Entschärfung oder „Taschenspieler-Trick“?
Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga trifft sich an diesem Mittwoch, um im Investoren-Streit eine Lösung zu finden.
(sid) Eigentlich wollen die DFL-Bosse um Hans-Joachim Watzke an diesem Mittwoch die Kuh endlich vom Eis bekommen – doch die Fan-Organisationen spielen bei den Plänen zur Entschärfung des
Investoren-Zoffs nicht mit. „Unsere Kurve“spricht vor der Präsidiumssitzung der Deutschen Fußball Liga von einem „Taschenspieler-Trick“, der die zuletzt ausufernden Proteste in den Stadien nicht beenden wird.
„Der aktuell kolportierte Vorschlag, eine Neuabstimmung mit einfacher Mehrheit zu ermöglichen ist nichts als ein Taschenspieler-Trick, der verschleiern soll, dass eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist“, sagte der Vorsitzende Jost Peter: „Alle deutschen Fan- und Mitgliederorganisationen fordern weiterhin eine transparente und offene Neuabstimmung über den Einstieg eines Investors. Die Abstimmung vom Dezember ist ungültig.“
Peter bezieht sich auf Berichte, wonach das Präsidium über Szenarien neuer Abstimmungen mit einfachen Mehrheiten nachdenkt. In einem ersten Schritt könnten die Clubs darüber entscheiden, ob sie das Präsidium vom Mandat eines Abschlusses mit dem potenziellen Geldgeber befreien oder den Auftrag bestätigen. Sollte das Mandat erneuert werden und ein Abschluss bevorstehen, könnte über die Inhalte des Investoren-Einstiegs zusätzlich bei einer außerordentlichen Versammlung der 36 Proficlubs im März abgestimmt werden.
Das Prozedere sieht die DFL offenbar als ein Entgegenkommen an die Kritiker und den Versuch, die drohende Gefahr von Spielab
brüchen zu verhindern. Der Haken ist allerdings, dass die geplanten Abstimmungen nicht das sind, was die Fangruppierungen wollen. Sie fordern eine Wiederholung des um
strittenen Grundsatz-Votums vom 11. Dezember, bei der eine ZweiDrittel-Mehrheit notwendig war.
„Die DFL muss eine neue, offene Abstimmung herbeiführen, die den
Prinzipien von 50+1 transparent folgt“, äußerte Peter, der Basisdemokratie fordert: „Die von Unsere Kurve und weiteren Fanorganisationen geforderte Einbeziehung der Mitglieder in den Vereinen muss dabei gewährleistet sein.“
Genau das ist beim Zweitligisten SC Paderborn geschehen. Die Vereinsangehörigen sprachen bei ihrer Versammlung am Montagabend eine Empfehlung aus, wonach ihre „entsandten Vertreter“bei einer Wiederholung der Abstimmung vom Dezember den InvestorenEinstieg ablehnen sollen. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil der SC Paderborn im Dezember noch für den Einstieg votiert hat.
Damit weitere Mitgliederentscheide im Bereich des Möglichen liegen, müsste das Präsidium tatsächlich vom Mandat entbunden werden. Nur dann wäre das Rad bis vor die Grundsatz-Entscheidung zurückgedreht. Der 1. FC Köln hat angekündigt, diesen Antrag stellen zu wollen. Zwar plädiert mittlerweile eine Vielzahl von Clubs für dieses Vorgehen – das heißt aber noch lange nicht, dass die Vereine die DFLSpitze tatsächlich vom Mandat entbinden wollen. Es geht dabei wohl eher um ein Zeichen an die Öffentlichkeit, dass die Verantwortlichen die Proteste ernst nehmen. Da sich bei der Abstimmung im Dezember „nur“zwölf Clubs nicht für den Investoren-Einstieg ausgesprochen haben, ist keine Mehrheit für eine Mandats-Befreiung zu erwarten.
Damit würde das eigentliche Anliegen der Fangruppierungen nicht behandelt. Sie sehen eine Verletzung der 50+1-Regel, weil Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 im Dezember mutmaßlich entgegen der Weisung des Muttervereins dem Einstieg eines Investors zugestimmt hat – und es dadurch exakt für die Zwei-Drittel-Mehrheit reichte. Kind möchte sein Votum nicht offen legen („Das lehne ich vollumfänglich ab“), er wolle sich nicht an den „elenden Spekulationen“beteiligen.
„Alle deutschen Fanund Mitgliederorganisationen fordern weiterhin eine transparente und offene Neuabstimmung über den Einstieg eines Investors.“Jost Peter Vorsitzender von „Unsere Kurve“