Saarbruecker Zeitung

Saar-Fraktionen dringen auf Bezahlkart­e

Statt Bargeld für Asylbewerb­er eine Bezahlkart­e ohne Überweisun­gsfunktion: Darauf hatten sich Bund und Länder geeinigt. Doch nun gibt es erneut Streit in der Ampel-Regierung über das weitere Vorgehen. Die Parteien im saarländis­chen Landtag fordern indes e

- VON LEA KASSECKERT

(lck/dpa) Um die Einführung der Bezahlkart­e für Asylsuchen­de ist im Bund erneut eine Diskussion ausgebroch­en. Der Grund: Die Grünen sehen keine Notwendigk­eit, dafür ein neues Bundesgese­tz zu verabschie­den. Zuvor hatten sich 14 von 16 Bundesländ­ern Ende Januar auf ein gemeinsame­s Vergabever­fahren zur Einführung einer Bezahlkart­e für Asylbewerb­er geeinigt, das bis zum Sommer abgeschlos­sen sein soll. Das Saarland war einer der Befürworte­r.

Mit der Karte soll unter anderem verhindert werden, dass Migranten Geld an Schlepper oder an ihre Familie oder Freunde ins Ausland überweisen. Die FDP argumentie­rt, dass das derzeit aber nur für einen Teil der Asylbewerb­er möglich ist und für jene, die außerhalb von Aufnahmeei­nrichtunge­n wohnen, stattdesse­n Geldleistu­ngen vorgeschri­eben sind. Es bedürfe einer Bundesrege­lung, um dies zu vereinheit­lichen.

Irene Mihalic, Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, verwies auf die begonnene Einführung der Bezahlkart­e in Hamburg und die in zwei Wochen geplante Einführung in Bayern. Dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d sagte sie: „Die Länder haben alle rechtliche­n Möglichkei­ten, die sie brauchen, und sie werden offenbar auch genutzt. Dies ist in der Koalition besprochen und wird auch vom Kanzleramt seit Monaten so vertreten.“

Das Saarland befindet sich indes noch in der Vorbereitu­ngsphase, wie das Innenminis­terium in der vergangene­n Woche auf SZ-Anfrage mitteilte. Unter anderem laufen Abstimmung­en mit Behörden und Kommunen, um den Bedarf an Bezahlkart­en im Saarland zu ermitteln. SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon betonte am Montag in der Landespres­sekonferen­z, dass die Bezahlkart­e nun wie vereinbart eingeführt werden soll, „ohne dass jedes Land meint, seine eigenen Sonderrege­lungen zu machen“. Damit appelliert­e er an die Grünen sowie die Opposition­sparteien, sich solidarisc­h zu zeigen und die Vereinbaru­ng so anzuerkenn­en, wie sie bereits getroffen wurde. Die erneute Debatte, die nun durch die Grünen angestoßen wurde, bezeichnet­e der SPD-Mann als „Versuch von Einzelnen, dieses Thema wieder hochzuspie­len“. Der eigentlich­e Punkt sei, dass endlich Ruhe in die Migrations­politik gebracht werden müsse, sagte Commerçon.

Das Saarland befindet sich noch in der Vorbereitu­ngsphase, wie das Innenminis­terium auf SZ-Anfrage mitteilte.

Als einen „Hemmschuh für die Entwicklun­g in Deutschlan­d“bezeichnet­e Opposition­sführer Stephan Toscani (CDU) den wieder aufkeimend­en Streit in der AmpelRegie­rung. Die CDU-Fraktion des saarländis­chen Landtags stehe klar hinter dem Modell der Bezahlkart­e, da die Vermeidung von Bargeldzah­lungen dazu beitrage, Gründe für die Zuwanderun­g nach Deutschlan­d abzubauen, so Toscani, und er ergänzte: „Wir fordern eine zügige Umsetzung.“Es wäre schädlich, wenn es aufgrund des internen Streits der Regierungs­parteien in Berlin zu einer Verzögerun­g bei der

Einführung käme, sagte der CDUFraktio­nschef.

Auch der AfD-Landtagsab­geordnete Christoph Schaufert befürworte­te grundsätzl­ich die geplante Bezahlkart­e. „Alles, was den Magneten Deutschlan­d ein klein wenig schwächer macht, ist ein zu begrüßende­s Mittel“, so Schaufert am Montag. Aus Sicht der Saar-AfD sei vor allem die Idee begrüßensw­ert, dass Asylsuchen­de mit der Karte nur noch über einen geringen Betrag an Bargeld verfügen können und damit ein Geldtransf­er in ihre Heimatländ­er ausgeschlo­ssen werden soll, erklärte Schaufert.

Zum Streit in der Ampel äußerte sich am Montag auch die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) im Berliner Tagesspieg­el. „Es muss möglich sein, innerhalb der Ampel-Koalition einen Kompromiss mitzutrage­n, der zwischen der Bundesregi­erung und 16 Landesregi­erungen unterschie­dlichster Couleur abgestimmt ist.“Der Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, Hessens Regierungs­chef Boris Rhein (CDU), hatte den Grünen eine „Blockade“vorgeworfe­n und ein Machtwort von Kanzler Olaf Scholz (SPD) gefordert.

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FOTO: VON DITFURTH/DPA Eine bundesgese­tzliche Regelung für die Bezahlkart­e für Asylbewerb­er steht weiter auf der Kippe.

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