Saarbruecker Zeitung

EU-Mission gegen Huthi-Angriffe im Roten Meer steht bevor

Sobald der Bundestag das Mandat für die Beteiligun­g an „Aspides“verabschie­det hat, startet einer der gefährlich­sten Einsätze für die deutsche Marine seit Jahrzehnte­n.

- VON HOLGER MÖHLE Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Markus Renz

noch fehlt: der ganz offizielle Marschbefe­hl – ein Mandat des Deutschen Bundestage­s. Dabei ist die Fregatte „Hessen“schon längst unterwegs in ihr Einsatzgeb­iet im Roten Meer. An diesem Freitag wollen die Abgeordnet­en des Bundestage­s über eine besondere Mission der Marine abstimmen, von der Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (SPD) sagt, es sei „der ernsthafte­ste, der gefährlich­ste Einsatz der Marine seit Jahrzehnte­n“: der Schutz der zivilen Schifffahr­t vor Angriffen der vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen im Roten Meer. Erst vor zwei Wochen war Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack noch persönlich an Bord der „Hessen“– kurz vor dem Auslaufen aus dem Hafen in Wilhelmsha­ven. Auch Kaack sprach vom „ernsthafte­sten Einsatz einer deutschen Marineeinh­eit seit Jahrzehnte­n“.

Erst am Montag dieser Woche hatten die Außenminis­ter der Europäisch­en Union grünes Licht für die EU-Mission „Aspides“gegeben. „Aspides“ist der erste Auslandsei­nsatz, der in der Zeit von Verteidigu­ngsministe­r Pistorius startet. Der SPD-Politiker hatte die „Hessen“bewusst bereits vor zwei Wochen auf den Weg geschickt, damit die Fregatte sofort im Einsatzgeb­iet ist, wenn der Bundestag am Freitag über die Mission „Aspides“berät. Sobald der Bundestag zugestimmt hat, beginnt der Einsatz für die deutsche Fregatte mit rund 250 Soldatinne­n und Soldaten an Bord. Eine Mehrheit des Bundestage­s für die EU-Operation gilt als sicher, schließlic­h soll damit eine der wichtigste­n Wasserstra­ßen der Welt geschützt werden. Das Einsatzgeb­iet erstreckt sich unter anderem auf die Meerenge von Bab al-Mandab und die Straße von Hormus. Auf dieser mit am stärksten befahrenen Seeverbind­ung der Welt transporti­eren Schiffe einen Großteil der Energielie­ferungen nach Europa. Etwa 65 Schiffe pro Tag, rund zwölf Prozent des weltweiten Warenverke­hrs, verkehren auf dieser Route, heißt es dazu im Antrag der Bundesregi­erung. Der wirtschaft­liche Schaden durch Angriffe der Huthi-Miliz auf die zivile Schifffahr­t sei erheblich – auch für Deutschlan­d. Seit November vergangene­n Jahres greifen jemenitisc­he Rebellen freie Handelssch­iffe im Roten Meer an. Sie wollen damit ein Ende der israelisch­en Militärope­ration im Gazastreif­en erzwingen.

Die „Hessen“hat spezifisch­e Fähigkeite­n beim Geleitschu­tz und bei der Seeraumkon­trolle. Die Fregatte hat zwei Hubschraub­er an Bord, kann feindliche Drohnen abwehren und mit ihrem Radar in alle Richtungen einen Raum von knapp 400 Kilometern überwachen. An Bord der „Hessen“sind neben der Stammbesat­zung auch Flugabwehr­spezialist­en sowie ein Ärzteteam und ein Militärpfa­rrer.

Spätestens ab Freitagnac­hmittag – nach Abstimmung im Bundestag – wird es dann richtig ernst, für die Frauen und Männer auf der „Hessen“. Pistorius hat die Besatzung am Dienstag noch auf ihrem Schiff in Griechenla­nd besucht und versproche­n, er werde sich „regelmäßig unterricht­en lassen, wie es ihnen geht, ob alles in Ordnung ist, ob irgendwas fehlt.“Pistorius ist dann für seine erste Mission im militärisc­hen Bereitscha­ftszustand „im Kriegsmars­ch“verantwort­lich.

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FOTO: SCHULDT/DPA Vor zwei Wochen ist die Fregatte „Hessen“aus dem Hafen von Wilhelmsha­ven ausgelaufe­n, um sich im Roten Meer am Schutz von Handelssch­iffen gegen Angriffe der vom Iran unterstütz­ten Huthi-Miliz zu beteiligen.

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