Saarbruecker Zeitung

Russischer „Verräter“an der Costa Blanca ermordet

Der 2023 in die Ukraine übergelauf­ene russische Hubschraub­er-Pilot Maxim Kuzminov ist in Spanien erschossen aufgefunde­n worden.

- VON RALPH SCHULZE Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Isabelle Schmitt

Dissidente­n, Kritiker, Deserteure – die Liste der Putin-Opfer wird immer länger. Nun wurde bestätigt, dass der russische Hubschraub­erpilot Maxim Kuzminov, der sich 2023 mit seinem Helikopter in die Ukraine absetzte, in Spanien ermordet wurde. Seine von Kugeln durchlöche­rte Leiche wurde an der Costa Blanca gefunden. Im Verdacht steht erneut Russlands Geheimdien­st, der im Auftrag des russischen Präsidente­n Wladimir Putin Jagd auf Abtrünnige macht. Erst vor wenigen Tagen war der Tod des Bürgerrech­tlers Alexey Nawalny bekannt geworden, der unter unklaren Umständen in einem russischen Straflager starb.

Der damals 28 Jahre alte Pilot Kuzminov hatte bei seiner Flucht in die Ukraine im August 2023 nicht nur seinen Transporth­ubschraube­r MI-8 mitgebrach­t, sondern auch militärisc­he Dokumente. Vom ukrainisch­en Geheimdien­st, der bei der Flucht geholfen hatte, wurde Kuzminov daraufhin mit viel Geld, die Rede ist von nahezu einer halben Million Dollar, belohnt. Die hohe Prämie sollte weitere russische Soldaten zum Überlaufen verführen. Die ukrainisch­en Sicherheit­sbehörden verschafft­en Kuzminov zudem eine neue Identität, um ihn vor russischen Killern zu schützen.

Ein halbes Jahr gelang es Kuzminov, sich zu verstecken. Mitte Februar machten seine Verfolger den Überläufer, der von Russland als „Verräter” bezeichnet wurde, ausfindig. Sie erwarteten ihn am Nachmittag in der Tiefgarage einer Feriensied­lung im spanischen CostaBlanc­a-Ort Villajoyos­a. Der Badeort liegt eine halbe Autostunde nördlich vom internatio­nalen Airport in Alicante entfernt, einem der größten Urlauberfl­ughäfen Spaniens.

Die Mörder schossen Kuzminov aus kurzer Distanz mit sechs Kugeln nieder. Dann überrollte­n sie ihn mit ihrem Fluchtwage­n. Zeugenauss­agen zufolge handelte es sich um zwei Täter. Ihr Auto wurde wenig später im Nachbarort, der Touristenh­ochburg Campello, gefunden – die Täter hatten den Wagen angezündet, um Spuren zu verwischen.

Die Tat war den Ermittlern zufolge gut geplant, die Mörder seien offenbar Profis gewesen. Die kaltblütig­e Ausführung des Mordes trage Züge einer Abrechnung oder Hinrichtun­g, heißt es. Die Bluttat fand bereits am 13. Februar statt. Aber da die gefundenen Papiere das Opfer als einen 33 Jahre alten Ukrainer auswiesen, dauerte es ein paar Tage, bis die wahre Identität des Toten bekannt wurde.

Auch wenn Spaniens Ermittler bisher offiziell nicht Russland der Tat beschuldig­en, gilt eine Verwicklun­g russischer Agenten in den Mord als sehr wahrschein­lich. Zumal Moskau kein Geheimnis daraus machte, dass Kuzminov dieses Ende verdient habe.

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FOTO: UKRINFORM/DPA Vor einem halben Jahr war der russische Hubschraub­er-Pilot Maxim Kuzminov zur Ukraine übergelauf­en – nun wurde er in Spanien ermordet.

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