Wenn’s draußen regnet, dann ab ins Museum
Viele Museen haben in der Winterzeit geschlossen, doch in der Region sind einige Ausstellungen geöffnet, die für die ganze Familie interessant sind. Zum Beispiel kann man die Amerikaner in Baumholder besuchen, die Römer in einer neuen Halle in Alzey und die Bergleute in Bexbach.
HOMBURG/ST. INGBERT Der Winter ist eine ideale Zeit für Museen. Nun kann man sich ausgiebig den Ausstellungen widmen, die man schon lange einmal sehen wollte – ein Highlight vor allem an trüben Tagen. Es gibt Museen, die speziell für Kinder konzipiert sind, und solche, von denen Eltern und Kinder etwas haben. Schade ist, dass viele Museen in der Wintersaison geschlossen sind, weil es an Personal, aber oft auch an Publikum fehlt.
Ein Museum, das für alle Altersklassen gleichermaßern interessant ist, ist das Bergbaumuseum in Bexbach. Hier erlebt man auch in den Wintermonaten die Arbeitswelt der Bergleute. In den unterirdischen Bergwerksanlagen mit verschiedenen Ausbauarten und originalen Maschinen, die teilweise sogar noch betriebsbereit sind, kann man in die damalige Zeit eintauchen, die eigentlich noch nicht mal so lange vorbei ist, aber im digitalen Zeitalter schon wie ein historisches Relikt wirkt. Diese fast vergessene, faszinierende Arbeitswelt wird, sofern man dieses Angebot bucht, von einem erfahrenen Museumsführer erklärt und mit Leben erfüllt. Danach gibt es im Höhencafé im Museumsturm ein deftiges Bergmannsfrühstück oder am Nachmittag Kaffee und Kuchen mit Ausblick auf die Landschaft am Höcherberg, um dessen Bodenschätze sich einst die Preußen und die Bayern sogar unter der Erde in die Haare gerieten.
Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz gibt es eine bunte Vielfalt an Themen und Sammlungen: In Baumholder im Naheland wird die Geschichte der amerikanischen Soldaten gezeigt. Im rheinhessischen Alzey werden seltene römische Funde in einer neuen Steinhalle präsentiert, im pfälzischen Speyer zeigt die Ausstellung „Kreuz und Krone“über 1000 Jahre Kirchengeschichte. Und in Remagen am Rhein sind die Werke von zwei der bedeutendsten Künstler der deutschen Avantgarde zu bestaunen.
Baumholder an der Nahe steht für die amerikanische Militärpräsenz in Deutschland. Dort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine der größten US-Garnisonen in Deutschland eröffnet. Die Zahl der Amerikaner überstieg die der 4000 Einwohner in der Kleinstadt um ein Vielfaches. Noch heute wohnen dort 6000 USBürger – es ist einer der wenigen Militärstützpunkte, die auch nach dem Strukturwandel bestehen blieben.
Die Stadt Baumholder im Landkreis Birkenfeld hat dieser besonderen Epoche eine Dauerausstellung gewidmet. Das im Jahr 2018 eröffnete Kulturzentrum „Goldener Engel“präsentiert die amerikanische Zeit in all ihren Facetten – die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich ein neuer Lebensstil aus Übersee in der Region verbreitete.
Viele Ausstellungsstücke, wie alte Jeeps, grüne Nummernschilder und typisch amerikanische Produkte, illustrieren die US-Militärpräsenz, die die Stadtgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig prägte – mit allen Vor- und Nachteilen, den schönen Seiten und den Alltagsproblemen. In Filmsequenzen und anhand von Bildern wird vor allem die wilde Zeit der 50-er- und 60-er Jahre wieder lebendig.
Und man versteht auch besser, welche Faszination die US-Amerikaner damals auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft ausübten, vor allem auch befeuert von den amerikanischen Filmen der 50-er und 60-er Jahre. Darin wurden oftmals schicke Hotels und prachtvolle Häuser mit Swimmingpools gezeigt, von denen die Deutschen damals nur träumen konnten.
Doch Baumholder gibt es schon länger, denn das Regionalmuseum zeigt überdies auch die Frühgeschichte Baumholders von den Anfängen vor 2000 Jahren bis ins 19. und 20. Jahrhundert. Zum Kulturzentrum „Goldener Engel“gehören neben dem Regionalmuseum auch die Tourist-Information und die Stadtbücherei Baumholder.
Wer sich für die Römer in unserer Region interessiert, muss im Saarpfalz-Kreis noch ein wenig warten, dort haben sie Winterpause. Aber die Tempel- und Weihesteine, Säulen und Skulpturen, die bei den Ausgrabungen 1929 und 1931 im rheinhessischen Alzey gefunden worden waren, ist nun eine neue, moderne Halle zu sehen, die sogenannte Steinhalle.
Die Halle ist ein lichtdurchfluteter Bau mit einer durch graubraune Tonpaneele bestimmte Außenarchitektur. Der optische Gegensatz sei Teil des Reizes, der den Neubau des Alzeyer Stadtmuseums ausmache, heißt es dazu von der RheinlandPfalz-Touristik. Die Halle gibt den Fundstücken aus der römischen Zeit, von denen 2003 weitere entdeckt wurden, erstmals ausreichend Raum und Gewicht. Sie stammen aus einer Epoche, als Alzey noch Altiaium hieß. Auf einem Altarstein des Jahres 223 nach Christus wird dieser Name erstmals verzeichnet, was Alzey zu einer der ältesten Städte in Deutschland macht.
Viele der ausgestellten Steine entstammen Jupitersäulen, mit der Besonderheit, dass der römische Hauptgott dort als Gigantenreiter mit Bart und wallendem Haupthaar dargestellt wird. Das weckt Assoziationen an Schwarzenacker, wo ja auch eine rekonstruierte Jupiter-Gigantensäule steht. Eine ausgefeilte Lichttechnik sorgt für die Inszenierung der Exponate, nach Einbruch der Dunkelheit wird das illuminierte Schaufenster zu einem Kunstwerk der ganz eigenen Art.
Die in der Steinhalle gezeigte Sammlung römischer Fundstücke wird auch mithilfe digitaler Medien präsentiert. Per QR-Code können sich Besucher weiterführende Informationen erschließen und an einer Multimedia-Station im ersten Obergeschoss virtuell in die spannende Welt der Römer eintauchen.
Das Museum Alzey ist täglich geöffnet: Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 12 und 14 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Museum in Baumholder ist barrierefrei und zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag und Donnerstag 10 bis 12 Uhr, Mittwoch 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr sowie jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt für Erwachsene drei Euro, für Kinder ein Euro.