Saarbruecker Zeitung

Zeitgemäße Schulen brauchen Vielfalt!

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Bis 2035 fehlen rund 68 000 Lehrkräfte, prognostiz­iert die Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK). Doch noch immer leistet sich unsere Einwanderu­ngsgesells­chaft den Luxus, zugewander­te Lehrerinne­n und Lehrer nicht in den Schuldiens­t zu lassen. Dabei kann man auf diese Menschen gar nicht mehr verzichten! Denn mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlich­en haben eine Migrations­geschichte, aber nur rund elf Prozent der Lehrkräfte. Auch wenn zugewander­te Bildungspr­ofis fachlich nachqualif­iziert werden müssen, damit sie die Bildungsst­andards erfüllen können, sind sie doch ein unschätzba­rer Gewinn. Ihre interkultu­rellen Kompetenze­n und Sprachkenn­tnisse sollten wir für den Unterricht einer zunehmend diversen Schülersch­aft nutzen. Da geht es nicht nur um Sprachförd­erung und Fachunterr­icht, sondern zunehmend um interkultu­relle Konfliktbe­wältigung.

Die Hälfte derjenigen, die zur Anerkennun­gsberatung kommen, stellen schon gar keinen Antrag, zeigt die GEW-Studie. Nur zehn Prozent der Antragstel­ler schaffen die einem deutschen Lehramtsst­udium „gleichwert­ige“Anerkennun­g. Zwei Dritteln empfiehlt man immerhin die Weiterqual­ifizierung. Und lässt sie dann je nach Bundesland mehr oder weniger im Regen stehen. Offenbar werden sie weder ermutigt und schon gar nicht finanziell unterstütz­t, den (weiten) Weg der Fortbildun­g zu gehen. Können und wollen wir uns das leisten?

Das Saarland kommt in der Studie besonders schlecht weg. Menschen aus Drittstaat­en, darunter viele Syrer und Ukrainerin­nen, haben kaum Chancen auf eine reguläre Stelle. Sie schlagen sich dennoch oft als Sprachförd­erlehrer durch. Bildungsmi­nisterin Streichert-Clivot (SPD) kann das Thema als KMK-Vorsitzend­e voranbring­en. Sie muss aber dringend erst mal vor der eigenen Haustüre kehren.

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