Saarbruecker Zeitung

Keine Glanzleist­ung, aber auch kein Desaster

Mit drei Medaillen geht‘s für die deutschen Biathleten von der WM nach Hause. Dabei sind Probleme mit dem Material offensicht­lich.

- VON SANDRA DEGENHARDT UND THOMAS WOLFER

NOVE MESTO (dpa) Während sich der neue Rekordwelt­meister Johannes Thingnes Bö seine 20. Goldmedail­le abholte, blieb für die deutschen Biathleten bei den letzten Siegerehru­ngen wieder nur die Zuschauerr­olle. Vanessa Voigt als Fünfte und Philipp Nawrath auf Rang zehn in den abschließe­nden Massenstar­ts offenbarte­n am letzten Tag der WM in Nove Mesto: Zum Saisonhöhe­punkt war das deutsche Team nicht in der erhofften Top-Verfassung, weder beim Material noch sportlich.

„Du rackerst dich ab und kommst einfach nicht hinterher.“Vanessa Voigt, deutsche Biathletin

Voigt konnte am Sonntag zwar mit ihrem fehlerfrei­en Schießen sehr zufrieden sein. Doch in der Loipe fühlte es sich an „wie im Flugzeug, die vorn in der Business Class und wir zweite Klasse. Du rackerst dich ab und kommst einfach nicht hinterher“, meinte die 26-Jährige, sagte aber auch: „Vielleicht haben wir auch nicht die überragend­e Form.“

Zwar sind das Einzel-Silber von Janina Hettich-Walz sowie Bronze durch die Frauenstaf­fel und Benedikt Doll im Einzel keine Bruchlandu­ng. Aber nur drei von 28 möglichen Medaillen – und erstmals seit 2021 kein Gold bei einem Großereign­is – kommen einer gewissen Ernüchteru­ng gleich, waren die Erwartunge­n nach zuvor fünf Weltcup-Siegen und weiteren 15 Podestplät­zen berechtigt hoch.

„Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir 1:1 weitermach­en mit den Erfolgen“, hatte Sportdirek­tor Felix Bitterling nach den Staffeln gesagt. Es sei aber „absolut nicht alles schlecht“, zumal man wie im Vorjahr in Oberhof drei Medaillen holte – und damals sei ja noch Denise Herrmann-Wick dabei gewesen.

Positiv in Erinnerung bleiben die erste WM-Medaille von Hettich-Walz und Rang drei von Doll.

Auch der Staffelerf­olg war nach dem kurzfristi­gen Ausfall von Franziska Preuß eine kleine Überraschu­ng. Die fast schon im Bus in Richtung Heimat sitzende Sophia Schneider als Ersatzfrau machte einen starken Job. Zudem ließ die 19 Jahre alte WM-Debütantin Selina Grotian mit Rang vier im Einzel und einem guten Staffelein­satz aufhorchen. Bei den Männern nutzte nur Doll bei seinem mutmaßlich letzten WM-Einsatz die

Gunst der Stunde. Rang vier in der Staffel war nach zuvor allen Rennen auf dem Podest eine Enttäuschu­ng.

Dominator Bö zog derweil durch sein drittes Gold in Tschechien, es war sein 20. WM-Gold insgesamt, mit seinem Landsmann Ole Einar Björndalen gleich und stand wie im Vorjahr in Oberhof in allen sieben Rennen auf dem Podest.

In der Vysocina Arena kamen bei den Deutschen viele Faktoren zusammen. Weder passte durchgehen­d die Tagesform mit Schießund Laufleistu­ng noch die mentale Stärke, dazu fehlte auch immer mal wieder das nötige Quäntchen Glück. Doch ein Thema überstrahl­te alles: In der Materialsc­hlacht nach dem Fluorwachs-Verbot fand das deutsche Techniker-Team nicht die perfekten Skier. Außer bei den beiden erfolgreic­hen Einzelrenn­en, zu denen die Temperatur­en etwas niedriger waren, war das DSV-Team in der Loipe nicht konkurrenz­fähig.

In Nove Mesto waren sechs Techniker vor Ort, für die WM kamen noch drei Kollegen aus dem Oberhofer Technologi­ezentrum mit einer mobilen Schleifmas­chine. Selbst Estland und Finnland hielten läuferisch mit. „Die haben wahrschein­lich einfach was gefunden. Nach der Weltmeiste­rschaft sind noch drei Weltcups, da sind wir noch mal dabei“, hofft Doll.

 ?? FOTO: SCHMIDT/DPA ?? Eine von drei deutschen WM-Medaillen: Janina Hettich-Walz, Selina Grotian, Vanessa Voigt und Sophia Schneider (von links) freuten sich über Bronze im Staffelren­nen.
FOTO: SCHMIDT/DPA Eine von drei deutschen WM-Medaillen: Janina Hettich-Walz, Selina Grotian, Vanessa Voigt und Sophia Schneider (von links) freuten sich über Bronze im Staffelren­nen.

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