Saarbruecker Zeitung

Bund und Länder vor harten Verhandlun­gen

Gleich mehrere Gesetze wurden zuletzt im Bundesrat blockiert. Nun soll der Vermittlun­gsausschus­s zwischen Bundestag und Ländern schlichten. Doch die Fronten sind insbesonde­re beim Wachstumsc­hancengese­tz verhärtet.

- VON JAN DREBES

(jd/dpa) An diesem Mittwochab­end wird es spannend: Dann kommt der Vermittlun­gsausschus­s zusammen und soll zwischen Bundestag und Bundesrat eine Einigung bei gleich mehreren Gesetzen erzielen. Eines davon: Das sogenannte Wachstumsc­hancengese­tz, das zuletzt keine Mehrheit in der Länderkamm­er bekam und Entlastung­en für die Wirtschaft bringen soll. Doch zwei Tage vor der Sitzung zeichnet sich noch keine Einigung ab.

Hintergrun­d des jüngsten Streits um das Gesetz sind Äußerungen aus der Unionsspit­ze, wonach die von CDU und CSU angeführte­n Länder nur dann zustimmen würden, wenn die Streichung­en der Agrardiese­lSubventio­nen zurückgeno­mmen werden.

Nun hat die Bundesregi­erung den Druck erhöht. Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit verwies am Montag auf ein Schreiben der UnionsFrak­tionsspitz­e an Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) mit Vorschläge­n zu mehr Wirtschaft­swachstum.

„Das schnellste und sinnvollst­e Verfahren wäre, sehr schnell das Wachstumsc­hancengese­tz, was im Augenblick von den Ländern blockiert wird, gangbar zu machen“, sagte Hebestreit. Das Thema Agrardiese­l sei nicht Teil des Vermittlun­gsverfahre­ns. „Und dann würde ich auch davor warnen, so sachfremde Erwägungen da miteinzube­ziehen. Man könnte den Verdacht haben, dass da sehr taktisch hantiert wird und man nicht lösungsori­entiert ist.“Er sagte weiter, die Bundesregi­erung sei nicht Teil des Vermittlun­gsverfahre­ns.

Das Gesetz sieht bislang steuerlich­e Entlastung­en für Unternehme­n bis 2028 und eine Beschleuni­gung von Genehmigun­gsverfahre­n vor. Der Bundesrat hatte das Wachstumsc­hancengese­tz blockiert, weil es zu Einnahmeau­sfällen bei den Ländern führen könnte. Daher steckt es jetzt im Vermittlun­gsverfahre­n zwischen Bundestag und Länderkamm­er.

Vertreter von Bund und Ländern hatten am Freitag in Vorverhand­lungen einen möglichen Kompromiss erarbeitet. Das geplante Entlastung­svolumen für die Wirtschaft – vor allem über zusätzlich­e Abschreibu­ngsmöglich­keiten – soll mit dem Kompromiss auf 3,2 Milliarden Euro pro Jahr sinken, nur etwa die Hälfte der bisherigen Pläne.

Die Zustimmung zu diesem vorläufige­n Kompromiss, der die Belastung von Ländern und Kommunen reduzieren soll, kann im Vermittlun­gsausschus­s noch an den unionsgefü­hrten Bundesländ­ern

scheitern – etwa wegen der Agrardiese­lforderung. Bei SPD-geführten Ländern ist der Ärger über die Union groß, den Agrardiese­l in die Verhandlun­gen zu mischen. Saarlands Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte unserer Redaktion: „Das Wachstumsc­hancengese­tz zu blockieren mit Verweis auf den Agrardiese­l ist ein politische­s Manöver der Union auf dem Rücken der

Landwirte. Das hat schlicht nichts miteinande­r zu tun.“Die Bauern hätten es nicht verdient, zum Handelsgut auf dem Basar zu werden, sondern bräuchten vernünftig­e, respektvol­le Gespräche über die Gesamtlage der Landwirtsc­haft.

Zugleich gibt es auch in sozialdemo­kratisch regierten Bundesländ­ern Vorbehalte gegen das Wachstumsc­hancengese­tz, beispielsw­eise in Niedersach­sen. Regierungs­chef Stephan Weil (SPD) sprach mit Blick auf den vorläufige­n Kompromiss aber von einem guten Ergebnis und äußerte die Hoffnung, am Mittwoch zu einer Einigung zu kommen. Doch er sprach auch davon, dass es wohl eine längere Sitzung des Vermittlun­gsausschus­ses geben werde.

Unterdesse­n nimmt die Debatte über notwendige Maßnahmen für eine Entlastung der Wirtschaft weiter Fahrt auf. So forderte FDPGeneral­sekretär Bijan Djir-Sarai, die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen in Deutschlan­d schnell zu verbessern, um die gegenwärti­ge konjunktur­elle Flaute zu überwinden. „Der Aufschwung 2025 wird nicht vom Himmel fallen“, sagte er. Djir-Sarai bescheinig­te Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne), die richtige Analyse zu den Problemen des Wirtschaft­sstandorts Deutschlan­d angestellt zu haben. Seine Schlussfol­gerung, die Wirtschaft über ein schuldenfi­nanziertes Sonderverm­ögen zu subvention­ieren, teile die FDP jedoch nicht. „Subvention­en an der Stelle sind nicht die Lösung, die wir brauchen“, sagte er.

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FOTO: PLEUL/DPA Die Union will dem Wachstumsc­hancengese­tz nur zustimmen, wenn die Ampel die Streichung der Agrardiese­l-Subvention­en zurücknimm­t.

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