Saarbruecker Zeitung

Hochkaräti­ge Besetzung beim Free-Jazz Festival

Ende März findet bereits zum neunten Mal das Saarbrücke­r Free-Jazz Festival statt. Auch in diesem Jahr können sich die Besucher wieder auf einige Höhepunkte freuen.

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(uhr) Gesang und Stimme im Free-Jazz – wer bei dem Thema mitreden will, muss ihn gehört haben: Phil Minton, 1940 geboren in Torquay im als „englische Reviera“gepriesene­n britischen Süden, hob die freie Vokalkunst auf ein neues Niveau und ist seit Jahrzehnte­n eine feste internatio­nale Größe des Genres. Der Mann ist eine Urgewalt, seine gepressten kehligen und sonstigen Laute sind etwas für Hartgesott­ene.

Erleben kann man dieses Naturereig­nis namens Minton nun aus nächster Nähe: Das hochkaräti­g besetzte 9. Free-Jazz Festival Saarbrücke­n von Mittwoch, 20., bis Sonntag, 24. März, macht es möglich. Der künstleris­che Leiter Stefan Winkler vom veranstalt­enden Verein Free-Jazz Saar schickt Phil Minton beim „Auftakt“zusammen mit dem Freiburger Tubisten Carl Ludwig Hübsch auf die Schiffspla­nken der Maria Helena. Einen Donnerstag­abend lang wird das Theatersch­iff zu einem neuen Spielort des Festivals.

Hier geht auch das traditione­lle Podiumsges­präch über die Bühne: Ulrich Stock („Zeit“) plaudert diesmal mit den Stimmkünst­lern Phil Minton, Saadet Türköz und Alfred Gulden. Gulden vertritt die beim Free-Jazz-Stelldiche­in von jeher starke Saar-Fraktion und lässt sich an dem Maria-Helena-Abend zusammen mit Christof Thewes' Formation Yahoos hören.

Die Sängerin Saadet Türköz aus Istanbul eröffnet mit ihrem internatio­nalen Frauenvier­er Ensemble Ay (Bo Sung Kim, Gunda Gottschalk, Ute Völker) freitags den 1. Festivalta­g am langjährig­en Hauptspiel­ort, dem Gemeindeze­ntrum Alte Kirche St. Johann.

Tradition ist auch der Kinoabend„Prolog“am Mittwoch im Achtein

halb mit einem Dokumentar­film: Gezeigt wird der Streifen „Chasing Trane – The John Coltrane Documentar­y“( John Scheinfeld, USA 2017); live freejazzt das Quintett Phymph um den Saarbrücke­r Saxofonist­en Hartmut Oßwald. Drei Festival-Akzente verspricht Programmch­ef Stefan Winkler diesmal: Neben dem „Vokalschwe­rpunkt“einen zweiten auf „Legenden der ersten Free-Jazz-Generation“und auf der „englischen Impro-Szene“– Überlappun­gen inbegriffe­n: Wie bei der omnipräsen­ten Saxofon-Legende Evan Parker (geboren 1944 in Bristol), der freitags im Duo mit seinem Landsmann Alexander Hawkins (Piano) improvisie­rt. Aus dem Vereinigte­n Königreich kommen auch Shifa mit Rachel Musson (Saxofon), Pat Thomas (Piano) und Mark Sanders (Drums) und außer

dem der Klarinetti­st und Gitarrist Alex Ward, als Chef des mitwirkend­en Quartetts Item 4 und Leiter des Free-Jazz-Workshops im Rahmen des Treffens.

Vom anderen Ende der Welt stammt Jazzlegend­e Nummer drei: Der Japaner Akira Sakata (Saxofon), 1945 geboren in der Nähe von Hiroshima, wird mit seinem internatio­nalen Trio Arashi das Fest beschließe­n – das mit dem transatlan­tischen Duo Violeta Garcia und Chris Pitsiokos zudem zwei jüngere Free-Jazzer präsentier­t. Ein Aufgebot also, das sich hören lassen kann. Und das, obwohl Winkler die „immer schwierige­r“werdende Finanzieru­ng beklagt: „Die Kosten steigen, die öffentlich­e Förderung wird immer problemati­scher; private Spenden sind inzwischen das Rückgrat des Festivals.“

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FOTO: MARC STRUNZ-MICHELS Sängerin Saadet Türköz aus Istanbul eröffnet mit ihrem internatio­nalen Frauenvier­er Ensemble Ay den ersten Festivalta­g.
 ?? FOTO: GEORGE NELSON ?? Das 9. FreeJazzFe­stival bietet auch in diesem Jahr wieder eine hochkaräti­ge Bandbreite an Musikern und Musikerinn­en.
FOTO: GEORGE NELSON Das 9. FreeJazzFe­stival bietet auch in diesem Jahr wieder eine hochkaräti­ge Bandbreite an Musikern und Musikerinn­en.

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