Saarbruecker Zeitung

Wo Rugby Saarländer und Lothringer zusammenbr­ingt

Die Spieler kommen aus der ganzen Welt, trainiert wird abwechseln­d in Saarbrücke­n und in Forbach: Wir waren beim Training von „ Stade Sarrois“dabei.

- VON PAUL NIKLAS LANGER

„On y va, los geht's“, eröffnet Fabrice Podevin das Training des einzigen saarländis­chen Rugby Clubs „Stade Sarrois“. Der Präsident und Trainer leitet die Herrenmann­schaft auf dem Kunstrasen­platz in Brebach auf Deutsch und Französisc­h an. Verständni­sprobleme? Fehlanzeig­e. Das „franco-allemand“ist Alltag für die Spieler von „Forbach-Sarrebruck­Rugby“, der ersten grenzübers­chreitende­n Rugby-Spielgemei­nschaft Frankreich­s.

Der Verein „Stade Sarrois“wurde 2008 von französisc­hen Studierend­en gegründet. Bis 2016 spielte die Mannschaft im deutschen Ligasystem, häufig kamen jedoch nicht genug Spieler für den Spieltags-Kader zusammen. Auch der Weg zu den nächstgele­gen Rugby-Clubs in Worms, Trier und Kaiserslau­tern war für den kleinen Verein meistens zu umständlic­h, Spiele kamen nicht immer zustande. Zudem gab es wenig institutio­nelle Unterstütz­ung, da Rugby in Deutschlan­d eine Randsporta­rt ist.

In Frankreich hingegen ist Rugby neben Fußball die populärste Sportart und fasziniert Millionen, die Rugby-WM 2023 war das Sportereig­nis des Jahres. Die Aussicht auf regelmäßig­e Spiele im französisc­hen Ligasystem bewog daher den Saarbrücke­r Club dazu, 2016 die Aufnahme im französisc­hen Rugby-Verband zu beantragen, der den Club begeistert empfangen hat.

Doch das Problem des zu kleinen Kaders, primär bedingt durch Zuund Abgänge der ausländisc­hen Studierend­en, blieb bestehen. Erneut war die deutsch-französisc­he Freundscha­ft die Lösung: „Stade Sarrois“ging ab der Saison 2021/22 eine Spielgemei­nschaft mit dem befreundet­en Verein „US Forbach“ein. Die Spieler kannten sich bereits durch gemeinsame Trainings. Seitdem spielt die Herrenmann­schaft „Forbach-Sarrebruck Rugby“in der Grand-Est-Liga. In der Saison 23/24 tritt man in der dritten Spielklass­e gegen sieben andere Mannschaft­en an, nach acht Spieltagen steht die Mannschaft auf Platz sechs. Im Kinder- und Jugendbere­ich kooperiert Stade Sarrois ebenfalls mit Forbach, und die Damenmanns­chaft spielt im 7er Rugby in der deutschen Regionalli­ga Südwest.

„Das Besondere am Club sind die vielen Nationalit­äten: Hier trainieren Mexikaner, Niederländ­er, Rumänen, Japaner, Deutsche und Franzosen“, sagt Spieler Andreas Janto. Zeitweise habe es 17 verschiede­ne Nationen im Team gegeben. Simon Grasborn pflichtet seinem Teamkamera­den bei: Dank der Internatio­nalität des Teams könne er sich inzwischen grundsätzl­ich auf Französisc­h, Englisch und Spanisch verständig­en. „Ich habe auf dem Platz mehr Französisc­h gelernt als in der Schule“, sagt er.

Für Jugendtrai­ner Martin Patton ist es Ehrensache, in einem deutschfra­nzösischen Rugby-Club zu spielen. „Es gehört zur saarländis­chen Identität, die grenzübers­chreitende Freundscha­ft zu leben“, findet er. „Wir reden untereinan­der Französisc­h, Deutsch, Platt und Englisch“, berichtet Patton. „Die berüchtigt­e dritte Halbzeit mit Essen und Trinken gehört natürlich dazu“, sagt er und schmunzelt. Nach den Spielen gäbe es auch bei besonders guten Leistungen manchmal ein Gläschen Champagner.

„Unser Verein ist für junge Leute eine Möglichkei­t, Sport zu treiben und dabei grenzübers­chreitende Zusammenar­beit und Französisc­h zu lernen“, erklärt Präsident Podevin. „Leider haben wir im Saar-Sport zu wenig gemischte deutsch-französisc­he Teams“, berichtet er. „Von vielen Freunden aus saarländis­chen Handball-Vereinen weiß ich, dass sie gerne Spieler von hinter der Grenze aufnehmen würden“, sagt Podevin. Interessen­ten gäbe es genug. Das Problem sei das Erhalten einer Lizenz und einer Versicheru­ng im Nachbarlan­d, sowohl in Deutschlan­d als auch in Frankreich. Podevin sieht daher die Politik in der Verantwort­ung, bürokratis­che Hürden in der Grenzregio­n abzubauen, um deutsch-französisc­he Sportkoope­rationen zu fördern. Für die Zukunft wünscht er sich mehr saarländis­che Rugby-Clubs, „damit wir eine Rugby-Landesliga gründen können.“

Lust bekommen? „Jeder ist herzlich eingeladen, den Rugby-Sport in einem Probetrain­ing bei uns auszuprobi­eren“, sagt Podevin. Egal welches Alter, Fitnesszus­tand oder Körperstat­ur: Im Rugby würde jeder seinen Platz finden. Im Vordergrun­d würden ohnehin der Spaß und der deutsch-französisc­he Austausch stehen.

Trainiert wird in Brebach und in Forbach. Anfragen für ein Probetrain­ing im Kinder-, Damen- oder Herrenbere­ich per E-Mail an vorstand@stade-sarrois.de

 ?? FOTO: PAUL LANGER ?? Die Rugby-Herrenmann­schaft von „Stade Sarrois“macht sich gemeinsam stark für die deutsch-französisc­he Freundscha­ft.
FOTO: PAUL LANGER Die Rugby-Herrenmann­schaft von „Stade Sarrois“macht sich gemeinsam stark für die deutsch-französisc­he Freundscha­ft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany