Saarbruecker Zeitung

„Letzte Generation“in der Krise

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Die „Letzte Generation“, die vor zwei Jahren erstmals mit Straßenblo­ckaden auf sich aufmerksam machte und eine radikale Klimawende erzwingen wollte, steckt in der Krise. Klimaklebe­r, die zahllose Menschen daran hinderten, ihren Tagesgesch­äften nachzugehe­n, die mit ihrem gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr sogar Rettungswa­gen behinderte­n, wurden seit Monaten auf dem Asphalt nicht mehr gesichtet.

Das kann am Winter liegen, der Sitzblocka­den ungemütlic­h macht. Doch der wahre Grund soll ein Strategiew­echsel sein. Die Wortführer wollen künftig „Orte der fossilen Zerstörung“aufsuchen oder „die Verantwort­lichen für die Klimazerst­örung verstärkt direkt konfrontie­ren“. Vermutlich werden sie damit auf erheblich mehr Widerstand prallen als bei den Straßenblo­ckaden. Ob Sicherheit­sdienste es zulassen, dass junge Leute noch einmal auf Rollfelder von Flughäfen vordringen und dadurch sogar die Landung von Flugzeugen behindern, bleibt abzuwarten. Auch zu Politikern oder Konzernbos­sen vorzudring­en, dürfte schwierig werden. Das einzige, was daher bleibt, ist die schrille Sprache. Angeblich „setzt sich die Zerstörung unserer Lebensgrun­dlagen in rasendem Tempo fort“. Wenn der Status quo fortgeführ­t wird, „werden Milliarden Menschen dadurch leiden und sterben“.

Weil immer mehr Leute diesen undifferen­zierten Katastroph­enHype leid sind, dürfte die „Letzte Generation“rasant an Bedeutung verlieren, auch wenn sie es schaffen sollte, im Juni ein oder zwei Abgeordnet­e ins Europarlam­ent zu bringen. Inhaltlich lieferte sie mit ihrer apodiktisc­hen Forderung nach deutscher Klimaneutr­alität bis 2030 lediglich eine Vorlage für das Ende des Industries­tandorts und mit dem Ruf nach einem Neun-Euro-Ticket sowie Tempo 100 auf Autobahnen nur Dünnbier ab. Vermissen werde ich die Nervensäge­n daher nicht.

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