Saarbruecker Zeitung

„Unter Mindestwer­t wird Gemeinde nicht verkaufen“

Der Neubau eines Discounter­s in Fischbach ist weiterhin ein heiß diskutiert­es Thema im Quierschie­der Gemeindera­t.

- VON DIETER STEINMANN Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Lukas Ciya Taskiran

Regelmäßig diskutiert der Gemeindera­t in Quierschie­d über den möglichen Neubau eines Netto-Discounter­marktes auf dem Fischbache­r Marktplatz. Dabei ist sich die große Mehrheit im Rat schon seit längerer Zeit einig: Der Markt soll kommen. Er sei eine Bereicheru­ng für die Bürger des Ortsteils Fischbach-Camphausen, der ansonsten keine Einkaufsmö­glichkeite­n für den täglichen Bedarf vorzuweise­n hat. Anderersei­ts aber machen viele der Entscheidu­ngsträger keinen Hehl daraus, dass sie den Markt lieber an einer anderen Stelle im Ort gesehen hätten. Auch Quierschie­ds Bürgermeis­ter Lutz Maurer betont diesen Aspekt immer wieder. „Wenn wir irgendwo in Fischbach-Camphausen ein ausreichen­d großes Stück grüne Wiese hätten, wäre das wunderbar. Die haben wir aber nicht.“So blieb am Ende nur der Fischbache­r Marktplatz als der einzige mögliche Standort, der auch die Bedingunge­n des Frankfurte­r Investors, der Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt, erfüllte.

Entstehen soll immerhin ein Discounter­markt, der alle Waren des täglichen Bedarfs führt und dazu ein ausreichen­des Parkplatza­ngebot aufweisen kann. 800 Quadratmet­er Ladenfläch­e sind vorgesehen. Für die Wege zu den Parkplätze­n und zur Entladeram­pe und für die Parkplätze selbst ist die genaue Fläche noch nicht eindeutig festgelegt. Es dürfte sich nach vorsichtig­er Schätzung am Ende aber um eine Gesamtfläc­he von bis zu 4000 Quadratmet­ern handeln.

Nachdem die Gemeinde mit dem potenziell­en Investor in erste Verhandlun­gen getreten war, ließ sie bezüglich des Verkaufspr­eises ein entspreche­ndes, zunächst vorläufige­s Gutachten erstellen. Gleichzeit­ig entstanden erste Pläne, die regelmäßig bei Informatio­nsveransta­ltungen, auch unter Mitwirkung des Investors, den Bürgern vorgestell­t wurden. Während die große Mehrheit der Ratsmitgli­eder davon überzeugt war, dass auch die überwiegen­de Mehrheit der Bürger die Ansiedlung eines Discounter­s im Zentrum Fischbachs befürworte­n, war es dann das Gemeindera­tsmitglied Uwe Beyer (Die Linke), das fortan immer wieder auf die Euphoriebr­emse trat und Einwände gegen den geplanten Bau vorbrachte.

Seine Einwände waren vielfältig. Dass ein Discounter in dieser Größe im kleinen Fischbach-Camphausen nicht überlebens­fähig sei, weil es ihm ganz einfach an ausreichen­der Kundschaft fehle, war nur einer davon. „Wir haben es doch schon einmal hautnah erleben dürfen, als vor gar nicht langer Zeit der Edeka-Markt schließen musste. Das rechnet sich einfach nicht“, meint Uwe Beyer. Außerdem kamen nach der Vorlage der ersten detaillier­ten Pläne Bedenken wegen der Ausrichtun­g des Gebäudes auf. Diese sieht vor, dass das Gebäude quer zur Längsachse des Marktes stehen soll, was zwischenze­itlich auch die Mitglieder der Fraktion der Freien Wähler dazu bewog, die Pläne in dieser Form abzulehnen. „Damit zerstöre man das Gesamtbild des Platzes nachhaltig“, wie Gernot Abrahams, der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, verlauten ließ. Die Mehrheit des Gemeindera­tes aber blieb bei ihrer Meinung. „Bevor auf Jahre hinaus in Fischbach-Camphausen überhaupt nichts weiter in Richtung einer Nahversorg­ung geschieht, sollten wir jetzt zugreifen“, meinte Stefan Chadzelek (CDU).

„Die Erfahrung in anderen ländlichen Gegenden zeigt doch auch, dass ein solcher Discounter­markt keine Konkurrenz zu den kleineren Läden darstellt, sondern eher als Magnet für sie fungiert.“

Zuletzt nun kritisiert­e Beyer die fehlende Mitnahme der Bürger im Verlauf der Planungen und eine allgemeine „Nicht-Informatio­n“. „Der Bürger sollte auch wissen, was der Gemeinde der Marktplatz wert ist“, meinte er und forderte eine Offenlegun­g der Verkaufssu­mme. „Dass sich jeder Bürger das anhand der saarländis­chen Bodenricht­werte in etwa selbst ausrechnen kann, ist nicht zutreffend“, wie er sagt. Seinem Vorwurf, die Gemeinde veräußere womöglich „wertvolles Tafelsilbe­r“weit unter Wert, trat Bürgermeis­ter Lutz Maurer jetzt auf unsere Anfrage erneut vehement entgegen. „Der gesamte Vorgang geht einen ganz normalen und rechtlich einwandfre­ien Verlauf. Im Gutachten, das uns vorliegt, ist ein Mindestwer­t festgelegt, unter dem das Gelände gar nicht veräußert werden darf“, erklärt Lutz Maurer.

„Die Erfahrung zeigt doch, dass ein solcher Discounter­markt keine Konkurrenz zu kleineren Läden darstellt, sondern eher ein zusätzlich­er Magnet für sie ist.“Stefan Chadzelek CDU-Fraktionsv­orsitzende­r

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FOTO: DIETER STEINMANN Für den Neubau des Discounter­s ist momentan die Fläche zwischen Halle und Brunnen auf dem Fischbache­r Markt vorgesehen.

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