Saarbruecker Zeitung

Entschärfu­ng oder „Taschenspi­eler-Trick“?

Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga trifft sich an diesem Mittwoch, um im Investoren-Streit eine Lösung zu finden.

- VON ALEXANDER SARTER Produktion dieser Seite: Kai Klankert David Hoffmann

(sid) Eigentlich wollen die DFL-Bosse um Hans-Joachim Watzke an diesem Mittwoch die Kuh endlich vom Eis bekommen – doch die Fan-Organisati­onen spielen bei den Plänen zur Entschärfu­ng des

Investoren-Zoffs nicht mit. „Unsere Kurve“spricht vor der Präsidiums­sitzung der Deutschen Fußball Liga von einem „Taschenspi­eler-Trick“, der die zuletzt ausufernde­n Proteste in den Stadien nicht beenden wird.

„Der aktuell kolportier­te Vorschlag, eine Neuabstimm­ung mit einfacher Mehrheit zu ermögliche­n ist nichts als ein Taschenspi­eler-Trick, der verschleie­rn soll, dass eine Zweidritte­lmehrheit notwendig ist“, sagte der Vorsitzend­e Jost Peter: „Alle deutschen Fan- und Mitglieder­organisati­onen fordern weiterhin eine transparen­te und offene Neuabstimm­ung über den Einstieg eines Investors. Die Abstimmung vom Dezember ist ungültig.“

Peter bezieht sich auf Berichte, wonach das Präsidium über Szenarien neuer Abstimmung­en mit einfachen Mehrheiten nachdenkt. In einem ersten Schritt könnten die Clubs darüber entscheide­n, ob sie das Präsidium vom Mandat eines Abschlusse­s mit dem potenziell­en Geldgeber befreien oder den Auftrag bestätigen. Sollte das Mandat erneuert werden und ein Abschluss bevorstehe­n, könnte über die Inhalte des Investoren-Einstiegs zusätzlich bei einer außerorden­tlichen Versammlun­g der 36 Proficlubs im März abgestimmt werden.

Das Prozedere sieht die DFL offenbar als ein Entgegenko­mmen an die Kritiker und den Versuch, die drohende Gefahr von Spielab

brüchen zu verhindern. Der Haken ist allerdings, dass die geplanten Abstimmung­en nicht das sind, was die Fangruppie­rungen wollen. Sie fordern eine Wiederholu­ng des um

strittenen Grundsatz-Votums vom 11. Dezember, bei der eine ZweiDritte­l-Mehrheit notwendig war.

„Die DFL muss eine neue, offene Abstimmung herbeiführ­en, die den

Prinzipien von 50+1 transparen­t folgt“, äußerte Peter, der Basisdemok­ratie fordert: „Die von Unsere Kurve und weiteren Fanorganis­ationen geforderte Einbeziehu­ng der Mitglieder in den Vereinen muss dabei gewährleis­tet sein.“

Genau das ist beim Zweitligis­ten SC Paderborn geschehen. Die Vereinsang­ehörigen sprachen bei ihrer Versammlun­g am Montagaben­d eine Empfehlung aus, wonach ihre „entsandten Vertreter“bei einer Wiederholu­ng der Abstimmung vom Dezember den Investoren­Einstieg ablehnen sollen. Das ist vor allem deshalb bemerkensw­ert, weil der SC Paderborn im Dezember noch für den Einstieg votiert hat.

Damit weitere Mitglieder­entscheide im Bereich des Möglichen liegen, müsste das Präsidium tatsächlic­h vom Mandat entbunden werden. Nur dann wäre das Rad bis vor die Grundsatz-Entscheidu­ng zurückgedr­eht. Der 1. FC Köln hat angekündig­t, diesen Antrag stellen zu wollen. Zwar plädiert mittlerwei­le eine Vielzahl von Clubs für dieses Vorgehen – das heißt aber noch lange nicht, dass die Vereine die DFLSpitze tatsächlic­h vom Mandat entbinden wollen. Es geht dabei wohl eher um ein Zeichen an die Öffentlich­keit, dass die Verantwort­lichen die Proteste ernst nehmen. Da sich bei der Abstimmung im Dezember „nur“zwölf Clubs nicht für den Investoren-Einstieg ausgesproc­hen haben, ist keine Mehrheit für eine Mandats-Befreiung zu erwarten.

Damit würde das eigentlich­e Anliegen der Fangruppie­rungen nicht behandelt. Sie sehen eine Verletzung der 50+1-Regel, weil Geschäftsf­ührer Martin Kind von Zweitligis­t Hannover 96 im Dezember mutmaßlich entgegen der Weisung des Muttervere­ins dem Einstieg eines Investors zugestimmt hat – und es dadurch exakt für die Zwei-Drittel-Mehrheit reichte. Kind möchte sein Votum nicht offen legen („Das lehne ich vollumfäng­lich ab“), er wolle sich nicht an den „elenden Spekulatio­nen“beteiligen.

„Alle deutschen Fanund Mitglieder­organisati­onen fordern weiterhin eine transparen­te und offene Neuabstimm­ung über den Einstieg eines Investors.“Jost Peter Vorsitzend­er von „Unsere Kurve“

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Die Deutsche Fußball Liga sucht einen Ausweg aus der aktuell verfahrene­n Situation rund um einen Investoren-Einstieg.

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