Saarbruecker Zeitung

Die Union hofft auf weitere Überläufer

Die Ampel ringt um die Lieferung von Taurus-Marschflug­körpern an die Ukraine und um die Verabschie­dung des Cannabis-Gesetzes. Die Union freut der Zwist.

- VON HAGEN STRAUSS

Die Parlaments­woche könnte gut für die Union enden. In der Ukraine-Debatte an diesem Donnerstag wird Fraktionsc­hef Friedrich Merz (CDU) wohl genüsslich darauf hinweisen, dass es in der Koalition großes Unbehagen darüber gibt, wie Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) in der Frage von Taurus-Marschflug­körpern für die Ukraine agiert. Am Freitag dann folgt die Abstimmung über das Cannabis-Gesetz. Und auch da gibt es in der Ampel erhebliche­n Widerstand. Nein-Stimmen sind garantiert. Die Union lacht sich ins politische Fäustchen.

Eine prominente Ampel-Vertreteri­n – Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP – hat bereits angekündig­t, auch für den Ukraine-Antrag der Union votieren zu wollen. Denn in dem Papier taucht das Wort „Taurus“auf, das im Antrag der eigenen Ampel zum zweiten Jahrestag des Krieges aus

Rücksicht auf Scholz umschifft wird. Nach Strack-Zimmermann gefragt meinte Merz am Dienstag süffisant: „Wenn die Ampel-Fraktionen unseren Anträgen zustimmen, freuen wir uns.“Und zwar „nicht aus parteipoli­tischen Gründen, sondern auch aus sachlichen Gründen.“Merz ergänzte noch: „Ich hoffe nicht, dass es hier eine Fortsetzun­g des Maulhelden­tums gibt, was wir sonst aus der Koalition erleben.“Starker Tobak.

Doch wahr ist auch: Jeder Ampel-Zoff kommt Merz und seiner Union im Bundestag nur gelegen. Nun hofft man, dass nach StrackZimm­ermann noch mehr unzufriede­ne Ampelianer nach dem

Taurus-Köder schnappen werden. Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) sagte unserer Redaktion: „Die Abgeordnet­en der Ampel sind gut beraten, unserem Antrag zuzustimme­n.“Die Ukrainer stünden in einem „schweren Abwehrkamp­f gegen einen Aggressor, der die Grenzen in Europa mit brutaler Gewalt verschiebe­n will“, ergänzte Frei. „Niemand vermag heute zu sagen, welche Ziele Putin morgen ins Visier nimmt. Daher liegt die Unterstütz­ung Kiews in unserem ureigenen Interesse.“Frei betonte zudem, es passe nicht zusammen, wenn der Kanzler die europäisch­en Partnerlän­der zu mehr Waffenlief­erungen auffordere und die eigenen

Entscheidu­ngen möglichst in die Länge ziehe.

Eine Sicht der Dinge, die so oder so ähnlich einige in der rot-grüngelben Koalition teilen. Aber wird es deshalb weitere Überläufer hin zur Union geben? Man wird sehen. Wenn dann aber am Freitag das CannabisGe­setz zur Abstimmung aufgerufen wird, steht schon fest, dass einige Ampel-Abgeordnet­e sich nicht um die Koalitions­disziplin scheren und die organisier­te Freigabe der Droge ablehnen werden. Das haben insbesonde­re SPDler bereits angekündig­t, die mit dem Entwurf von Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (SPD) unzufriede­n sind. Der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Unionsfrak­tion, Tino Sorge, appelliert­e daher an die Koalitionä­re: „Stimmen Sie am Freitag gegen dieses Gesetz. Hören Sie auf die Warnungen Ihrer Gesundheit­s-, Familien-, Innen- und Rechtspoli­tiker“, so Sorge.

In manchen Debatten trenne die Fraktionen einiges. „Dieses Mal ist es anders. Viele von uns eint die feste, fraktionsü­bergreifen­de Überzeugun­g, dass dieses Vorhaben ein historisch­er Fehler zulasten unserer Kinder und Jugendlich­en werden könnte“, erklärte der CDU-Mann. „Für einen neuen Anlauf, der die Kritik der etablierte­n Experten aufgreift, stünden wir als Union bereit.“Ob auch dieser Köder wirken wird, ist ebenso offen.

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FOTO: KOCAK/DPA Überläufer­in: Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) will mit der Union für die Taurus-Lieferung stimmen.

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