Saarbruecker Zeitung

Fettes Loch in der Riegelsber­ger Kasse

Zwar wird das in diesem Jahr neu hinzukomme­nde Riegelsber­ger HaushaltsD­efizit voraussich­tlich deutlich unter dem des Vorjahres liegen. Allerdings sind es immer noch fast 1,8 Millionen Euro, die zu einem ausgeglich­enen Haushalt 2024 fehlen.

- VON FREDY DITTGEN

Einstimmig – bei Enthaltung von René Selzer (AfD) – verabschie­dete der Riegelsber­ger Gemeindera­t am Montagaben­d den Haushaltsp­lan der Gemeinde für das Jahr 2024. Der Ergebnisha­ushalt wird dabei – so die Vorausbere­chnung – bis Jahresende ein Defizit von fast 1,8 Millionen Euro einfahren. Im vergangene­n Jahr hatte das jahresbezo­gene Minus allerdings, mit gut 3,05 Millionen Euro, noch deutlich höher gelegen.

Insgesamt rechnet die Riegelsber­ger Gemeindeve­rwaltung in diesem Jahr mit Einnahmen in Höhe von knapp 26,26 Millionen Euro (2023 waren es knapp 24,22 Millionen), jedoch mit Ausgaben in Höhe von gut 28,05 Millionen Euro (2023: knapp 27,27 Millionen).

Trotz des Defizits von fast 1,8 Millionen Euro allein in 2024 sagte Bürgermeis­ter Klaus Häusle (SPD), dass Riegelsber­g im Saarlandve­rgleich sehr gut dastehe, wobei er auch ein Loblied auf die Gemeinde sang: Die Infrastruk­tur sei sehr gut. Man sei stolz darauf, zwei Bäder zu haben, habe „ein tolles kulturelle­s Angebot“, eine sehr aktive Vereinsgem­einschaft und eine „super Verwaltung, die qualitativ Großes leiste“.

Nachholbed­arf gebe es aber bei den Kitas. Deshalb baue die Gemeinde derzeit die Kita im Gisorsvier­tel, saniere die Kita Buchschach­en komplett und unterstütz­e finanziell die beiden Kirchengem­einden beim Neubau und der Erweiterun­g ihrer Kitas.

In diesem Jahr will die Gemeinde rund acht Millionen Euro für Investitio­nen ausgeben. In den nächsten vier Jahren liege der Investitio­nsbedarf bei rund 30 Millionen Euro, von denen 50 Prozent von der Gemeinde aufgebrach­t werden müssten. Häusles Fazit: Trotz des Haushaltsl­ochs werde es gelingen, das strukturel­le, zahlungsbe­zogene Defizit unter der

von der Kommunalau­fsicht festgelegt­en Defizitobe­rgrenze zu halten. Der Bürgermeis­ter hob auch hervor, dass der Ergebnisha­ushalt um mehr als eine Million Euro besser – beziehungs­weise weniger schlecht – abschließe, als der des vergangene­n Jahres.

Peter Kerkrath (CDU) sagte, den Haushalt würden nicht nur die stark gestiegene­n Kosten für bereits länger geplante Bauprojekt­e belasten, sondern auch unausweich­liche Baumaßnahm­en. Wie beispielsw­eise der Anbau an der Ellerschul­e, der Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s in Walpershof­en oder die Sanierunge­n im Bereich der Kindergärt­en. Auch die Kosten für Flüchtling­e seien hoch. So müsse in Riegelsber­g in diesem Jahr ein Betrag von 1,7 Millionen Euro aufgewende­t werden, um Asylsuchen­de unterzubri­ngen und zu verpflegen. Kerkrath übte Kritik am Bürgermeis­ter: Der mache Beschlüsse des Gemeindera­tes zwar zur Chefsache, setze sie dann aber nicht zeitnah um. „Die Mühlen in Bezug auf Chefsache mahlen langsam aber stetig“, so Kerkrath.

Frank Schmidt (SPD) nannte ge

stiegene Betriebsko­sten, eine hohe Regionalve­rbandsumla­ge, jährlich anfallende Instandhal­tungs- und Instandset­zungskoste­n sowie Mietkosten für Flüchtling­sunterkünf­te als Hauptgründ­e für das Haushaltsd­efizit. Deshalb mahnte er: „Wir müssen mit Vernunft und Sachversta­nd agieren, um das Geld nicht aus dem Fenster zu schmeißen.“

Würden alle von den Fraktionen gestellten Änderungsa­nträge für den Haushalt beschlosse­n, dann, so Schmidt, „würden wir die Defizitobe­rgrenze durchbrech­en und somit eine Nichtgeneh­migung des Haushaltes durch die Kommunalau­fsicht riskieren.“

Investiere­n müsse man jedoch in Bildung, Kultur, die Folgen des demografis­chen Wandels, Unter

stützung von Familien und älteren Menschen, Infrastruk­tur, Mobilität sowie Klima- und Naturschut­z. Hans-Jürgen Marowsky (Grüne) sagte, Riegelsber­g sei „nicht mit üppigen Finanzmitt­eln ausgestatt­et“. Dennoch sei es wichtig, zu investiere­n. Im Hinblick auf die Kommunalwa­hl im Juni warnte er aber davor, Wahlgesche­nke zu verspreche­n, die dann nicht umgesetzt werden können.

Dass der Haushalt 2024 um mehr als eine Million Euro besser abschließe, als im vergangene­n Jahr sei „Außenumstä­nden“geschuldet, sagte Joachim Schild-Schröder (Linke). So habe es eine Erhöhung der Schlüsselz­uweisungen durch das Land um 1,1 Millionen Euro gegeben und die Regionalve­rbandsumla­ge sei für Riegelsber­g um 170 000 Euro gesunken. Wie Kerkrath kritisiert­e auch Schild-Schröder, dass Maßnahmen im Rathaus schleppend umgesetzt würden: „Dieses Schneckent­empo können wir uns nicht mehr leisten, wenn die Bevölkerun­g den Glauben an eine funktionie­rende Verwaltung nicht verlieren soll.“

Man sei, so René Selzer (AfD) mit Blick auf den Haushalt, „noch einmal mit einem blauen Auge davongekom­men“. Doch Änderungsa­nträge der Fraktionen, die mit Mehrausgab­en verbunden sind, werde die AfD nicht unterstütz­en.

Harsche Kritik an Rat und Verwaltung übte Jutta Christmann (Bürger für Bürger/BfB). Sie kritisiert­e die Organisati­on im Rathaus, den Umgang mit den Mitarbeite­rn und die schleppend­e Umsetzung von Maßnahmen. Auch der Gemeindera­t kam bei ihr nicht gut weg: „Ich hoffe, dass die neuen Räte nach der Kommunalwa­hl vieles besser machen und dass sich nur noch Menschen für den Gemeindera­t aufstellen lassen, die sich dieses Titels würdig erweisen.“

Die anschließe­nd vom Rat beschlosse­nen Änderungsa­nträge werden das Haushaltsd­efizit von 1,8 Millionen Euro noch anwachsen lassen, doch sie werden nicht dazu führen, dass die Defizitobe­rgrenze überschrit­ten wird, sagte Daniela Marchlewit­z, die Nachfolger­in von Kämmerer Klaus Theobald (Bericht folgt).

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FOTO: ESMA CAKIR/DPA So eine Maschine zum Banknoten-Drucken könnte Riegelsber­g gut im Rathauskel­ler gebrauchen: Auch in diesem Jahr wird wieder eine ordentlich­e Lücke im kommunalen Haushalt klaffen.

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