Saarbruecker Zeitung

Wenn’s draußen regnet, dann ab ins Museum

- VON CHRISTINE MAACK Produktion dieser Seite: Frank Kohler Isabelle Schmitt

Viele Museen haben in der Winterzeit geschlosse­n, doch in der Region sind einige Ausstellun­gen geöffnet, die für die ganze Familie interessan­t sind. Zum Beispiel kann man die Amerikaner in Baumholder besuchen, die Römer in einer neuen Halle in Alzey und die Bergleute in Bexbach.

HOMBURG/ST. INGBERT Der Winter ist eine ideale Zeit für Museen. Nun kann man sich ausgiebig den Ausstellun­gen widmen, die man schon lange einmal sehen wollte – ein Highlight vor allem an trüben Tagen. Es gibt Museen, die speziell für Kinder konzipiert sind, und solche, von denen Eltern und Kinder etwas haben. Schade ist, dass viele Museen in der Wintersais­on geschlosse­n sind, weil es an Personal, aber oft auch an Publikum fehlt.

Ein Museum, das für alle Altersklas­sen gleicherma­ßern interessan­t ist, ist das Bergbaumus­eum in Bexbach. Hier erlebt man auch in den Wintermona­ten die Arbeitswel­t der Bergleute. In den unterirdis­chen Bergwerksa­nlagen mit verschiede­nen Ausbauarte­n und originalen Maschinen, die teilweise sogar noch betriebsbe­reit sind, kann man in die damalige Zeit eintauchen, die eigentlich noch nicht mal so lange vorbei ist, aber im digitalen Zeitalter schon wie ein historisch­es Relikt wirkt. Diese fast vergessene, fasziniere­nde Arbeitswel­t wird, sofern man dieses Angebot bucht, von einem erfahrenen Museumsfüh­rer erklärt und mit Leben erfüllt. Danach gibt es im Höhencafé im Museumstur­m ein deftiges Bergmannsf­rühstück oder am Nachmittag Kaffee und Kuchen mit Ausblick auf die Landschaft am Höcherberg, um dessen Bodenschät­ze sich einst die Preußen und die Bayern sogar unter der Erde in die Haare gerieten.

Auch im benachbart­en Rheinland-Pfalz gibt es eine bunte Vielfalt an Themen und Sammlungen: In Baumholder im Naheland wird die Geschichte der amerikanis­chen Soldaten gezeigt. Im rheinhessi­schen Alzey werden seltene römische Funde in einer neuen Steinhalle präsentier­t, im pfälzische­n Speyer zeigt die Ausstellun­g „Kreuz und Krone“über 1000 Jahre Kirchenges­chichte. Und in Remagen am Rhein sind die Werke von zwei der bedeutends­ten Künstler der deutschen Avantgarde zu bestaunen.

Baumholder an der Nahe steht für die amerikanis­che Militärprä­senz in Deutschlan­d. Dort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine der größten US-Garnisonen in Deutschlan­d eröffnet. Die Zahl der Amerikaner überstieg die der 4000 Einwohner in der Kleinstadt um ein Vielfaches. Noch heute wohnen dort 6000 USBürger – es ist einer der wenigen Militärstü­tzpunkte, die auch nach dem Strukturwa­ndel bestehen blieben.

Die Stadt Baumholder im Landkreis Birkenfeld hat dieser besonderen Epoche eine Dauerausst­ellung gewidmet. Das im Jahr 2018 eröffnete Kulturzent­rum „Goldener Engel“präsentier­t die amerikanis­che Zeit in all ihren Facetten – die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich ein neuer Lebensstil aus Übersee in der Region verbreitet­e.

Viele Ausstellun­gsstücke, wie alte Jeeps, grüne Nummernsch­ilder und typisch amerikanis­che Produkte, illustrier­en die US-Militärprä­senz, die die Stadtgesel­lschaft in den vergangene­n Jahrzehnte­n nachhaltig prägte – mit allen Vor- und Nachteilen, den schönen Seiten und den Alltagspro­blemen. In Filmsequen­zen und anhand von Bildern wird vor allem die wilde Zeit der 50-er- und 60-er Jahre wieder lebendig.

Und man versteht auch besser, welche Faszinatio­n die US-Amerikaner damals auf die deutsche Nachkriegs­gesellscha­ft ausübten, vor allem auch befeuert von den amerikanis­chen Filmen der 50-er und 60-er Jahre. Darin wurden oftmals schicke Hotels und prachtvoll­e Häuser mit Swimmingpo­ols gezeigt, von denen die Deutschen damals nur träumen konnten.

Doch Baumholder gibt es schon länger, denn das Regionalmu­seum zeigt überdies auch die Frühgeschi­chte Baumholder­s von den Anfängen vor 2000 Jahren bis ins 19. und 20. Jahrhunder­t. Zum Kulturzent­rum „Goldener Engel“gehören neben dem Regionalmu­seum auch die Tourist-Informatio­n und die Stadtbüche­rei Baumholder.

Wer sich für die Römer in unserer Region interessie­rt, muss im Saarpfalz-Kreis noch ein wenig warten, dort haben sie Winterpaus­e. Aber die Tempel- und Weihestein­e, Säulen und Skulpturen, die bei den Ausgrabung­en 1929 und 1931 im rheinhessi­schen Alzey gefunden worden waren, ist nun eine neue, moderne Halle zu sehen, die sogenannte Steinhalle.

Die Halle ist ein lichtdurch­fluteter Bau mit einer durch graubraune Tonpaneele bestimmte Außenarchi­tektur. Der optische Gegensatz sei Teil des Reizes, der den Neubau des Alzeyer Stadtmuseu­ms ausmache, heißt es dazu von der RheinlandP­falz-Touristik. Die Halle gibt den Fundstücke­n aus der römischen Zeit, von denen 2003 weitere entdeckt wurden, erstmals ausreichen­d Raum und Gewicht. Sie stammen aus einer Epoche, als Alzey noch Altiaium hieß. Auf einem Altarstein des Jahres 223 nach Christus wird dieser Name erstmals verzeichne­t, was Alzey zu einer der ältesten Städte in Deutschlan­d macht.

Viele der ausgestell­ten Steine entstammen Jupitersäu­len, mit der Besonderhe­it, dass der römische Hauptgott dort als Gigantenre­iter mit Bart und wallendem Haupthaar dargestell­t wird. Das weckt Assoziatio­nen an Schwarzena­cker, wo ja auch eine rekonstrui­erte Jupiter-Gigantensä­ule steht. Eine ausgefeilt­e Lichttechn­ik sorgt für die Inszenieru­ng der Exponate, nach Einbruch der Dunkelheit wird das illuminier­te Schaufenst­er zu einem Kunstwerk der ganz eigenen Art.

Die in der Steinhalle gezeigte Sammlung römischer Fundstücke wird auch mithilfe digitaler Medien präsentier­t. Per QR-Code können sich Besucher weiterführ­ende Informatio­nen erschließe­n und an einer Multimedia-Station im ersten Obergescho­ss virtuell in die spannende Welt der Römer eintauchen.

Das Museum Alzey ist täglich geöffnet: Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 12 und 14 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Museum in Baumholder ist barrierefr­ei und zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag und Donnerstag 10 bis 12 Uhr, Mittwoch 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr sowie jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt beträgt für Erwachsene drei Euro, für Kinder ein Euro.

 ?? FOTO: HEIKE ROST ?? In der Stadt Baumholder gibt es eine der größten amerikanis­chen Militärgar­nisonen in Europa. Diesem Kapitel der Nachkriegs­geschichte ist im Kulturzent­rum eine Dauerausst­ellung gewidmet. Sie zeigt den Einfluss der Amerikaner in der Region. Besucher werden in die Zeit der 1950er- und 1960er-Jahre zurückgefü­hrt, als Amerika das Vorbild für einen modernen Lebensstil lieferte.
FOTO: HEIKE ROST In der Stadt Baumholder gibt es eine der größten amerikanis­chen Militärgar­nisonen in Europa. Diesem Kapitel der Nachkriegs­geschichte ist im Kulturzent­rum eine Dauerausst­ellung gewidmet. Sie zeigt den Einfluss der Amerikaner in der Region. Besucher werden in die Zeit der 1950er- und 1960er-Jahre zurückgefü­hrt, als Amerika das Vorbild für einen modernen Lebensstil lieferte.
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FOTO: JENNIFER KLEIN Das Bexbacher Grubenmuse­um ist ganzjährig geöffnet und bietet Besuchern spannende Einblicke in die Zeit des saarländis­chen Bergbaus, hier eine Fördermasc­hine aus der französisc­hen Gießerei Charollais­e.

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