Bei dieser Kunst gilt „Betreten auf eigene Gefahr“
Sowas sieht man nicht alle Tage in einer Kunstgalerie. In der Galerie Puzi kann man nicht nur eine gehäkelte Welt entdecken, sondern sich auch durch eine riesige Skulptur bewegen, aber „ auf eigene Gefahr“.
Der saarländische Bildhauer Martin Steinert ist bekannt für seine raumgreifenden Skulpturen, die aus einfachen Holzlatten bestehen. Als „Wooden Cloud“startete das Thema im Jahr 2015 in der Saarbrücker Johanneskirche, mittlerweile konnte der Künstler diese Skulpturen fast rund um den Globus realisieren. Das Besondere an diesen Skulpturen ist das partizipative Konzept, denn Passanten können ihre Wünsche oder Gedanken auf die Holzlatten schreiben, werden somit Teil des Kunstwerks.
Zu Beginn des Jahres ist Martin Steinert nun mit einer dieser Skulpturen ganz in die Nähe zurückgekehrt, wo das Projekt seinen Anfang nahm, ins Saarbrücker Nauwieser Viertel. Hier, in der Galerie Puzi , hat er eine weitere dieser Skulpturen aufgebaut. Und da in Saarbrücken aufgrund der Absage der Ausstellung der jüdischen Künstlerin Candice Breitz in der Modernen Galerie die Frage nach dem, was Kunst darf, in aller Munde ist, konnten die Besucher des halböffentlichen Skulpturenaufbaus ihre Gedanken dazu in das Werk einfügen.
Die Fertigstellung der Skulptur
wurde nun mit einer Vernissage öffentlich und mit vielen Gästen zelebriert. Und so häufig, wie man in den letzten Jahren die Holzskulpturen von Martin Steinert in der Region sehen konnte, mal als Dornenkrone in Auersmacher, dann als Kugel vor der Wintringer Kapelle, im letzten Jahr in Völklingen und in Sulzbach, so faszinieren diese leichten, raumhohen, einfachen Konstruktionen aus unbehandelten Holzlatten doch
immer wieder.
Das Besondere der Skulptur der Ausstellung mit dem passenden Namen „Betreten auf eigene Gefahr“ist, dass man in die Skulptur hineingehen kann, dass man sie betreten kann, so zum Teil des Werks wird. Raumhoch und wie eine Wolke im vorderen Bereich der Galerie aufgebaut, hat sie drei Eingänge. Und von innen fühlt sich die leichte Konstruktion ganz neu an.
Während man sich in der Skulptur aufhält, kann man die Gedanken zur Kunst lesen, die beim Aufbau und bei der Eröffnung Besucher und Besucherinnen der Galerie hinterlassen haben. „Die Kunst ist ein Werkzeug“, „Kunst ist so frei wie Gedanken“oder „Kunst muss Können dürfen“ist da unter anderem zu lesen.
Martin Steinert benötigte drei Wochen, um aus 1100 Metern Holzlatten seine Skulptur aufzubauen.
Währenddessen nahm er auch Fotografien von den beschrifteten Hölzern auf, die er mit bereits von ihm gefertigten Holzdrucken kombinierte, um daraus experimentelle Holz-Foto-Drucke zu fertigen. Rund 50 dieser kleinen Drucke sind ebenfalls im vorderen Bereich der Ausstellung an den Wänden zu sehen.
Schon bei der Planung des Projekts war klar, dass man eine weitere Künstlerin oder einen Künstler für den hinteren Bereich der Galerie einladen würde, um einen Kontrapunkt zur Skulptur von Martin Steinert zu setzen. Mit der Einladung der Saarbrücker Künstlerin Katharina Krenkel hat man ein passendes und vielseitiges Gegenüber gefunden. Denn Katharina Krenkel häkelt, fertigt mit dieser Technik Soft-Skulpturen an.
Diese weichen, aus Garn bestehenden Kunstwerke bilden einen großen, aber gelungenen Kontrast zu der Holzskulptur von Martin Steinert. So ist in der Ausstellung ein runder Tisch zu sehen, auf dem eine Häkeldecke liegt. Allerdings ist diese Häkeldecke die Abbildung der ganzen Welt, aus blauem Meer erhebt sich dreidimensional ein gelbes Gebirge, dessen Gipfel vereinzelt Schnee tragen, dazu gibt es grüne Täler mit Flüssen und Seen.
Daneben gestalten den Raum mal kleinere, mal riesengroße, blaue Wassertropfen, natürlich ebenfalls gehäkelt, die von der Decke hängen. Die Leichtigkeit dieser Werke nimmt die Transparenz der Holzkonstruktion im vorderen Bereich der Galerie wieder auf. Dazu runden fast raumhohe Holzplatten, sowie ebenso große Holzschnitte an den Wänden die Präsentation von Katharina Krenkel ab. Und auch sie greifen die Holzskulptur wieder auf, indem sie zu dem Material der begehbaren Skulptur von Steinert ein Pendant bilden.
Katharina Krenkel hat hier nur mit vereinzelten Linien stark verkürzte Landschaften festgehalten, wie sie sie auch in ihren kleinen, nur mit einem schwarzen Faden gestickten Bildern zeigt. Und diese vereinzelten Linien im Zusammenhang mit den hölzernen Druckplatten entsprechen dem Motiv der Holzlatten der Skulptur. Martin Steinert und Katharina Krenkel, zwei ganz unterschiedliche Saarbrücker Kunstschaffende, deren Werke in der Ausstellung „Betreten auf eigene Gefahr“überraschend gut harmonieren.
„Betreten auf eigene Gefahr“. Ausstellung von Martin Steinert und Katharina Krenkel in der Galerie Puzić, Johannisstraße 3a, 66111 Saarbrücken. Die Ausstellung ist bis 17. März zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag von 15 bis 18 Uhr, Mittwoch, Freitag, Samstag von 12 bis 15 Uhr, Donnerstag von 12 bis 18 Uhr.