Hallenköniginnen – eiskalt bis zur letzten Sekunde
Die SV Elversberg hielt den Masters-Pokal so gut wie in Händen. Doch 20,2 Sekunden vor dem Ende erzwang der 1. FC Riegelsberg die Verlängerung. Dort erzielte der Titelverteidiger 6,5 Sekunden vor Schluss das Siegtor – und feierte an der Saarbrücker Sports
Allein schon das Finale war das Eintrittsgeld wert: Beim 20. Volksbanken-Frauenmasters in der Multifunktionshalle an der Saarbrücker Sportschule beherrschte Regionalligist 1. FC Riegelsberg vor etwa 700 Zuschauern das Geschehen am Sonntag nach Belieben. Der Seriensieger, der das Turnier die vergangenen vier Male in Folge gewann, hatte in der Vorrunde unter anderem dem Liga-Rivalen SV Elversberg beim 5:1-Erfolg nicht den Hauch einer Chance gelassen. Beide trafen dann im Endspiel erneut aufeinander. Und diesmal wurde es ein Krimi. Die beiden Regionalligisten lieferten den begeisterten Zuschauern das wohl spannendste Finale der
Frauenmasters-Historie ab.
Im Gegensatz zum Duell in der Vorrunde störten die Elversbergerinnen dieses Mal bereits in der gegnerischen Hälfte den Spielaufbau des Titelverteidigers. Claudia Pilger brachte den Außenseiter mit einem Schuss in die rechte Ecke sogar mit 1:0 in Führung (3. Minute).
Für Riegelsberg sollte im Finale die Präzision bei ruhenden Bällen und aus der Distanz den Ausschlag zum Sieg geben. Per Freistoß glich Jacqueline de Backer aus (8.), ehe Lisa Wagner aus halbrechter Position in die linke Ecke traf (11.). Doch dann unterlief Wagner ein Handspiel – und SVE-Spielführerin Emma Junold knallte den Ball zum 2:2 ins Netz (12.). Als Jenna Croteau sogar das 3:2 für die SV Elversberg gelang (13.), schien der Titelverteidiger entthront. Doch exakt 20,2 Sekunden vor dem Ertönen der Schluss-Sirene zirkelte de Backer den Ball zum 3:3 ins Netz und erzwang die fünfminütige Verlängerung.
Nach Elversbergs sechstem Mannschaftsfoul scheiterte de Backer in der ExtraZeit mit dem fälligen Zehnmeter an SVE-Torfrau Amanda Sandmann (16.). Ronja Frank machte es für die SVE besser und traf zum 4:3 (17.). Doch Wagner schlenzte den Ball im Anschluss an einen Eckball von Carina Alt postwendend zum 4:4 ins Netz (18.). Und wieder waren nur noch Sekunden zu spielen, als
der Titelverteidiger erneut eiskalt zuschlug. 6,5 Sekunden vor dem Ende traf die zur besten Spielerin des Turniers gewählte Wagner zum 5:4-Endstand. Nach der Schluss-Sirene sagte sie: „Meine Nerven sind am Ende, aber ich bin überglücklich. Jetzt wird lange, lange gefeiert.“Wenige Meter weiter meinte die enttäuschte Pilger: „Wir waren im Finale die spielerisch bessere Mannschaft und hätten daher den Sieg verdient gehabt.“
Platz drei belegte Verbandsligist
SV Dirmingen. Ann-Katrin Hippchen freute sich: „Für mich war es die erste Masters-Teilnahme überhaupt. Dies bei einer so tollen Atmosphäre erleben zu dürfen, ist schon besonders.“Vierter wurde der Verbandsligist 1. FC Saarbrücken II. „Diesen Platz mit der jüngsten Mannschaft des Turniers zu erreichen, ist absolut sensationell“, jubelte Trainer Frank Schubert.
Kira Roob vom Verbandsligisten DJK St. Ingbert konnte dagegen ihre Tränen nicht zurückhalten. Die
Trainerin blieb mit ihrer Mannschaft in Gruppe A punktlos. „Wir hatten zwar eine richtig starke Gruppe. Wir haben uns das aber doch deutlich positiver vorgestellt“, sagte Roob. Dagegen freute sich Spielführerin Vanessa Dollwet vom Verbandsligisten SV Bardenbach, der ebenfalls in Gruppe A spielte und dort als Drittplatzierter ausschied: „Wir sind extrem stolz auf unsere Mannschaft, und Rang drei in dieser Hammergruppe ist klasse.“
Verbandsligist FC Bierbach scheiterte in Gruppe B. „Wir haben ein richtig geiles Turnier gespielt und waren mit sämtlichen Gegnern auf Augenhöhe“, freute sich Spielertrainerin Diana Fröhlich nach einem Unentschieden, einer Niederlage und einem Sieg. In Gruppe B wurde Verbandsligist SC Falscheid punktlos Letzter, was aber die gute Laune von Torhüterin Sandra Metzger nicht trüben konnte: „Als kleiner Verein hier überhaupt mitmachen zu können, war bereits richtig stark.“
Lob von allen Seiten gab es für den Masters-Ausrichter SV Bübingen. „Die Stimmung hätte nicht besser sein können“, freute sich Vincenzo Carrera Santo aus dem Organisationsstab des Vereins, der mit knapp 50 Helfern im Einsatz war.
Das nächste Masters-Finale findet am 15. Februar 2025 in JoachimDeckarm-Halle in Saarbrücken statt. Dann auf Kunstrasen und mit Rundumbande. Der saarländische Sportminister Reinhold Jost sagte am Sonntag beim Finalturnier an der Saarbrücker Sportschule: „Im nächsten Jahr werden wir als Sportministerium den Kunstrasen und die Bande beim Finale in der Joachim-Deckarm-Halle sponsern.“Er ergänzte mit Blick auf das Herren-Masters, das in der Saarbrücker Saarlandhalle auf Kunstrasen und mit Rundumbande ausgetragen wird: „Wir nehmen als Land die Gleichberechtigung im Sport sehr ernst und möchten damit die gute Entwicklung des Frauenfußballs im Saarland unterstützen.“