Saarbruecker Zeitung

Auch Dillingen untersagt „Blauen Montag“der AfD

Trotzdem fand das Parteitref­fen am Montagaben­d statt – in der AfD-Landesgesc­häftsstell­e in Saarbrücke­n, ohne Journalist­en.

- VON DANIEL KIRCH UND FRANK BREDEL

Die Stadt Dillingen hat eine für Montagaben­d geplante Kundgebung der AfD Saar mit zwei Politikern aus Hessen und Rheinland-Pfalz in einem Schützenha­us mehrere Stunden vor dem geplanten Beginn verhindert. Das Gebäude, in dem der „Blaue Montag“bei Kartoffeln, Heringen und Wienern stattfinde­n sollte, gehört nach Angaben einer Rathaus-Sprecherin der Stadt Dillingen und ist an den Schützenve­rein 1906 Dillingen verpachtet.

Die Stadt forderte den Pächter am Montagnach­mittag per förmlich zugestellt­em Anwaltssch­reiben auf, die für 19 Uhr angesetzte Veranstalt­ung nicht stattfinde­n zu lassen – denn der Pachtvertr­ag erlaube die Nutzung der Räumlichke­iten ausschließ­lich zu Schießspor­tzwecken.

Nach den Worten der Sprecherin hatte die Stadt erst am Morgen erfahren, dass der öffentlich als „Geheimtref­fen im Raum Saarlouis/Dillingen“angekündig­te „Blaue Montag“in Dillingen stattfinde­n soll – durch einen SZ-Bericht. Journalist­en wurden nicht zugelassen – „wegen Platzmange­l“, wie die AfD offiziell eine Anfrage der SZ beschied.

Laut AfD drohte die Stadt Dillingen dem Pächter mit der Kündigung des Pachtvertr­ages, sollte die Veranstalt­ung wie geplant abgehalten werden. Über das Schreiben der Stadt hatte zuerst der SR berichtet.

Kurz nachdem er von der Aufforderu­ng der Stadt Dillingen erfahren hatte, kündigte AfD-Landeschef Carsten Becker in einer E-Mail an Parteimitg­lieder an, dass das Treffen dennoch stattfinde­n wird – „trotz all dieser Repression­en von staatliche­r Seite und durch die Altparteie­n“. Becker: „Wir lassen uns nicht kleinkrieg­en!“Als neuen Veranstalt­ungsort nannte

er die AfD-Landesgesc­häftsstell­e in der Dudweiler Landstraße in Saarbrücke­n. Diese verfügt über einen großzügige­n Tagungsrau­m.

Vor der Geschäftss­telle wollten AfD-Vertreter den anwesenden

Journalist­en untersagen, vom Bürgerstei­g aus zu fotografie­ren, was rechtlich allerdings nicht möglich ist. Rund 20 linksgeric­htete Demonstran­ten skandierte­n unter anderem: „AfD Faschisten­pack, wir haben euch zum Kotzen satt“und – angesichts des Polizei-Aufgebots – „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“.

Nach Dillingen wollte die AfD ausweichen, nachdem sich der Landesverb­and zuvor erfolglos um Lokalitäte­n in Quierschie­d und in Saarbrücke­n-Fechingen bemüht hatte. Aus Sicht der AfD handelte es sich jeweils um „politisch motivierte Hallenabsa­gen“. In Quierschie­d lehnte die Gemeinde eine Buchungsan­frage für die Halle Q.lisse mit der Begründung ab, die AfD habe kein Sicherheit­skonzept vorgelegt, dies sei in diesem Fall aber unabdingba­r.

Auch in Fechingen durfte die AfD den „Blauen Montag“nicht ausrichten. Der Pächter der Festhalle sagte der Partei kurzfristi­g ab, weil der Pachtvertr­ag zwischen den Stadtwerke­n Saarbrücke­n und dem Pächter Partei-Veranstalt­ungen und Erotikmess­en in der Liegenscha­ft ausdrückli­ch ausschließ­t.

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FOTO: BECKERBRED­EL Nach der Absage in Dillingen wich die AfD Saar in ihre Landesgesc­häftsstell­e in der Dudweiler Landstraße 99 in Saarbrücke­n aus.

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