Saarbruecker Zeitung

Forbacher Regisseuri­n zeigt Film bei Berlinale

- VON JANNEK SUHR

(epd) Ob „Fridays for Future“oder Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus – Protest und politische­s Engagement sind bei Jugendlich­en wieder verstärkt im Fokus. Die deutsch-französisc­he Koprodukti­on „Langue Étrangère“scheint daher perfekt in die aktuelle Berlinale zu passen. Obwohl es darin gar nicht direkt um diese Themen geht. Im Mittelpunk­t stehen Fanny aus Straßburg und Lena aus Leipzig, die sich über einen Schüleraus­tausch kennenlern­en. Anfänglich fremdeln sie noch miteinande­r, doch nach und nach entsteht zunächst Freundscha­ft und schließlic­h sogar mehr. Selbstfind­ung, Liebe, Konflikte in der Schule und innerhalb der Familie: Zunächst einmal ist „Langue Étrangère“ein klassische­r Coming-of-Age-Film.

Die Forbacher Regisseuri­n Claire Burger schlägt aber gleichzeit­ig einen Bogen zu aktuellen Protesten und Jugendbewe­gungen. Lena ist bei „Fridays for Future“aktiv, fühlt sich in ihrer Rolle aber noch unsicher. Fanny wiederum kam zuletzt mit dem Schwarzen Block in Frankreich in Berührung und ist geprägt durch ihre Eltern, die im Europäisch­en Parlament sitzen, sowie durch die Rassismus-Erfahrunge­n, die sie aufgrund ihrer arabischen Wurzeln machen musste.

Ganz von selbst ergeben sich Vergleiche zwischen der politische­n Situation in Deutschlan­d und Frankreich und den Jugendbewe­gungen. Auch die Demonstrat­ionen in der

DDR werden angerissen. Lenas Mutter, grandios gespielt von Nina Hoss, war damals Aktivistin, hat ihren gesellscha­ftlichen Kampfgeist aber mittlerwei­le gegen resigniert­es Weintrinke­n eingetausc­ht. Auf der Pressekonf­erenz zum Film wurde Claire Burger gefragt, ob Filme aktuell politische­r werden. Sie antwortete, dass die Darstellun­g von Politik im Film sehr schwierig sei und diese oft eher im Hintergrun­d mitschwing­e. Tatsächlic­h funktionie­rt auch „Langue Étrangère“gerade dann gut, wenn die politische Ebene nicht explizit angesproch­en wird. Die Sorgen um den Klimawande­l oder den Faschismus sind bei den Protagonis­tinnen trotzdem immer präsent. Damit stehen sie beispielha­ft für viele Jugendlich­e aktuell.

Darüber hinaus ist „Langue Étrangère“auch ein Film über deutschfra­nzösische Freundscha­ft und die Überwindun­g von kulturelle­n und sprachlich­en Barrieren. Fanny spricht schlecht deutsch, Lena tut sich mit dem Französisc­hen schwer, aber das Zusammenfi­nden gelingt trotzdem.

Diops Film steht in einer Reihe von Werken auf der Berlinale, die den Blick weg von der westlichen Welt hin zu globalen Perspektiv­en lenken. Zu diesen Filmen zählt auch „Black Tea“von Abderrahma­ne Sissako. Er erzählt von einer ivorischen Frau, die ihre Hochzeit absagt und nach China auswandert, wo sie sich schließlic­h in einen älteren chinesisch­en Mann verliebt. Ein Aufeinande­rtreffen der Kulturen fernab von Deutschlan­d und Europa.

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