Lufthoheit und drei Punkte für den FCS
Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken gewinnt Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim nach abgeklärter Vorstellung mit 2:0.
MANNHEIM Fast 4000 Fans des bis dato in diesem Jahr noch sieglosen 1. FC Saarbrücken begleiteten den Fußball-Drittligisten am Sonntag zum wichtigen Auswärtsspiel beim abstiegsbedrohten SV Waldhof Mannheim. Sie sollten ihr Kommen nicht bereuen: Am Ende entführte der FCS hochverdient mit 2:0 (2:0) hochverdient drei Punkte.
19 210 Zuschauer im Carl-BenzStadion sorgten beim emotionalen Südwestderby für eine prickelnde Stimmung. FCS-Trainer Rüdiger Ziehl brachte in der Innenverteidigung Bjarne Thoelke für Boné Uaferro, der sich bei einem häuslichen Unfall unter der Woche an der Hand verletzt hatte, in die Startelf. Rechts bekam Julian Günther-Schmidt als Ersatz für den gesperrten Calogero Rizzuto den Vorzug vor Neuzugang Robin Becker. Luca Kerber, beim 1:1 bei Borussia Dortmund II noch Vertreter des damals gesperrten Uaferro, kehrte in seinem 100. Drittliga-Spiel ins Mittelfeld zurück, dafür musste Tim Civeja auf die Bank.
Die Gäste versuchten von Beginn an, die verunsicherten Hausherren unter Druck zu setzen, schnürten den Waldhof am eigenen Strafraum ein, konnten aber zunächst nicht kontrolliert in die gefährliche Zone vordringen. Bis zur 29. Minute gab es in dem intensiven Spiel keinen einzigen Torschuss. Dann flankte Amine Naïfi ohne Gegnerdruck aus dem Halbfeld, Kerber stieg am höchsten und köpfte direkt neben den linken Pfosten – das 1:0 für den 21-Jährigen ausgerechnet im Jubiläumsspiel. „Ich wusste gar nicht, dass es das 100. ist“, sagte der Saarländer, „ich habe nach der Winterpause schon zwei Mal getroffen und die zählten nicht. Jetzt gab es keinen Zweifel.“
Die zuletzt zurecht kritisierte Chancenverwertung des FCS mit nur einem Treffer bei 67 Torschüssen in den ersten drei Spielen 2024 kam auf dem Waldhof endlich auf 100 Prozent. Denn auch der zweite Ball aufs Tor landete im Netz. Nach einer Ecke von Kasim Rabihic erhöhte Thoelke Sekunden vor dem Pausenpfiff per Kopf auf 2:0. Für den verletzungsanfälligen Innenverteidiger war es das erste Saisontor in seinem 50. Drittliga-Einsatz. „Wir haben in dieser Saison schon öfter unsere Qualität bewiesen“, sagte der überragende Kerber, „diesmal haben wir einfach unsere Chancen genutzt.“
FCS-Schlussmann Tim Schreiber war bis dahin beschäftigungslos, Waldhofs Sturm-Neuzugang Terrence Boyd abgemeldet. Die Mannschaft von Ex-Lautern-Trainer Marco Antwerpen hatte im ersten Durchgang keine offensive Spielidee, Antwerpen holte nur einen Punkt aus jetzt drei Spielen.
Die zweite Hälfte begann mit einigen Minuten Verzögerung, weil gelbe Wasserbomben und Gummi-Enten aus dem FCS-Block aufs Spielfeld geflogen waren – ein erneuter Protest gegen die umstrittene DFL-Entscheidung zu einem möglichen Investoren-Einstieg. Die ganz in Gelb spielenden Gäste blieben davon ebenso unbeeindruckt wie vom Dreifachwechsel der Gastgeber.
Der FCS kontrollierte die Dinge im Carl-Benz-Stadion – auf dem Feld wie auf den Rängen. Kai Brünker nahm nach einem schönen Pass in die Schnittstelle den Ball schlecht mit, musste so aus ungünstiger Position abschließen und schoss am langen Eck vorbei (59.). Das hätte sich um ein Haar gerächt. Denn Schreiber musste sich bei einem Kopfball von Boyd ganz lang machen und mit einer Hand klären. Beim Nachschuss des Ex-Saarbrückers Jalen Hawkins, bis dahin eher nur durch Fouls aufgefallen, lief Patrick Sontheimer in die Schussbahn und klärte per Kopf (65.).
Mannheim war nun kurz am Drücker. Ziehl reagierte, brachte positionsgetreu Fabio di Michele Sanchez für Gaus und mit Simon Stehle für Brünker einen schnellen Konterstürmer (75.). Kurz darauf lenkte Waldhof-Torwart Lucien Hawryluk einen Schuss von Günther-Schmidt mit den Fingerspitzen über die Latte (78.). Danach machte „Günni“für Neuzugang Robin Becker Platz (85.). Mannheims Strohfeuer war da schon längst abgebrannt. Saarbrücken konnte Körner sparen, Hawryluk klärte noch mal mit dem Fuß gegen Sontheimer. „Wir haben jetzt drei Punkte geholt, aber zuvor viel liegen lassen“, sagte Sontheimer vor dem Nachholspiel am Mittwoch um 19 Uhr bei Viktoria Köln und forderte: „Jetzt müssen wir gegen meinen Ex-Verein nachlegen.“