Saarbruecker Zeitung

Kovalenko kämpft mit der Doppelbela­stung

Der 19-jährige Turner des TV Bous steckt mitten in der Abi-Vorbereitu­ng – und arbeitet zugleich an seinem großen Olympia-Traum.

- VON SEBASTIAN ZENNER

Während sich viele Gleichaltr­ige derzeit auf die Abiturprüf­ungen im Frühjahr vorbereite­n, tut Maxim Kovalenko alles, um sich für die Olympische­n Spiele im Sommer in Paris zu qualifizie­ren – und das Abitur zu schaffen. Eine große Herausford­erung und Doppelbela­stung für das 19-jährige Turntalent des TV Bous und des Bundesligi­sten TG Saar. „Das ist schon recht schwer“, sagt Kovalenko über den einzigen Spagat, den er noch nicht im Schlaf vollziehen kann.

„Daniel fällt das leichter, der muss nicht so viel lernen wie ich. Ich mache mir jeden Abend voll den Kopf“, sagt Kovalenko und meint damit seinen Freund, Mannschaft­skameraden und Mitkonkurr­enten um einen Platz im olympische­n Nationalka­der, Daniel Mousichidi­s. Beide werden von Landestrai­ner Waldemar Eichorn trainiert, der seinen Schützling­en einen individuel­len Plan bis zu den Qualifikat­ions-Wettkämpfe­n im Juni ausgearbei­tet hat.

In den Fastnachts-Ferien waren sie auf einem Lehrgang der Nationalma­nnschaft im Trainingsz­entrum in Kienbaum. Insgesamt 21 Turner nahmen teil – die Besten aus ganz Deutschlan­d. Nur wer auf den Punkt abliefert und die Konkurrent­en hinter sich lässt, empfiehlt sich für höhere Aufgaben.

„Ich hatte vor kurzem eine Fußund eine Schulterve­rletzung, aber

ich werde alle Geräte turnen“, sagt Kovalenko. Seinen Fokus legt er auf seine Parade-Geräte Boden, Sprung und Reck. Dass er deutschlan­dweit ganz vorne mitmischen kann, hat der junge Mann aus Heusweiler im Sommer 2023 sensatione­ll unter Beweis gestellt: Bei seiner ersten Teilnahme an einer deutschen Meis

terschaft der Männer holte er beim Sprung die Silbermeda­ille. Schon im vorgelager­ten Mehrkampf mischte der damals 18-Jährige vorne mit. Als Vierter schrammte er nur knapp an der Bronzemeda­ille vorbei und landete vor internatio­nal etablierte­n Größen wie Andreas Toba. Auch bei der Junioren-WM im Frühjahr 2023

fehlten ihm nur 0,05 Punkte zu Edelmetall. Aufgrund dieser starken, internatio­nalen Leistung wurde er von einer Jury zum „Eliteschül­er des Sports 2023“an seiner Schule, dem Sportgymna­sium am Rotenbühl in Saarbrücke­n, gewählt.

Doch das ist alles schon eine Weile her. Aktuell ist wieder Klau

suren- und Abi-Stress angesagt. Unterricht hat Kovalenko noch bis 15. März, dann beginnt die heiße Phase vor den Abi-Prüfungen Mitte April. Schriftlic­h wird Kovalenko in seinen Hauptfäche­rn Sport und Mathematik, darüber hinaus in Erdkunde und Ethik geprüft, mündlich in Deutsch. Die praktische Prüfung in Sport ( Turnen, Leichtathl­etik und Volleyball) „wird auch ohne Üben klappen“, sagt er. Die theoretisc­he hingegen „wird zwar schwer, aber lösbar“, findet er: „Das ist meistens richtig viel Stoff und ein bisschen ätzend. Aber die Noten waren bisher immer gut.“Das gilt im Übrigen für fast alle Vornoten.

Damit das auch so bleibt, gestaltet er seinen Alltag derzeit wie folgt: „Ich stehe morgens auf und gehe zur Schule, danach ins Training. Und abends setze ich mich hin und lerne bis 23 Uhr für die Klausuren. Am nächsten Tag beginnt das ganze Spiel von vorne.“Freizeit kennt er noch aus unbeschwer­ten Zeiten – was es bedeutet, hat er vergessen. Doch er weiß, wozu er all die die Strapazen auf sich nimmt. Im Gegensatz zur Abi-Note („Die ist egal, ich will nur das Abi haben“) hat er im Sport konkrete Ziele: die Teilnahme an den Spielen in Paris – fast in Sichtweite zur Heimat.

Eine erste Duftmarke hat Kovalenko zusammen mit seinem Kumpel Mousichidi­s bereits gesetzt. Im Rahmen des Lehrgangs in Kienbaum hätten sich die beiden fast für das Turnier der Meister an diesem Wochenende in Cottbus qualifizie­rt. Stattdesse­n dürfen sie Deutschlan­d wohl beim Weltcup in Doha (17. bis 20. April) vertreten. Bis zu den offizielle­n Qualifikat­ions-Wettkämpfe­n am 8. Juni und 22. Juni, bei denen sich die besten Sechs (inklusive Ersatzmann) für die OlympiaMan­nschaft qualifizie­ren, könnten sich die jungen Saarländer noch bei der EM in Neapel (24. bis 28. April) beweisen – vorausgese­tzt, sie werden nominiert. Das Abi haben sie bis dahin wohl in der Tasche – und Maxim Kovalenko seinen bislang schwierigs­ten Spagat hinter sich: „Ich will zu Olympia. Ich sehe die Chancen jetzt nicht so schlecht. Es wird natürlich nicht einfach – aber es ist jetzt auch nicht so unrealisti­sch.“

„Ich sehe die Chancen jetzt nicht so schlecht. Es wird natürlich nicht einfach – aber es ist jetzt auch nicht so unrealisti­sch.“Maxim Kovalenko, Turner des TV Bous und der TG Saar, über seine Olympia-Chance

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FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES Maxim Kovalenko vom TV Bous, der in der Bundesliga für die TG Saar startet, will alles versuchen, um noch in die deutsche Olympia-Mannschaft reinzuruts­chen. Dazu muss er bei den Qualifikat­ions-Wettkämpfe­n zu den sechs besten deutschen Turnern gehören. Er selbst hält das für realistisc­h.

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