„Filmmäßig ist im Saarland nichts los“
Er ist der Sohn von Alice Hoffmann und des 2001 verstorbenen Bildhauers Rudi Ben Yakov: Als Dokumentarfilmer hat sich der Saarbrücker Pablo Ben Yakov inzwischen einen Namen gemacht.
Saarländer gibt es überall auf der Welt. Der Schauspieler, Regisseur und Filmemacher Pablo Ben Yakov, Sohn der saarländischen Schauspielerin Alice Hoffmann, zum Beispiel wohnt in Leipzig – der Stadt der Kultur, in der unter anderem Johann Sebastian Bach und Kurt Masur gewirkt haben, in der Berühmtheiten wie Richard Wagner und Gottfried Wilhelm Leibnitz geboren sind. Pablo Ben Yakov, ebenfalls ein kreativer Kopf, ist am 30. März 1986 in Saarbrücken geboren. Das Künstlerische ist ihm in die saarländische Wiege gelegt. Sein Vater war der 2001 verstorbene Bildhauer Rudi Ben Yakov – und seine Mutter ist eine weit über das Saarland hinaus bekannte Komikerin und Schauspielerin. Die ersten Schritte als Schauspieler macht der kleine Pablo 1995 in der vom Saarländischen Rundfunk produzierten Kinderserie „Hart an der Grenze“. „Beim Saarländischen Rundfunk hat man damals für eine Kinderserie Kinder gesucht und meine Mutter gefragt. Die hat mich dann zum Casting geschleppt“, erinnert sich Ben Yakov. In dieser siebenteiligen Serie spielt er in der Rolle des Sebastian zum ersten Mal an der Seite seiner Mutter Alice. Nach diesem Debüt erhält der JungSchauspieler weitere Rollen. In den nächsten Jahren tritt er in einigen bekannten Serien auf. Unter anderem in der heute vergessenen Serie „Ein ehrenwertes Haus“, wo er als Menelaos von Schoenstein erneut mit seiner Mutter vor der Kamera steht. Zahlreiche Fernsehauftritte folgen. Unter anderem in der Reihe „Tatort“. In der Folge „Kleine Diebe“vom Bayerischen Rundfunk sieht man ihn 2000 als rumänisches Straßenkind Mitru. Beim Münster-Tatort „Schlangengrube“spielt er 2018 den Metzgermeister Dorr. Bei Serien wie Soko Köln, Ein Fall für zwei, SK Kölsch, Siska, Die Wache, Soko Leipzig, Wilsberg und einigen anderen verkörpert er immer wieder Figuren. Aber auch im Kino ist Pablo Ben Yakov zu sehen. 1999 im Film „Alles Bob“und 2007 in „Gegenüber“an der Seite von Matthias Brand und Wotan Wilke Möhring.
Trotz der Präsenz in bekannten Serien und ausgezeichneten Filmen stellt Pablo Ben Yakov mit der Zeit fest, dass er lieber hinter als vor
der Kamera stehen möchte. Ab 2011 ist er auch als Editor tätig und zum Beispiel bei dem Kurzfilm „Good Soil“2013 für den Schnitt verantwortlich. Hierfür wird er beim Festival Filmplus mit dem Förderpreis Schnitt und beim Hot Docs Canadian Documentary Festival für den besten Schnitt ausgezeichnet. „Dann war erst einmal die Idee, auf eine Filmhochschule zu gehen, und dafür brauchte man Praktika. Eines davon habe ich beim Saarländischen Rundfunk gemacht und das nächste in Köln“, erzählt Ben Yakov. Anschließend habe er sich bei verschiedenen Filmhochschulen beworben – ohne Erfolg. „Da ist aus dem Praktikum dann eine Festanstellung bei einer Kölner Produktionsfirma geworden, die hauptsächlich Dokumentarfilme macht. So bin ich zum ersten Mal mit diesem Genre in Berührung gekommen“, erzählt er.
Die nächste Stufe zum Dokumentarfilmer macht er ein paar Jahre später und dreht einen Film mit dem Titel „Drei Geschwister“über seinen jüdischen Vater, dessen Geschwister und deren Schicksal während der NS-Zeit. „Der Film ist nie
veröffentlicht worden. Aber damit hatte ich eine Arbeitsprobe, mit der ich mich bei der Filmakademie in Ludwigsburg bewerben konnte.“Es klappt und 2013 beginnt er bei der im Schwäbischen ansässigen Filmakademie mit seinem Studium.
Was reizt ihn am Dokumentarfilm? „Beim Dokumentarfilm kann man mit zwei, drei Menschen Geschichten erzählen, die einen mehr bewegen können als Fiktionales. Und zum andern bringt es mich in Situationen, in denen ich normaler
weise keinen Grund hätte zu sein“, erklärt Ben Yakov. Beispielhaft dafür stehe etwa sein Film „Lord of the toys“, der 2019 in die Kinos kommt und mit dem er den Hauptpreis des „Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm“gewinnt. Der Film handelt von einem erfolgreichen Dresdner Influencer, der andere, weniger erfolgreiche um sich scharrt. „Diese Clique bedient das Klischee der abgehängten Ostjugend. Es wird auch mit rechter Rhetorik und rechtem Gehabe provoziert. Darüber haben wir einen Film gemacht. Dass man etwas, was man vor 20 Jahren noch heimlich gemacht hätte, heute so ausstellt und damit auch noch berühmt wird und Geld verdient, fand ich wahnsinnig grotesk.“Der Film wird kontrovers aufgenommen. Kritisiert wird vor allem, dass das Gezeigte unkommentiert bleibt.
2023 präsentiert Pablo Ben Yakov gemeinsam mit André Krummel den Dokumentarfilm „Goldhammer“beim Saarbrücker Max-OphülsWettbewerb. „Goldhammer“ist Ben Yakovs Abschlussarbeit für die Filmakademie Ludwigsburg. Er handelt von dem schwulen Marcel
Goldhammer aus einem pfälzischen Dorf, der nach Berlin geht, um Schauspieler zu werden. Dann aber zu einem männlichen EdelProstituierten wird. Er lernt einen reichen Chinesen kennen, mit dem er lange liiert ist. Konvertiert zum Judentum und tritt der israelischen Armee bei. 2021 tritt er als AfD-Direktkandidat für die Bundestagswahl in Berlin-Neukölln an.
Warum hat es Pablo Ben Yakov schließlich nach Leipzig verschlagen? „,Als Lord of the toys` abgedreht war, war mein Studium soweit vorbei, dass es keine Anwesenheitspflicht mehr gab. Die Postproduktion fand in Leipzig statt, und ich mochte die Stadt. Daher bin ich nach Leipzig gezogen und hier hängengeblieben“, berichtet er. Aber der gebürtige Saarbrücker glaubt nicht, dass er für immer in der sächsischen Stadt bleiben wird. Jedoch kann er sich momentan auch nicht vorstellen, das Saarland wieder zu seinem Lebensmittelpunkt zu machen. „Es ist leider so, dass filmmäßig im Saarland einfach nichts los ist. Aber“, so betont er, „ich bin immer wieder gerne da, um Freunde zu besuchen.“
„Beim Dokumentarfilm kann man mit zwei, drei Menschen Geschichten erzählen, die einen mehr bewegen können als Fiktionales. Und zum andern bringt es mich in Situationen, in denen ich normalerweise keinen Grund hätte zu sein.“Pablo Ben Yakov Dokumentarfilmer