Saarbruecker Zeitung

„Nein“zu den Tesla-Plänen hat Signalwirk­ung

Die Ablehnung bei einer Bürgerbefr­agung zur geplanten Erweiterun­g der Tesla-Fabrik in Grünheide ist ein Signal über die Grenzen des Ortes hinaus. Der Ausgang ist offen.

- VON OLIVER VON RIEGEN UND SILKE NAUSCHÜTZ Produktion dieser Seite: Markus Renz, Martin Wittenmeie­r

(dpa) Der US-Elektroaut­obauer Tesla hat mit dem „Nein“bei einer Bürgerbefr­agung in Grünheide über die geplante Erweiterun­g des Werksgelän­des einen Rückschlag erlitten. Das klare Votum von knapp zwei Drittel Nein-Stimmen liegt auf dem Tisch. Die Gemeindeve­rtretung entscheide­t erst noch über den Bebauungsp­lan für die Erweiterun­g. Dabei ist das Bürgervotu­m zwar rechtlich nicht entscheide­nd, hat aber eine Signalwirk­ung.

Warum will Tesla sein Fabrikgelä­nde erweitern?

Das Werk in Grünheide ist vor nicht einmal zwei Jahren im Beisein von

Firmenchef Elon Musk eröffnet worden. Tesla hat schon Pläne für einen Ausbau und will die Produktion­skapazität vom noch nicht erreichten Etappenzie­l 500 000 Autos im Jahr auf eine Million Autos im Jahr aufstocken. Für den Ausbau braucht Tesla ausreichen­de Logistikfl­ächen.

Es geht auch um mehr Liefersich­erheit. Die Autofertig­ung musste dieses Jahr bereits zwei Wochen ruhen, weil Teile wegen der unsicheren Lage im Roten Meer fehlten. Ein Güterbahnh­of soll nach Ansicht von Tesla für einen umweltfreu­ndlicheren Transport sorgen, der den Verkehr in der Region entlastet. Zusätzlich plant das Unternehme­n eine Betriebs-Kita.

Welche rechtliche Bedeutung hat das Votum?

Keine. Die Gemeindeve­rtretung Grünheide stimmte im Dezember 2022 mit einer Mehrheit für die Aufstellun­g eines neuen Bebauungsp­lans, damit Tesla das Fabrikgelä­nde um 170 Hektar erweitern kann, was mit der Rodung von über 100 Hektar Wald verbunden wäre. Über den Bebauungsp­lan müssen die Gemeindeve­rtreter erst noch

entscheide­n. Das Ergebnis der Befragung ist insofern eine wichtige Grundlage für die Entscheidu­ng, denn sie zeigt, welche Bedenken es gegen die Fabrik an ihrem Sitz gibt – obwohl bei Tesla inzwischen 12 500 Beschäftig­te arbeiten.

Wie reagiert die Landesregi­erung auf das Bürgervotu­m?

Das Ergebnis hat eine große psychologi­sche Wirkung. Auch die Politik schaut darauf, denn es geht um die Akzeptanz von Großprojek­ten. Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Jörg

Steinbach (SPD) blickt nach vorne. „Ich sehe das Abstimmung­sergebnis auch als eine Motivation für die Gemeinde und Tesla, die noch nicht beseitigte­n Bedenken in den nächsten Wochen und Monaten konzeption­ell zu beantworte­n“, sagte er.

Wer entscheide­t, ob erweitert wird oder nicht?

Die Gemeinde Grünheide hat die Weichenste­llung in den Händen. Grünheides Bürgermeis­ter Arne Christiani (parteilos) sagte nach dem Votum, den abgelehnte­n Bebauungsp­lan werde man in der jetzigen Form den Gemeindeve­rtretern so nicht mehr vorlegen. Das nächste Mal tagen die Gemeindeve­rtreter am 14. März – bisher war die Erweiterun­g aber nicht auf der Tagesordnu­ng. Der nächste Termin wäre dann am 16. Mai.

Außerdem müsste der Finanzauss­chuss des Landtags einem Verkauf der Fläche durch Brandenbur­gs

Landesfors­tbetrieb zustimmen. Die Landesregi­erung hatte Tesla laut Umweltmini­sterium 2019 bereits den Erwerb einer weiteren Fläche in Aussicht gestellt – vorbehaltl­ich des Bebauungsp­lanrechts.

Gibt es vergleichb­are Fälle eines Bürgervotu­ms in Deutschlan­d?

In Bayern lief es zum Beispiel vergangene­s Jahr andersheru­m. Die Gegner eines Batteriewe­rks des deutschen Autobauers BMW scheiterte­n im September 2023 mit dem Versuch, den Bau zu verhindern. Die Bürger des Ortes Straßkirch­en in Niederbaye­rn entschiede­n sich mit großer Mehrheit für die Ansiedlung.

Die Bürgerinit­iative gegen den Bau, dem rund 100 Hektar Acker zum Opfer fallen, scheiterte bei einem Bürgerents­cheid.

Das Ergebnis der Bürgerbefr­agung in Grünheide hat eine große psychologi­sche Wirkung. Auch die Politik schaut darauf, denn es geht um die Akzeptanz von Großprojek­ten.

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FOTO: DPA Die geplante Erweiterun­g der Tesla-Fabrik bei Grünheide (Foto) stieß bei einer Bürgerbefr­agung in der Gemeinde auf Ablehnung.

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