Wo Rugby Saarländer und Lothringer zusammenbringt
Die Spieler kommen aus der ganzen Welt, trainiert wird abwechselnd in Saarbrücken und in Forbach: Wir waren beim Training von „ Stade Sarrois“dabei.
„On y va, los geht's“, eröffnet Fabrice Podevin das Training des einzigen saarländischen Rugby Clubs „Stade Sarrois“. Der Präsident und Trainer leitet die Herrenmannschaft auf dem Kunstrasenplatz in Brebach auf Deutsch und Französisch an. Verständnisprobleme? Fehlanzeige. Das „franco-allemand“ist Alltag für die Spieler von „Forbach-SarrebruckRugby“, der ersten grenzüberschreitenden Rugby-Spielgemeinschaft Frankreichs.
Der Verein „Stade Sarrois“wurde 2008 von französischen Studierenden gegründet. Bis 2016 spielte die Mannschaft im deutschen Ligasystem, häufig kamen jedoch nicht genug Spieler für den Spieltags-Kader zusammen. Auch der Weg zu den nächstgelegen Rugby-Clubs in Worms, Trier und Kaiserslautern war für den kleinen Verein meistens zu umständlich, Spiele kamen nicht immer zustande. Zudem gab es wenig institutionelle Unterstützung, da Rugby in Deutschland eine Randsportart ist.
In Frankreich hingegen ist Rugby neben Fußball die populärste Sportart und fasziniert Millionen, die Rugby-WM 2023 war das Sportereignis des Jahres. Die Aussicht auf regelmäßige Spiele im französischen Ligasystem bewog daher den Saarbrücker Club dazu, 2016 die Aufnahme im französischen Rugby-Verband zu beantragen, der den Club begeistert empfangen hat.
Doch das Problem des zu kleinen Kaders, primär bedingt durch Zuund Abgänge der ausländischen Studierenden, blieb bestehen. Erneut war die deutsch-französische Freundschaft die Lösung: „Stade Sarrois“ging ab der Saison 2021/22 eine Spielgemeinschaft mit dem befreundeten Verein „US Forbach“ein. Die Spieler kannten sich bereits durch gemeinsame Trainings. Seitdem spielt die Herrenmannschaft „Forbach-Sarrebruck Rugby“in der Grand-Est-Liga. In der Saison 23/24 tritt man in der dritten Spielklasse gegen sieben andere Mannschaften an, nach acht Spieltagen steht die Mannschaft auf Platz sechs. Im Kinder- und Jugendbereich kooperiert Stade Sarrois ebenfalls mit Forbach, und die Damenmannschaft spielt im 7er Rugby in der deutschen Regionalliga Südwest.
„Das Besondere am Club sind die vielen Nationalitäten: Hier trainieren Mexikaner, Niederländer, Rumänen, Japaner, Deutsche und Franzosen“, sagt Spieler Andreas Janto. Zeitweise habe es 17 verschiedene Nationen im Team gegeben. Simon Grasborn pflichtet seinem Teamkameraden bei: Dank der Internationalität des Teams könne er sich inzwischen grundsätzlich auf Französisch, Englisch und Spanisch verständigen. „Ich habe auf dem Platz mehr Französisch gelernt als in der Schule“, sagt er.
Für Jugendtrainer Martin Patton ist es Ehrensache, in einem deutschfranzösischen Rugby-Club zu spielen. „Es gehört zur saarländischen Identität, die grenzüberschreitende Freundschaft zu leben“, findet er. „Wir reden untereinander Französisch, Deutsch, Platt und Englisch“, berichtet Patton. „Die berüchtigte dritte Halbzeit mit Essen und Trinken gehört natürlich dazu“, sagt er und schmunzelt. Nach den Spielen gäbe es auch bei besonders guten Leistungen manchmal ein Gläschen Champagner.
„Unser Verein ist für junge Leute eine Möglichkeit, Sport zu treiben und dabei grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Französisch zu lernen“, erklärt Präsident Podevin. „Leider haben wir im Saar-Sport zu wenig gemischte deutsch-französische Teams“, berichtet er. „Von vielen Freunden aus saarländischen Handball-Vereinen weiß ich, dass sie gerne Spieler von hinter der Grenze aufnehmen würden“, sagt Podevin. Interessenten gäbe es genug. Das Problem sei das Erhalten einer Lizenz und einer Versicherung im Nachbarland, sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Podevin sieht daher die Politik in der Verantwortung, bürokratische Hürden in der Grenzregion abzubauen, um deutsch-französische Sportkooperationen zu fördern. Für die Zukunft wünscht er sich mehr saarländische Rugby-Clubs, „damit wir eine Rugby-Landesliga gründen können.“
Lust bekommen? „Jeder ist herzlich eingeladen, den Rugby-Sport in einem Probetraining bei uns auszuprobieren“, sagt Podevin. Egal welches Alter, Fitnesszustand oder Körperstatur: Im Rugby würde jeder seinen Platz finden. Im Vordergrund würden ohnehin der Spaß und der deutsch-französische Austausch stehen.
Trainiert wird in Brebach und in Forbach. Anfragen für ein Probetraining im Kinder-, Damen- oder Herrenbereich per E-Mail an vorstand@stade-sarrois.de