Saarbruecker Zeitung

Skepsis bei Bürgern hemmt Energiewen­de

Die Energiewen­de stößt vielerorts auf Widerstand – ob der Kosten oder der Abneigung gegen Windrad und Stromtrass­e in der eigenen Nachbarsch­aft. Das gibt auch vielen Unternehme­n zu denken.

- Produktion dieser Seite: Markus Renz Martin Wittenmeie­r

(dpa) Viele Manager sehen nach einer Umfrage die Skepsis in Teilen der deutschen Bevölkerun­g als Hemmnis der Energiewen­de. Größte Priorität beim Umbau der Energiever­sorgung sollten aus Sicht der befragten Unternehme­n demnach dieses Jahr der Ausbau von Energiespe­ichern haben, gefolgt von Netzanschl­uss und dem Ausstieg aus fossilen Energieträ­gern. Das teilte am Mittwoch die Münchner Baywa r.e. mit, ein großer Projektent­wickler von Ökostromkr­aftwerken. Die Firma ließ im Dezember 2500 Manager aus fünf Wirtschaft­szweigen in Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Großbritan­nien und Spanien befragen – in jedem Land jeweils 500 und je zur Hälfte aus mittelstän­dischen Unternehme­n und großen Firmen.

Als größte Hürde für die Energiewen­de nannten 28 Prozent der in Deutschlan­d arbeitende­n Führungskr­äfte fehlende Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g, 27 Prozent beklagten Lieferkett­enprobleme und 26 Prozent nannten mangelnde Verfügbark­eit erneuerbar­er Energien. Bei den dringlichs­ten Aufgaben nannten 22 Prozent den Ausbau der Kapazitäte­n für Energiespe­icherung, und je 21 Prozent Netzanschl­uss beziehungs­weise den Abschied von fossilen Brennstoff­en.

Laut Umfrage ist die Sorge um eine ablehnende Haltung der Bevölkerun­g bei deutschen Managern auch stärker ausgeprägt als bei ihren Kolleginne­n und Kollegen in den vier anderen Nationen: Internatio­nal führte die mangelnde Verfügbark­eit von grüner Energie die Sorgenlist­e an, gefolgt von bürokratis­chen Hürden.

Der in der Umfrage thematisie­rte Bau großer Energiespe­icher ist

wegen des Ungleichge­wichts in der deutschen Stromverso­rgung zum Thema geworden: Da in Süddeutsch­land mittlerwei­le sehr viel mehr Strom verbraucht als produziert wird, ist der finanziell­e und technische Aufwand zur Stabilisie­rung der Stromnetze gestiegen: 2022 kostete das sogenannte „Engpassman­agement„ laut Bundesnetz­agentur über vier Milliarden Euro.

Großbatter­ien sollen überschüss­igen Ökostrom speichern und als kurzfristi­g einsetzbar­e Puffer Netzüberla­stungen ausgleiche­n. Nach Einschätzu­ng der Befürworte­r würde das sowohl Milliarden einsparen als auch den Bedarf an Stromerzeu­gung in Gaskraftwe­rken verringern, die vor allem im Süden bisher Engpässe im Netz ausgleiche­n. „Wir benötigen Batteriesp­eicher, um das Potenzial der erneuerbar­en Energieque­llen voll ausschöpfe­n zu können, sagte Julian Gerstner, Leiter des Speicherge­schäfts bei der BayWa r.e.

Im Dezember hatte die Bundesregi­erung Eckpunkte einer „Speicherst­rategie“vorgelegt. Das Münchner Unternehme­n plant und baut große Solarparks, ist aber auch im Energiehan­del und im Speicherge­schäft tätig und hat von daher ein Eigeninter­esse an der Energiewen­de.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Laut befragter Manager sind auch Lieferkett­enprobleme der Energiewen­de ein Hemmnis.

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