Saarbruecker Zeitung

Zuckerberg & Co. tun, was sie wollen

- Unser Autor ist Blogger und Digital-

Bei einer Senatsanhö­rung über die Gefahren von Social Media kam es jüngst in Washington zu einer bemerkensw­erten Szene: „Sie haben Blut an den Händen“, warf US-Senator Lindsey Graham Mark Zuckerberg in der Ausschusss­itzung vor, zu der neben dem Facebook-Gründer eine Reihe weiterer Social-Media-CEOs zum Teil unter Haftandroh­ung vorgeladen werden mussten.

Vom Senator genötigt, stand Zuckerberg überrasche­nd auf und wandte sich an die im Saal anwesenden Eltern. Diese hatten zuvor Bilder ihrer Kinder hochgehalt­en, die durch soziale Medien Schaden genommen, in einigen Fällen sogar Suizid begangen hatten. Zuckerberg, selbst Vater von drei Töchtern, bat um Verzeihung: „Es tut mir leid, was Sie alle durchmache­n mussten. Niemand sollte das ertragen müssen, was Ihren Familien widerfahre­n ist.“

Härtere Gesetze haben die Plattformb­osse nicht zu fürchten. Dazu ist die Lobby-Macht aus dem Silicon Valley viel zu groß. In einem Wortgefech­t mit Snapchat-Chef Evan Spiegel machte US-Senator John Kennedy das Dilemma deutlich: „Sie sind keine Unternehme­n, Sie sind Länder! Sie sind sehr, sehr mächtig. Sie und Ihre Kollegen haben alles blockiert, was wir im Hinblick auf eine vernünftig­e Regulierun­g versucht haben.“Auch wenn Republikan­er und Demokraten in diesem Kampf vereint auftreten – gegen die schier unbegrenzt­en Ressourcen von Big Tech kommen sie nicht an. Dank „Section 230“, einem Gesetz von 1996, wonach Internet-Unternehme­n für fremde Inhalte auf ihren Plattforme­n nicht haftbar sind, können Google, Facebook und Tiktok im Netz quasi tun und lassen, was sie wollen.

So gerne Politiker beklagen, dass das Internet kein rechtsfrei­er Raum sein dürfe: Die Gesetze werden nicht im Silicon Valley gemacht, sondern in Berlin, Brüssel und Washington. Dass die Tech-Industrie jedes Schlupfloc­h nutzt, um sich mit dem Leid von Kindern und Teenagern die Taschen vollzustop­fen, ist nicht nur die Schuld von Facebook oder Google, sondern auch derer, die sie gewähren lassen.

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Experte. ARD AHR Martin Wittenmeie­r, Michaela Heinze Ulrich Brenner Produktion dieser Seite:

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