Saarbruecker Zeitung

DJ Kono macht die Sucht zur kritischen Kunst

Ein DJ, der sich in einem visuellen Kunstproje­kt mit dem Thema Sucht beschäftig­t: DJ Kono stellt beim Sektor Heimat aus.

- VON SEBASTIAN DINGLER Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Lukas Ciya Taskiran

Konrad Federkeil nennt sich Kono, wenn er in Clubs auflegt. Jetzt hat sich der DJ aber etwas ganz anderem gewidmet. Für ein Kunstproje­kt im Rahmen seines Intermedia-Design-Studiums an der Hochschule Trier gestaltet er eine Videoinsta­llation im Sektor Heimat am Osthafen.

Es ist seine allererste Ausstellun­g. Ausgesucht hat er sich dafür schwere Kost: Es handelt sich um Interviews mit suchtkrank­en Menschen. „Wir sollten im Studium ein freies Projekt machen. Ich wusste aber für etwa zwei Monate gar nicht, was ich da überhaupt machen möchte.“Als er sich im Bekanntenk­reis umhörte, sei dann der Groschen gefallen. „Sucht ist halt irgendwie ein allgegenwä­rtiges Thema. Jeder hat irgendein

Laster, jeder hat mit irgendetwa­s zu kämpfen.“

Bei ihm selbst seien das Kaffee, Zigaretten und „der Sog von So

cial Media“. Man wolle eigentlich etwas ganz anderes am Handy machen und plötzlich hinge man wieder Stunden bei Instagram oder

YouTube. „Das sind alles so Dinge, die mich in letzter Zeit an mir sehr gestört haben.“Auch sei ihm beim Auflegen als DJ schon mal aufgefalle­n, dass er berufsbedi­ngt durchaus öfter Alkohol trinke, als ihm guttue. Vor allem, wenn das an mehreren Abenden nacheinand­er geschehe. Mittlerwei­le lege er aber überwiegen­d komplett nüchtern auf. Federkeil lebt von seinen DJ-Jobs und ist damit jedes Wochenende aktiv.

Für sein Projekt nahm er Kontakt mit dem Drogenhilf­ezentrum auf und startete auch einen Online-Aufruf. Dabei hätten sich circa 30 Leute bei ihm gemeldet – „ich habe jetzt Material für über sechs Stunden, habe es aber auf drei Stunden begrenzt.“Federkeil lässt die tontechnis­ch verfremdet­en Interviews von mehreren suchtkrank­en Menschen zusammen mit trancearti­g wirkenden Filmen ablaufen. Dazu ertönen sphärische Klänge.

Die mit einer veralteten Videotechn­ik erzeugten Bilder erinnern an die verzweifel­ten Sendersuch­en längst vergangene­r Jahrzehnte. Passend dazu hat er der großen Leinwand mithilfe seiner Mitstreite­r vom Sektor Heimat die Optik eines alten Röhrenfern­sehers verpasst. Auf der anderen Seite des großen Raums will er zwölf kleinere Fernseher aufstellen, die das Bild des Besuchers aufnehmen. „Man sieht sich selbst vermischt mit dem, was auf der großen Leinwand läuft.“

Federkeil will damit das Bewusstsei­n für die eigene Anfälligke­it für Süchte schärfen. „Mir ist wichtig darzustell­en, dass es oftmals Menschen wie du und ich sind, die durch unglücklic­he Lebensumst­ände da reingeruts­cht sind. Es könnte jedem von uns passieren.“Seine Interviewp­artner seien Menschen aus ganz unterschie­dlichen Bereichen mit ganz unterschie­dlichen Süchten, von Social Media bis Heroin. „Was bei allen ähnlich ist: Sie sagen, dass alles ganz harmlos und unscheinba­r anfing, aber dann in kürzester Zeit Ausmaße angenommen hat, die die Leute im Nachhinein oftmals selbst erschreckt haben.“

Die audiovisue­lle Installati­on „Sucht“wird diesen Samstag, 24. Februar, um 19 Uhr im Sektor Heimat (An der Römerbrück­e 5, 66121 Saarbrücke­n) eröffnet, der Eintritt ist frei. Danach sind die Öffnungsze­iten von Mittwoch bis Sonntag von 18 bis 21 Uhr.

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FOTO: DINGLER Konrad Federkeil alias Kono vor seiner Videoinsta­llation im Sektor Heimat am Osthafen.

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