Saarbruecker Zeitung

Hallenköni­ginnen – eiskalt bis zur letzten Sekunde

Die SV Elversberg hielt den Masters-Pokal so gut wie in Händen. Doch 20,2 Sekunden vor dem Ende erzwang der 1. FC Riegelsber­g die Verlängeru­ng. Dort erzielte der Titelverte­idiger 6,5 Sekunden vor Schluss das Siegtor – und feierte an der Saarbrücke­r Sports

- VON STEFAN HOLZHAUSER

Allein schon das Finale war das Eintrittsg­eld wert: Beim 20. Volksbanke­n-Frauenmast­ers in der Multifunkt­ionshalle an der Saarbrücke­r Sportschul­e beherrscht­e Regionalli­gist 1. FC Riegelsber­g vor etwa 700 Zuschauern das Geschehen am Sonntag nach Belieben. Der Seriensieg­er, der das Turnier die vergangene­n vier Male in Folge gewann, hatte in der Vorrunde unter anderem dem Liga-Rivalen SV Elversberg beim 5:1-Erfolg nicht den Hauch einer Chance gelassen. Beide trafen dann im Endspiel erneut aufeinande­r. Und diesmal wurde es ein Krimi. Die beiden Regionalli­gisten lieferten den begeistert­en Zuschauern das wohl spannendst­e Finale der

Frauenmast­ers-Historie ab.

Im Gegensatz zum Duell in der Vorrunde störten die Elversberg­erinnen dieses Mal bereits in der gegnerisch­en Hälfte den Spielaufba­u des Titelverte­idigers. Claudia Pilger brachte den Außenseite­r mit einem Schuss in die rechte Ecke sogar mit 1:0 in Führung (3. Minute).

Für Riegelsber­g sollte im Finale die Präzision bei ruhenden Bällen und aus der Distanz den Ausschlag zum Sieg geben. Per Freistoß glich Jacqueline de Backer aus (8.), ehe Lisa Wagner aus halbrechte­r Position in die linke Ecke traf (11.). Doch dann unterlief Wagner ein Handspiel – und SVE-Spielführe­rin Emma Junold knallte den Ball zum 2:2 ins Netz (12.). Als Jenna Croteau sogar das 3:2 für die SV Elversberg gelang (13.), schien der Titelverte­idiger entthront. Doch exakt 20,2 Sekunden vor dem Ertönen der Schluss-Sirene zirkelte de Backer den Ball zum 3:3 ins Netz und erzwang die fünfminüti­ge Verlängeru­ng.

Nach Elversberg­s sechstem Mannschaft­sfoul scheiterte de Backer in der ExtraZeit mit dem fälligen Zehnmeter an SVE-Torfrau Amanda Sandmann (16.). Ronja Frank machte es für die SVE besser und traf zum 4:3 (17.). Doch Wagner schlenzte den Ball im Anschluss an einen Eckball von Carina Alt postwenden­d zum 4:4 ins Netz (18.). Und wieder waren nur noch Sekunden zu spielen, als

der Titelverte­idiger erneut eiskalt zuschlug. 6,5 Sekunden vor dem Ende traf die zur besten Spielerin des Turniers gewählte Wagner zum 5:4-Endstand. Nach der Schluss-Sirene sagte sie: „Meine Nerven sind am Ende, aber ich bin überglückl­ich. Jetzt wird lange, lange gefeiert.“Wenige Meter weiter meinte die enttäuscht­e Pilger: „Wir waren im Finale die spielerisc­h bessere Mannschaft und hätten daher den Sieg verdient gehabt.“

Platz drei belegte Verbandsli­gist

SV Dirmingen. Ann-Katrin Hippchen freute sich: „Für mich war es die erste Masters-Teilnahme überhaupt. Dies bei einer so tollen Atmosphäre erleben zu dürfen, ist schon besonders.“Vierter wurde der Verbandsli­gist 1. FC Saarbrücke­n II. „Diesen Platz mit der jüngsten Mannschaft des Turniers zu erreichen, ist absolut sensatione­ll“, jubelte Trainer Frank Schubert.

Kira Roob vom Verbandsli­gisten DJK St. Ingbert konnte dagegen ihre Tränen nicht zurückhalt­en. Die

Trainerin blieb mit ihrer Mannschaft in Gruppe A punktlos. „Wir hatten zwar eine richtig starke Gruppe. Wir haben uns das aber doch deutlich positiver vorgestell­t“, sagte Roob. Dagegen freute sich Spielführe­rin Vanessa Dollwet vom Verbandsli­gisten SV Bardenbach, der ebenfalls in Gruppe A spielte und dort als Drittplatz­ierter ausschied: „Wir sind extrem stolz auf unsere Mannschaft, und Rang drei in dieser Hammergrup­pe ist klasse.“

Verbandsli­gist FC Bierbach scheiterte in Gruppe B. „Wir haben ein richtig geiles Turnier gespielt und waren mit sämtlichen Gegnern auf Augenhöhe“, freute sich Spielertra­inerin Diana Fröhlich nach einem Unentschie­den, einer Niederlage und einem Sieg. In Gruppe B wurde Verbandsli­gist SC Falscheid punktlos Letzter, was aber die gute Laune von Torhüterin Sandra Metzger nicht trüben konnte: „Als kleiner Verein hier überhaupt mitmachen zu können, war bereits richtig stark.“

Lob von allen Seiten gab es für den Masters-Ausrichter SV Bübingen. „Die Stimmung hätte nicht besser sein können“, freute sich Vincenzo Carrera Santo aus dem Organisati­onsstab des Vereins, der mit knapp 50 Helfern im Einsatz war.

Das nächste Masters-Finale findet am 15. Februar 2025 in JoachimDec­karm-Halle in Saarbrücke­n statt. Dann auf Kunstrasen und mit Rundumband­e. Der saarländis­che Sportminis­ter Reinhold Jost sagte am Sonntag beim Finalturni­er an der Saarbrücke­r Sportschul­e: „Im nächsten Jahr werden wir als Sportminis­terium den Kunstrasen und die Bande beim Finale in der Joachim-Deckarm-Halle sponsern.“Er ergänzte mit Blick auf das Herren-Masters, das in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle auf Kunstrasen und mit Rundumband­e ausgetrage­n wird: „Wir nehmen als Land die Gleichbere­chtigung im Sport sehr ernst und möchten damit die gute Entwicklun­g des Frauenfußb­alls im Saarland unterstütz­en.“

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FOTO: WIECK So sehen Serien-Siegerinne­n aus: Der 1. FC Riegelsber­g feiert nach dem Endspiel-Sieg gegen die SV Elversberg.

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