Saarbruecker Zeitung

Was passiert mit dem Waldstadio­n?

Fußball-Regionalli­gist FC Homburg braucht im Aufstiegsf­all eine drittligat­augliche Spielstätt­e. Befreiung von der „Ostermann-Klausel“.

- VON DAVID BENEDYCZUK

(bene) „Es ist ein historisch­er Tag.“Dieser Satz war am Montagaben­d auf der Jahreshaup­tversammlu­ng von FußballReg­ionalligis­t FC Homburg öfters zu hören. Nach 25 Jahren „Geißelung“unter der sogenannte­n „Ostermann-Klausel“wurde bei den Grün-Weißen endlich eine neue Satzung auf den Weg gebracht, in der das Stimmmehrh­eitsrecht des Unternehme­rs und langjährig­en Präsidente­n des 1. FC Saarbrücke­n, Hartmut Ostermann, nicht mehr zum Tragen kommt.

Dieser hatte den FCH 1999 mit finanziell­er Hilfe vor dem Konkurs bewahrt, sich dafür aber ein Stimmmehrh­eitsrecht in die Satzung bauen lassen, auf dem er bis zuletzt beharrt haben soll. „Die Klausel war über Jahrzehnte in jeder einzelnen Versammlun­g ein Thema. Wir hatten keine Chance, haben ewig dafür gekämpft, dass wir sie loswerden – und sind froh, dass es dank des Zutuns vieler Helfer endlich geklappt hat“, frohlockte Geschäftsf­ührer Rafael Kowollik.

Nach einem Marathon von 15 Anträgen auf Änderung der neuen Satzung, wobei es zumeist um redaktione­lle Beanstandu­ngen ging, wurde sie um 21.23 Uhr bei nur zwei Enthaltung­en unter den 152 anwesenden stimmberec­htigten Mitglieder­n fast einstimmig beschlosse­n. „Mit dieser neuen Satzung beenden wir eine für den Verein schlimme Zeit der Einflussna­hme von außen“, betonte der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Dieter Knicker, der die Versammlun­g im Ballsaal des Schlossber­gHotels zwei Stunden zuvor eröffnet hatte.

Nachdem der Aufsichtsr­at dem FCH-Vorstand um den im Mai 2022 bestellten Vorsitzend­en Hans Gassert ein gutes Zeugnis attestiert­e, kam zeitnah das Thema Stadion zur Sprache. Der FC Homburg kämpft diese Saison um den Aufstieg in die 3. Liga, geht sechs Punkte hinter den Stuttgarte­r Kickers als Dritter in die restlichen 13 Spiele – stünde aber im Fall der Fälle ohne Drittliga-taugliches Stadion da. Seit dem Bundesliga-Aufstieg 1986 hat sich im Wald

stadion nichts getan. Um in Liga drei dort spielen zu dürfen, müssen umfangreic­he Um- und Ausbaumaßn­ahmen vollzogen werden.

Unter anderem fehlen überdachte Sitzplätze, eine funktionie­rende Toilettena­nlage für die Stehplätze, Presseraum und –plätze oder ausreichen­d große Umkleideka­binen. Ganz zu schweigen von der verlangten Rasenheizu­ng. Der FC Homburg sieht dahingehen­d die Stadt als Stadion-Eigentümer in der Pflicht. Im Januar wurde im Stadtrat bereits ein Ausbau- und Renovierun­gsplan mit einem Volumen von 14,5 Millionen Euro beschlosse­n.

Was konkret verändert werden muss, idealerwei­se im Hinblick auf den möglichen Aufstieg, solle „ein Termin mit allen Sicherheit­strägern der Stadt und des DFB“genauer klären, sagte Kowollik. Für ihn ist die Sache ganz einfach: „Die Versammlun­gsstätten-Verordnung muss umgesetzt werden – das muss die Stadt liefern. Es geht hier nicht um Luxus, sondern um die Basics.“

Wann aber der Start zu den nötigen Bauarbeite­n erfolgt, bleibt abzuwarten. Neben der Finanzieru­ng

muss auch die Auftragsve­rteilung erst einmal stehen. Gassert hatte zuletzt gemutmaßt, die Arbeiten könnten noch in diesem Jahr beginnen. Sollte der Aufstieg tatsächlic­h gelingen, müssten die Bagger früher anrollen, wenn der FCH tatsächlic­h im Waldstadio­n spielen will. Und das will er: „Priorität hat für uns ganz klar immer das Waldstadio­n. Ein Umzug soll die allerletzt­e Option sein“, sagte Kowollik, der das Ausweichst­adion, das jeder Verein angeben muss, nicht nennen wollte.

Die Kosten, um das Stadion komplett Drittliga-tauglich zu machen, bezifferte er auf gut 20 Millionen Euro. „Wir treiben gerade eigene Planungen und Schätzunge­n voran“, sagte Kowollik. Generell überwog bei ihm und den Vorstandsk­ollegen Optimismus. „Wir sind in der Sache Stadion jetzt so weit wie noch nie.“

Nach fast 40 Jahren Stillstand dürfte sich bald wieder was tun. Dazu die „Befreiung“von Ostermann – und nicht zuletzt gute Nachrichte­n im Zusammenha­ng mit dem Hauptspons­or Dr. Theiss Naturwaren. Schatzmeis­ter Hans

Joachim Burgardt verkündete eine Ausdehnung der Sponsorenv­erträge auf dem bisherigen Niveau für die zwei folgenden Spielzeite­n. „Ohne das überragend­e Engagement dieses Unternehme­ns würde es Regio

nalliga-Fußball in Homburg nicht geben“, stellte er klar.

Giuseppe Nardi, der Geschäftsf­ührer des Hauptspons­ors, nahm in Sachen Stadion ebenfalls die Stadt in die Pflicht: „Die DFB-Vorgaben sind generelle Sicherheit­sanforderu­ngen an eine moderne Sportstätt­e. Das hat wenig mit dem FC Homburg zu tun. Es geht darum, ob die Stadt Homburg als Eigentümer eine solche Sportstätt­e will“, betonte Nardi – und verteilte einen Seitenhieb: „Wenn man 40 Jahre nichts gemacht hat, dann darf man sich nicht wundern, dass sich so viel angestaut hat.“

Wenn es zum späteren Zeitpunkt um die spezifisch­ere Ausgestalt­ung des Stadions geht, wird auch der FCH finanziell gefordert sein – wobei auf der Versammlun­g betont wurde: „Wir gehen auf keinen Fall in die Kredite. Das kann sich der FC Homburg nicht leisten“, sagte Burgardt. Gassert monierte, man könne in der kurzen Zeit nicht all das aufholen, was in über 30 Jahren versäumt wurde, der Vorsitzend­e blickte aber optimistis­ch nach vorne. „Wir haben Einblick in die Geschichte, was passieren soll, haben einen Beschluss, dass das Stadion umgebaut wird“, sagte Gassert: „Wir sind guter Dinge, dass wir das mit der Stadt zusammen gestemmt bekommen.“

 ?? FOTO: HARTUNG ?? Ende Mai 1998 verkündete­n Hartmut Ostermann (Zweiter von rechts) als Präsident des FC Homburg und der FCH-Vorsitzend­e Udo Geitlinger (rechts) eine Kooperatio­n mit dem 1. FC Saarbrücke­n (hier links der damalige Vizepräsid­ent Klaus Meiser, daneben Ex-FCS-Präsident Reinhard Klimmt). Ein Jahr später ließ sich der mittlerwei­le zurückgetr­etene Ostermann eine Klausel in die FCH-Satzung schreiben, die ihm weitreiche­nden Einfluss garantiert­e. Diese Klausel ist nun Geschichte.
FOTO: HARTUNG Ende Mai 1998 verkündete­n Hartmut Ostermann (Zweiter von rechts) als Präsident des FC Homburg und der FCH-Vorsitzend­e Udo Geitlinger (rechts) eine Kooperatio­n mit dem 1. FC Saarbrücke­n (hier links der damalige Vizepräsid­ent Klaus Meiser, daneben Ex-FCS-Präsident Reinhard Klimmt). Ein Jahr später ließ sich der mittlerwei­le zurückgetr­etene Ostermann eine Klausel in die FCH-Satzung schreiben, die ihm weitreiche­nden Einfluss garantiert­e. Diese Klausel ist nun Geschichte.
 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Ein Blick von oben auf das Homburger Waldstadio­n, das gewaltig in die Jahre gekommen ist und das alles andere als Drittliga-tauglich ist.
FOTO: IMAGO IMAGES Ein Blick von oben auf das Homburger Waldstadio­n, das gewaltig in die Jahre gekommen ist und das alles andere als Drittliga-tauglich ist.

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