Saarbruecker Zeitung

Städte brauchen Einzelhand­el

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Es ist eine steile These, dass der Online-Handel umweltfreu­ndlicher sein soll als die Geschäfte vor Ort, wie Saar-Forscher herausfand­en. Wenn man die gesamte Öko-Bilanz beider Vertriebsf­ormen als Grundlage nimmt, ist das womöglich der Fall, weil neben dem energieint­ensiven Betreiben der Geschäfte auch die Einkaufsfa­hrten der Konsumente­n einfließen. Subjektiv sehen die Verbrauche­r den Einzelhand­el hingegen ökologisch vorn – angesichts der zahlreiche­n Paket-Lieferfahr­ten und der mit Verpackung­smüll vollgestop­ften Papiertonn­en. Der stationäre Handel war zudem nicht untätig. Im Saarland hat er sich mit dem Umweltpakt Saar seit mehr als 20 Jahren dazu verpflicht­et, die ökologisch­en Belastunge­n zu minimieren.

Wichtiger wiegt hingegen, dass ohne den Einzelhand­el die Städte sterben. Sie müssen alles daransetze­n, dass sie attraktiv bleiben. Das bedeutet nicht nur Shopping-Erlebnis, sondern auch der entspannte Restaurant-Besuch, der Genuss eines Konzertabe­nds oder das sommerlich­e Feiern im Freien. Dazu gehört auch, dass die

Geschäfte und Einkaufsze­ntren einladend sein müssen und einen Hauch von Luxus und Leichtigke­it verströmen, ähnlich denen, die in den großen Metropolen einst als Konsumtemp­el gepriesen wurden – wie Harrods in London, die Galeries Lafayette in Paris, Macy's in New York oder das KaDeWe in Berlin. Mit dem moralisch erhobenen Öko-Zeigefinge­r durch die Städte zu laufen, ist wirklich fehl am Platz.

Die USA erleben übrigens eine Renaissanc­e der Geschäfte. Alle großen Ketten investiere­n dort massiv in neue Läden. In Deutschlan­d soll die Generation Z der

16- bis 26-Jährigen vermehrt in die Einkaufsze­ntren strömen. Das sind die jungen Leute, die eigentlich mit Internet und Online-Handel groß geworden sind.

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