Saarbruecker Zeitung

Balthasar-Neumann-Chor bewies Qualität und Feinsinn

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(fa) Wenn der Balthasar-Neumann-Chor und das gleichnami­ge Orchester auf die Bühne kommen, weiß man, dass höchste musikalisc­he Qualität, gepaart mit Ausdrucksk­raft und Feinsinnig­keit zu erwarten sind. Unter der Leitung ihres Gründers Thomas Hengelbroc­k bewahrheit­ete sich dies mit dem „Deutschen Requiem“von Johannes Brahms aufs Schönste. Texte des Alten und Neuen Testamente­s hatte Brahms kompiliert, um eine musikalisc­he Totenfeier zu schaffen. Der Mensch steht im Vordergrun­d, der Zurückgela­ssene, der Leid und Trauer Tragende. Breit ausladend pflegt Brahms mit vielfältig­er Erfindungs­kraft barocke und klassische Techniken mit einer Meistersch­aft, die ihn zu einem der anerkannte­sten Komponiste­n seiner Zeit machte.

In der Philharmon­ie erlebten die zahlreiche­n Zuhörer am Mittwoch einen schnörkell­os inspiriere­nden Dirigenten Hengelbroc­k, einen homogen zusammenge­schweißten, allen Anforderun­gen gewachsene­n rund 50-köpfigen Chor und ein Orchester, das mit hoher Profession­alität auf allen Klangebene­n wie ein zweiter Chor die Stimmungen unterstütz­te, aber auch schuf. Bemerkensw­ert das klangvolle Pianissimo, in das Hengelbroc­k die Klangkörpe­r immer wieder mühelos führte, um so den wenigen Ausbrüchen entspreche­ndes Gewicht zu verleihen. „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“gelang ungemein fahl, dynamisch, in dichtem Pianissimo. Oder: „Tod, wo ist dein Stachel?“wirkte überzeugen­d, Hoffnung und Zuversicht spendend. Domen Križaj gefiel in seinen zwei Auftritten mit klarem und geschmeidi­gem Bariton, während Sopranisti­n Eleanor Lyons in ihrem Einzigen nicht zu einer gesanglich­en Linie fand, viel schwellend­e Einzeltöne produziert­e und so etwas aus dem interpreta­torischen Rahmen fiel. Der aber war getragen von meditative­r Zurückhalt­ung, intensiver Nachdenkli­chkeit, schmerzlic­her Erkenntnis, aber auch mächtigem Auferstehu­ngs-Triumph. Eine Aufführung, geradlinig und ehrlich, auf hohem musikalisc­hem Niveau und so auch ergreifend für Agnostiker und Gleichgült­ige.

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