Saarbruecker Zeitung

Der Fall Horner überlagert den Formel-1-Start

An diesem Mittwoch beginnen die Testfahrte­n in Bahrain, gut eine Woche später bereits die neue Saison – doch das ist Nebensache.

- VON THOMAS WEITEKAMP

(sid) Im Februar ist der große Zirkus eigentlich noch weit entfernt, im Februar schlägt für gewöhnlich die Stunde der Technik-Nerds: Neue Seitenkäst­en am Mercedes, auch am Ferrari sticht der Lufteinlas­s ins Auge und, oha, Red Bull entwickelt seinen Boliden aggressiv weiter. Im Frühjahr 2024 allerdings ist alles etwas anders. Der Fall Christian Horner überlagert den Saisonstar­t, produziert reihenweis­e Schlagzeil­en – und auch die Formel 1 drängt mittlerwei­le auf eine schnelle Lösung.

„Wir hoffen, dass diese Angelegenh­eit so früh wie möglich geklärt wird“, teilte die Rennserie mit, nach einer „fairen und gründliche­n“Aufarbeitu­ng natürlich. An diesem Mittwoch beginnen die Testfahrte­n in Bahrain, schon gut eine Woche später an gleicher Stelle startet die neue Saison (2. März). Und die Motorsport-Welt fragt sich: Wird Christian Horner dann noch dabei sein?

Der dienstälte­ste Teamchef der Formel 1, Vorgesetzt­er von Weltmeiste­r Max Verstappen, muss sich bei Red Bull einer Untersuchu­ng stellen. Seit zwei Wochen etwa ist

das bekannt: Unangemess­enes Verhalten gegenüber einer Mitarbeite­rin, so lautet der Vorwurf. Der Versuch der Aufklärung kommt von ganz oben, vom österreich­ischen Red-Bull-Konzern. Am 9. Februar

bereits wurde Horner von einem externen Ermittlung­sanwalt befragt, seither dringt über den Fortschrit­t nichts Offizielle­s nach außen.

Nicht nur der Mutterkonz­ern will diese Angelegenh­eit „sehr ernst“

nehmen. Neben der Formel 1 hat sich auch Red Bulls Partner Ford öffentlich geäußert und an „hohe Verhaltens-Standards“des Unternehme­ns erinnert. Der Fall zieht weite Kreise. Auch der Automobil

Weltverban­d Fia betonte, dass er sich weiterhin dafür einsetze, die höchsten Maßstäbe an Integrität, Fairness und Inklusivit­ät innerhalb des Sports aufrechtzu­erhalten.

Red Bull Racing indes versucht, sich an die üblichen Abläufe zu halten. Die Vorstellun­g des neuen RB20 verlief in der vergangene­n Woche strikt nach Plan, auf der Bühne stand Horner mit Verstappen, Sergio Pérez und Star-Designer Adrian Newey – und gemeinsam versuchte man sich daran, das doch sehr drängende Thema zu ignorieren.

Auch abseits der Bühne waren keine Fragen hierzu erwünscht, ein wenig ließ sich Horner dennoch entlocken bei seinem ersten Auftritt seit Bekanntwer­den der Untersuchu­ng. Erneut wies er alle Vorwürfe entschiede­n zurück, er sei aber gewillt, sich diesem internen Prozess zu stellen. Und ansonsten? „Business as usual“für das Team, das Thema sei „zwangsläuf­ig eine Ablenkung, aber alle sind konzentrie­rt auf die neue Saison“. Auch Verwerfung­en mit der Familie Verstappen oder Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko, über die seit einer Weile berichtet wird, gebe es nicht. Verstappen selbst sagte kaum etwas zum Thema, lediglich: „Zwischen mir und Christian ist alles wie immer.“

Die unklare Zukunft beim alles überragend­en Team der Formel 1 hängt nun bis zu einer Klärung schwer über der Rennserie. Seit 2005 ist Horner in leitender Funktion dabei, er hat den Rennstall aufgebaut, hatte schon während der Seriensieg­e von Sebastian Vettel (2010 bis 2013) das Sagen bei Red Bull Racing. Im Frühjahr 2024 scheint das unfreiwill­ige Ende dieser Ära nah.

„Zwischen mir und Christian ist alles wie immer.“Formel-1-Star Max Verstappen über die Vorwürfe gegen seinen Teamchef bei Red Bull Racing, Christian Horner

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FOTO: SLADKY/AP/DPA Red-Bull-Teamchef Christian Horner steht im Zentrum einer Untersuchu­ng. Vorwurf: unangemess­enes Verhalten gegenüber einer Mitarbeite­rin.

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