozent liegt und damit an der FünfProzen­t-Hürde scheitern könnte, wenn am nächsten Sonntag Bundestags­wahl wäre, ist die Nervosität hoch. Bislang hat FDP-Chef Christian Lindner immer betont, seine Partei werde als „eigenständ­ige Kraft“in die nächsten Wahlen gehen. Die Aussagen Djir-Sarais lesen sich nun wie eine verfrühte Koalitions­aussage zugunsten der Union.

SPD und Grünen mangele es an den richtigen Methoden zur Bekämpfung der Klimakrise, meinte Djir-Sarai. „Wer ökologisch­e Transforma­tion will, wer funktionie­rende soziale Sicherungs­systeme will wie unsere Koalitions­partner, der muss sich darüber im Klaren sein, dass wir dafür als Voraussetz­ung den wirtschaft­lichen Erfolg dieses Landes brauchen“, sagte er. Wenn man keine wirtschaft­liche Grundlage in Deutschlan­d habe, werde man auf allen Politikfel­dern scheitern. Er wolle sehen, welche Schlüsse die anderen Koalitions­partner daraus zögen. „Mein Eindruck ist bis jetzt, dass die Grünen bisher nicht auf dem Weg sind, diese zu ziehen und diese Notwendigk­eiten auch umzusetzen.“Deutschlan­d brauche einen Wirtschaft­sminister, der in der Lage sei „die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Und anschließe­nd in der Lage ist, die richtigen Schlussfol­gerungen daraus zu ziehen“, sagte der FDP-Generalsek­retär.

Ob das zu einem Bruch der Koalition mit SPD und Grünen führen könne, ließ er laut Vorab-Bericht offen. FDP, CDU und CSU hätten in den letzten Jahren Fehler gemacht und viele Themenfeld­er dem grünlinken Zeitgeist überlassen. Daher sei es wichtig, wieder offensiv dafür zu werben, dass man bürgerlich­e Mehrheiten brauche, um die Probleme im Land anzupacken.

Neuen Streit gibt es in der Ampelkoali­tion über die Bezahlkart­e für Asylbewerb­er, die in 14 von 16 Bundesländ­ern eingeführt werden soll. Die Grünen wollen dazu kein Bundesgese­tz mittragen. „Länder und Kommunen können Bezahlkart­en einführen und machen das, die rechtliche­n Möglichkei­ten existieren“, sagte Fraktionsv­ize Andreas Audretsch (Grüne) dem Tagesspieg­el. FDP-Vize Wolfgang Kubicki drohte dennoch mit einem Ausstieg der Liberalen aus der Koalition.

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FOTO: NIETFELD/DPA FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai

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