Was passiert mit dem Waldstadion?
Fußball-Regionalligist FC Homburg braucht im Aufstiegsfall eine drittligataugliche Spielstätte. Befreiung von der „Ostermann-Klausel“.
(bene) „Es ist ein historischer Tag.“Dieser Satz war am Montagabend auf der Jahreshauptversammlung von FußballRegionalligist FC Homburg öfters zu hören. Nach 25 Jahren „Geißelung“unter der sogenannten „Ostermann-Klausel“wurde bei den Grün-Weißen endlich eine neue Satzung auf den Weg gebracht, in der das Stimmmehrheitsrecht des Unternehmers und langjährigen Präsidenten des 1. FC Saarbrücken, Hartmut Ostermann, nicht mehr zum Tragen kommt.
Dieser hatte den FCH 1999 mit finanzieller Hilfe vor dem Konkurs bewahrt, sich dafür aber ein Stimmmehrheitsrecht in die Satzung bauen lassen, auf dem er bis zuletzt beharrt haben soll. „Die Klausel war über Jahrzehnte in jeder einzelnen Versammlung ein Thema. Wir hatten keine Chance, haben ewig dafür gekämpft, dass wir sie loswerden – und sind froh, dass es dank des Zutuns vieler Helfer endlich geklappt hat“, frohlockte Geschäftsführer Rafael Kowollik.
Nach einem Marathon von 15 Anträgen auf Änderung der neuen Satzung, wobei es zumeist um redaktionelle Beanstandungen ging, wurde sie um 21.23 Uhr bei nur zwei Enthaltungen unter den 152 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern fast einstimmig beschlossen. „Mit dieser neuen Satzung beenden wir eine für den Verein schlimme Zeit der Einflussnahme von außen“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Knicker, der die Versammlung im Ballsaal des SchlossbergHotels zwei Stunden zuvor eröffnet hatte.
Nachdem der Aufsichtsrat dem FCH-Vorstand um den im Mai 2022 bestellten Vorsitzenden Hans Gassert ein gutes Zeugnis attestierte, kam zeitnah das Thema Stadion zur Sprache. Der FC Homburg kämpft diese Saison um den Aufstieg in die 3. Liga, geht sechs Punkte hinter den Stuttgarter Kickers als Dritter in die restlichen 13 Spiele – stünde aber im Fall der Fälle ohne Drittliga-taugliches Stadion da. Seit dem Bundesliga-Aufstieg 1986 hat sich im Wald
stadion nichts getan. Um in Liga drei dort spielen zu dürfen, müssen umfangreiche Um- und Ausbaumaßnahmen vollzogen werden.
Unter anderem fehlen überdachte Sitzplätze, eine funktionierende Toilettenanlage für die Stehplätze, Presseraum und –plätze oder ausreichend große Umkleidekabinen. Ganz zu schweigen von der verlangten Rasenheizung. Der FC Homburg sieht dahingehend die Stadt als Stadion-Eigentümer in der Pflicht. Im Januar wurde im Stadtrat bereits ein Ausbau- und Renovierungsplan mit einem Volumen von 14,5 Millionen Euro beschlossen.
Was konkret verändert werden muss, idealerweise im Hinblick auf den möglichen Aufstieg, solle „ein Termin mit allen Sicherheitsträgern der Stadt und des DFB“genauer klären, sagte Kowollik. Für ihn ist die Sache ganz einfach: „Die Versammlungsstätten-Verordnung muss umgesetzt werden – das muss die Stadt liefern. Es geht hier nicht um Luxus, sondern um die Basics.“
Wann aber der Start zu den nötigen Bauarbeiten erfolgt, bleibt abzuwarten. Neben der Finanzierung
muss auch die Auftragsverteilung erst einmal stehen. Gassert hatte zuletzt gemutmaßt, die Arbeiten könnten noch in diesem Jahr beginnen. Sollte der Aufstieg tatsächlich gelingen, müssten die Bagger früher anrollen, wenn der FCH tatsächlich im Waldstadion spielen will. Und das will er: „Priorität hat für uns ganz klar immer das Waldstadion. Ein Umzug soll die allerletzte Option sein“, sagte Kowollik, der das Ausweichstadion, das jeder Verein angeben muss, nicht nennen wollte.
Die Kosten, um das Stadion komplett Drittliga-tauglich zu machen, bezifferte er auf gut 20 Millionen Euro. „Wir treiben gerade eigene Planungen und Schätzungen voran“, sagte Kowollik. Generell überwog bei ihm und den Vorstandskollegen Optimismus. „Wir sind in der Sache Stadion jetzt so weit wie noch nie.“
Nach fast 40 Jahren Stillstand dürfte sich bald wieder was tun. Dazu die „Befreiung“von Ostermann – und nicht zuletzt gute Nachrichten im Zusammenhang mit dem Hauptsponsor Dr. Theiss Naturwaren. Schatzmeister Hans
Joachim Burgardt verkündete eine Ausdehnung der Sponsorenverträge auf dem bisherigen Niveau für die zwei folgenden Spielzeiten. „Ohne das überragende Engagement dieses Unternehmens würde es Regio
nalliga-Fußball in Homburg nicht geben“, stellte er klar.
Giuseppe Nardi, der Geschäftsführer des Hauptsponsors, nahm in Sachen Stadion ebenfalls die Stadt in die Pflicht: „Die DFB-Vorgaben sind generelle Sicherheitsanforderungen an eine moderne Sportstätte. Das hat wenig mit dem FC Homburg zu tun. Es geht darum, ob die Stadt Homburg als Eigentümer eine solche Sportstätte will“, betonte Nardi – und verteilte einen Seitenhieb: „Wenn man 40 Jahre nichts gemacht hat, dann darf man sich nicht wundern, dass sich so viel angestaut hat.“
Wenn es zum späteren Zeitpunkt um die spezifischere Ausgestaltung des Stadions geht, wird auch der FCH finanziell gefordert sein – wobei auf der Versammlung betont wurde: „Wir gehen auf keinen Fall in die Kredite. Das kann sich der FC Homburg nicht leisten“, sagte Burgardt. Gassert monierte, man könne in der kurzen Zeit nicht all das aufholen, was in über 30 Jahren versäumt wurde, der Vorsitzende blickte aber optimistisch nach vorne. „Wir haben Einblick in die Geschichte, was passieren soll, haben einen Beschluss, dass das Stadion umgebaut wird“, sagte Gassert: „Wir sind guter Dinge, dass wir das mit der Stadt zusammen gestemmt bekommen.“