„Unter Mindestwert wird Gemeinde nicht verkaufen“
Der Neubau eines Discounters in Fischbach ist weiterhin ein heiß diskutiertes Thema im Quierschieder Gemeinderat.
Regelmäßig diskutiert der Gemeinderat in Quierschied über den möglichen Neubau eines Netto-Discountermarktes auf dem Fischbacher Marktplatz. Dabei ist sich die große Mehrheit im Rat schon seit längerer Zeit einig: Der Markt soll kommen. Er sei eine Bereicherung für die Bürger des Ortsteils Fischbach-Camphausen, der ansonsten keine Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf vorzuweisen hat. Andererseits aber machen viele der Entscheidungsträger keinen Hehl daraus, dass sie den Markt lieber an einer anderen Stelle im Ort gesehen hätten. Auch Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer betont diesen Aspekt immer wieder. „Wenn wir irgendwo in Fischbach-Camphausen ein ausreichend großes Stück grüne Wiese hätten, wäre das wunderbar. Die haben wir aber nicht.“So blieb am Ende nur der Fischbacher Marktplatz als der einzige mögliche Standort, der auch die Bedingungen des Frankfurter Investors, der Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt, erfüllte.
Entstehen soll immerhin ein Discountermarkt, der alle Waren des täglichen Bedarfs führt und dazu ein ausreichendes Parkplatzangebot aufweisen kann. 800 Quadratmeter Ladenfläche sind vorgesehen. Für die Wege zu den Parkplätzen und zur Entladerampe und für die Parkplätze selbst ist die genaue Fläche noch nicht eindeutig festgelegt. Es dürfte sich nach vorsichtiger Schätzung am Ende aber um eine Gesamtfläche von bis zu 4000 Quadratmetern handeln.
Nachdem die Gemeinde mit dem potenziellen Investor in erste Verhandlungen getreten war, ließ sie bezüglich des Verkaufspreises ein entsprechendes, zunächst vorläufiges Gutachten erstellen. Gleichzeitig entstanden erste Pläne, die regelmäßig bei Informationsveranstaltungen, auch unter Mitwirkung des Investors, den Bürgern vorgestellt wurden. Während die große Mehrheit der Ratsmitglieder davon überzeugt war, dass auch die überwiegende Mehrheit der Bürger die Ansiedlung eines Discounters im Zentrum Fischbachs befürworten, war es dann das Gemeinderatsmitglied Uwe Beyer (Die Linke), das fortan immer wieder auf die Euphoriebremse trat und Einwände gegen den geplanten Bau vorbrachte.
Seine Einwände waren vielfältig. Dass ein Discounter in dieser Größe im kleinen Fischbach-Camphausen nicht überlebensfähig sei, weil es ihm ganz einfach an ausreichender Kundschaft fehle, war nur einer davon. „Wir haben es doch schon einmal hautnah erleben dürfen, als vor gar nicht langer Zeit der Edeka-Markt schließen musste. Das rechnet sich einfach nicht“, meint Uwe Beyer. Außerdem kamen nach der Vorlage der ersten detaillierten Pläne Bedenken wegen der Ausrichtung des Gebäudes auf. Diese sieht vor, dass das Gebäude quer zur Längsachse des Marktes stehen soll, was zwischenzeitlich auch die Mitglieder der Fraktion der Freien Wähler dazu bewog, die Pläne in dieser Form abzulehnen. „Damit zerstöre man das Gesamtbild des Platzes nachhaltig“, wie Gernot Abrahams, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, verlauten ließ. Die Mehrheit des Gemeinderates aber blieb bei ihrer Meinung. „Bevor auf Jahre hinaus in Fischbach-Camphausen überhaupt nichts weiter in Richtung einer Nahversorgung geschieht, sollten wir jetzt zugreifen“, meinte Stefan Chadzelek (CDU).
„Die Erfahrung in anderen ländlichen Gegenden zeigt doch auch, dass ein solcher Discountermarkt keine Konkurrenz zu den kleineren Läden darstellt, sondern eher als Magnet für sie fungiert.“
Zuletzt nun kritisierte Beyer die fehlende Mitnahme der Bürger im Verlauf der Planungen und eine allgemeine „Nicht-Information“. „Der Bürger sollte auch wissen, was der Gemeinde der Marktplatz wert ist“, meinte er und forderte eine Offenlegung der Verkaufssumme. „Dass sich jeder Bürger das anhand der saarländischen Bodenrichtwerte in etwa selbst ausrechnen kann, ist nicht zutreffend“, wie er sagt. Seinem Vorwurf, die Gemeinde veräußere womöglich „wertvolles Tafelsilber“weit unter Wert, trat Bürgermeister Lutz Maurer jetzt auf unsere Anfrage erneut vehement entgegen. „Der gesamte Vorgang geht einen ganz normalen und rechtlich einwandfreien Verlauf. Im Gutachten, das uns vorliegt, ist ein Mindestwert festgelegt, unter dem das Gelände gar nicht veräußert werden darf“, erklärt Lutz Maurer.
„Die Erfahrung zeigt doch, dass ein solcher Discountermarkt keine Konkurrenz zu kleineren Läden darstellt, sondern eher ein zusätzlicher Magnet für sie ist.“Stefan Chadzelek CDU-Fraktionsvorsitzender