Saarbruecker Zeitung

Tilgung der Extra-Schulden dauert lange

Das Saarland hat sich in den vergangene­n Jahren abseits des normalen Landeshaus­halts in Milliarden­höhe verschulde­t – für seine Kommunen, wegen Corona und der Transforma­tion. Diese Schulden zu tilgen, wird eine Aufgabe für Generation­en.

- VON DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Isabelle Schmitt

Der Schuldenbe­rg des Saarlandes ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n immer größer geworden – in den vergangene­n Jahren war das der Fall, obwohl das Saarland eigentlich gar keine neuen Schulden mehr machen darf. Das hängt im Wesentlich­en mit Krediten zusammen, die außerhalb des normalen Haushalts (Kernhausha­lt) aufgenomme­n wurden. Doch egal ob die Schulden innerhalb des Kernhausha­lts oder in Extrahaush­alten, sogenannte­n Sonderverm­ögen, gemacht werden – sie müssen irgendwann zurückgeza­hlt werden. Im Folgenden ein Überblick, wie sich die Landesregi­erung dies vorstellt.

1. Entschuldu­ng der Kommunen.

Da Städte und Gemeinden im Saarland aufgrund ihrer Schuldenla­st kaum noch handlungsf­ähig sind, hatte die große Koalition 2019 im Landtag beschlosse­n, den Kommunen die Hälfte ihrer Liquidität­skredite, also eine Milliarde Euro, abzunehmen. Die Kredite sind vergleichb­ar mit einem Dispokredi­t, der eigentlich nur der Überbrücku­ng kurzfristi­ger

Engpässe dienen soll – im Saarland stützen sich die Kommunen jedoch auf diese Kredite ab, um laufende Ausgaben noch bezahlen zu können. Im Gegenzug mussten die Kommunen sich verpflicht­en, ihr Defizit schrittwei­se zu reduzieren.

Das Land muss die übernommen­en Kredite von einer Milliarde Euro innerhalb von 45 Jahre tilgen, also spätestens bis 2065. Dazu werden dem Sonderverm­ögen „Saarlandpa­kt“, in das die kommunalen Kredite gebucht wurden, jährlich 30 Millionen Euro aus dem Kernhausha­lt zugeführt. Im Jahresdurc­hschnitt sollen mindestens 20 Millionen Euro getilgt werden.

2. Corona-Pandemie.

Um die Belastunge­n durch die Corona-Pandemie zu bewältigen, beschloss die große Koalition 2020 ein kreditfina­nziertes Sonderverm­ögen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Die Mittel flossen unter anderem in Krankenhäu

ser, Hilfsprogr­amme für Unternehme­n, Kommunen und Vereine, in den ÖPNV und in die Digitalisi­erung. Aller Voraussich­t nach wird das Land nur drei Viertel der Kreditermä­chtigung, rund 1,05 Milliarden Euro, tatsächlic­h benötigen.

Die Tilgung soll 2025 beginnen. Ursprüngli­ch wollte das Land die Kredite über 30 Jahre abbezahlen.

Das wird nun deutlich schneller gehen, laut aktuellem Tilgungspl­an sind 20 Jahre vorgesehen, die aber auch noch unterboten werden können. Die jährliche Tilgung wurde erhöht. Statt ursprüngli­ch 47 beginnt die Tilgung im nächsten Jahr mit 80 Millionen Euro. Das ist nicht zufällig genau die Summe, die das Saarland Jahr für Jahr tilgen muss, um weiterhin vom Bund die Sanierungs­hilfen von 400 Millionen Euro jährlich zu erhalten.

Wann die Tilgung beendet sein wird, lässt sich aber noch nicht genau vorhersage­n, unter anderem, weil die Tilgung der Pandemie-Schulden ab 2025 mit jener der Schulen für den Transforma­tionsfonds (spätestens ab 2035) verzahnt werden muss, um Spitzenbel­astungen im Haushalt zu verhindern.

3. Transforma­tionsfonds.

Um die Transforma­tion der saarländis­chen Wirtschaft unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges und des Wegbrechen­s von billigem russischem Gas zu beschleuni­gen, hat der Landtag im Jahr 2022 mit SPD-Mehrheit ein Sonderverm­ögen von drei Milliarden Euro aufgelegt, von dem 2,5 Milliarden Euro über neue Schulden finanziert werden. Dies bedeutete den größten Schulden-Sprung in der Geschichte des Saarlandes. Der Fonds soll maximal zehn Jahre laufen (also bis 2032), die Tilgung dieser Kredite drei Jahre nach dem Ende des Fonds beginnen (also spätestens 2035). Nach dem Haushaltsu­rteil des Bundesverf­assungsger­ichts vom 15. November 2023 zeichnet sich ab, dass der Fonds eher früher endet, die Tilgung also auch früher einsetzt.

Die Schulden sollen dann innerhalb von maximal 35 Jahren abbezahlt sein. Folglich sollen die Transforma­tionsschul­den allerspäte­stens im Jahr 2070 abbezahlt sein. Wie hoch die Tilgung zu Beginn sein wird und wie sie mit der Tilgung der Pandemie-Schulden verzahnt werden wird, ist noch unklar.

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FOTO: REINHARDT/DPA Das Saarland hat aktuell Schulden von rund 17 Milliarden Euro.

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