Kovalenko kämpft mit der Doppelbelastung
Der 19-jährige Turner des TV Bous steckt mitten in der Abi-Vorbereitung – und arbeitet zugleich an seinem großen Olympia-Traum.
Während sich viele Gleichaltrige derzeit auf die Abiturprüfungen im Frühjahr vorbereiten, tut Maxim Kovalenko alles, um sich für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris zu qualifizieren – und das Abitur zu schaffen. Eine große Herausforderung und Doppelbelastung für das 19-jährige Turntalent des TV Bous und des Bundesligisten TG Saar. „Das ist schon recht schwer“, sagt Kovalenko über den einzigen Spagat, den er noch nicht im Schlaf vollziehen kann.
„Daniel fällt das leichter, der muss nicht so viel lernen wie ich. Ich mache mir jeden Abend voll den Kopf“, sagt Kovalenko und meint damit seinen Freund, Mannschaftskameraden und Mitkonkurrenten um einen Platz im olympischen Nationalkader, Daniel Mousichidis. Beide werden von Landestrainer Waldemar Eichorn trainiert, der seinen Schützlingen einen individuellen Plan bis zu den Qualifikations-Wettkämpfen im Juni ausgearbeitet hat.
In den Fastnachts-Ferien waren sie auf einem Lehrgang der Nationalmannschaft im Trainingszentrum in Kienbaum. Insgesamt 21 Turner nahmen teil – die Besten aus ganz Deutschland. Nur wer auf den Punkt abliefert und die Konkurrenten hinter sich lässt, empfiehlt sich für höhere Aufgaben.
„Ich hatte vor kurzem eine Fußund eine Schulterverletzung, aber
ich werde alle Geräte turnen“, sagt Kovalenko. Seinen Fokus legt er auf seine Parade-Geräte Boden, Sprung und Reck. Dass er deutschlandweit ganz vorne mitmischen kann, hat der junge Mann aus Heusweiler im Sommer 2023 sensationell unter Beweis gestellt: Bei seiner ersten Teilnahme an einer deutschen Meis
terschaft der Männer holte er beim Sprung die Silbermedaille. Schon im vorgelagerten Mehrkampf mischte der damals 18-Jährige vorne mit. Als Vierter schrammte er nur knapp an der Bronzemedaille vorbei und landete vor international etablierten Größen wie Andreas Toba. Auch bei der Junioren-WM im Frühjahr 2023
fehlten ihm nur 0,05 Punkte zu Edelmetall. Aufgrund dieser starken, internationalen Leistung wurde er von einer Jury zum „Eliteschüler des Sports 2023“an seiner Schule, dem Sportgymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken, gewählt.
Doch das ist alles schon eine Weile her. Aktuell ist wieder Klau
suren- und Abi-Stress angesagt. Unterricht hat Kovalenko noch bis 15. März, dann beginnt die heiße Phase vor den Abi-Prüfungen Mitte April. Schriftlich wird Kovalenko in seinen Hauptfächern Sport und Mathematik, darüber hinaus in Erdkunde und Ethik geprüft, mündlich in Deutsch. Die praktische Prüfung in Sport ( Turnen, Leichtathletik und Volleyball) „wird auch ohne Üben klappen“, sagt er. Die theoretische hingegen „wird zwar schwer, aber lösbar“, findet er: „Das ist meistens richtig viel Stoff und ein bisschen ätzend. Aber die Noten waren bisher immer gut.“Das gilt im Übrigen für fast alle Vornoten.
Damit das auch so bleibt, gestaltet er seinen Alltag derzeit wie folgt: „Ich stehe morgens auf und gehe zur Schule, danach ins Training. Und abends setze ich mich hin und lerne bis 23 Uhr für die Klausuren. Am nächsten Tag beginnt das ganze Spiel von vorne.“Freizeit kennt er noch aus unbeschwerten Zeiten – was es bedeutet, hat er vergessen. Doch er weiß, wozu er all die die Strapazen auf sich nimmt. Im Gegensatz zur Abi-Note („Die ist egal, ich will nur das Abi haben“) hat er im Sport konkrete Ziele: die Teilnahme an den Spielen in Paris – fast in Sichtweite zur Heimat.
Eine erste Duftmarke hat Kovalenko zusammen mit seinem Kumpel Mousichidis bereits gesetzt. Im Rahmen des Lehrgangs in Kienbaum hätten sich die beiden fast für das Turnier der Meister an diesem Wochenende in Cottbus qualifiziert. Stattdessen dürfen sie Deutschland wohl beim Weltcup in Doha (17. bis 20. April) vertreten. Bis zu den offiziellen Qualifikations-Wettkämpfen am 8. Juni und 22. Juni, bei denen sich die besten Sechs (inklusive Ersatzmann) für die OlympiaMannschaft qualifizieren, könnten sich die jungen Saarländer noch bei der EM in Neapel (24. bis 28. April) beweisen – vorausgesetzt, sie werden nominiert. Das Abi haben sie bis dahin wohl in der Tasche – und Maxim Kovalenko seinen bislang schwierigsten Spagat hinter sich: „Ich will zu Olympia. Ich sehe die Chancen jetzt nicht so schlecht. Es wird natürlich nicht einfach – aber es ist jetzt auch nicht so unrealistisch.“
„Ich sehe die Chancen jetzt nicht so schlecht. Es wird natürlich nicht einfach – aber es ist jetzt auch nicht so unrealistisch.“Maxim Kovalenko, Turner des TV Bous und der TG Saar, über seine Olympia-Chance