DJ Kono macht die Sucht zur kritischen Kunst
Ein DJ, der sich in einem visuellen Kunstprojekt mit dem Thema Sucht beschäftigt: DJ Kono stellt beim Sektor Heimat aus.
Konrad Federkeil nennt sich Kono, wenn er in Clubs auflegt. Jetzt hat sich der DJ aber etwas ganz anderem gewidmet. Für ein Kunstprojekt im Rahmen seines Intermedia-Design-Studiums an der Hochschule Trier gestaltet er eine Videoinstallation im Sektor Heimat am Osthafen.
Es ist seine allererste Ausstellung. Ausgesucht hat er sich dafür schwere Kost: Es handelt sich um Interviews mit suchtkranken Menschen. „Wir sollten im Studium ein freies Projekt machen. Ich wusste aber für etwa zwei Monate gar nicht, was ich da überhaupt machen möchte.“Als er sich im Bekanntenkreis umhörte, sei dann der Groschen gefallen. „Sucht ist halt irgendwie ein allgegenwärtiges Thema. Jeder hat irgendein
Laster, jeder hat mit irgendetwas zu kämpfen.“
Bei ihm selbst seien das Kaffee, Zigaretten und „der Sog von So
cial Media“. Man wolle eigentlich etwas ganz anderes am Handy machen und plötzlich hinge man wieder Stunden bei Instagram oder
YouTube. „Das sind alles so Dinge, die mich in letzter Zeit an mir sehr gestört haben.“Auch sei ihm beim Auflegen als DJ schon mal aufgefallen, dass er berufsbedingt durchaus öfter Alkohol trinke, als ihm guttue. Vor allem, wenn das an mehreren Abenden nacheinander geschehe. Mittlerweile lege er aber überwiegend komplett nüchtern auf. Federkeil lebt von seinen DJ-Jobs und ist damit jedes Wochenende aktiv.
Für sein Projekt nahm er Kontakt mit dem Drogenhilfezentrum auf und startete auch einen Online-Aufruf. Dabei hätten sich circa 30 Leute bei ihm gemeldet – „ich habe jetzt Material für über sechs Stunden, habe es aber auf drei Stunden begrenzt.“Federkeil lässt die tontechnisch verfremdeten Interviews von mehreren suchtkranken Menschen zusammen mit tranceartig wirkenden Filmen ablaufen. Dazu ertönen sphärische Klänge.
Die mit einer veralteten Videotechnik erzeugten Bilder erinnern an die verzweifelten Sendersuchen längst vergangener Jahrzehnte. Passend dazu hat er der großen Leinwand mithilfe seiner Mitstreiter vom Sektor Heimat die Optik eines alten Röhrenfernsehers verpasst. Auf der anderen Seite des großen Raums will er zwölf kleinere Fernseher aufstellen, die das Bild des Besuchers aufnehmen. „Man sieht sich selbst vermischt mit dem, was auf der großen Leinwand läuft.“
Federkeil will damit das Bewusstsein für die eigene Anfälligkeit für Süchte schärfen. „Mir ist wichtig darzustellen, dass es oftmals Menschen wie du und ich sind, die durch unglückliche Lebensumstände da reingerutscht sind. Es könnte jedem von uns passieren.“Seine Interviewpartner seien Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen mit ganz unterschiedlichen Süchten, von Social Media bis Heroin. „Was bei allen ähnlich ist: Sie sagen, dass alles ganz harmlos und unscheinbar anfing, aber dann in kürzester Zeit Ausmaße angenommen hat, die die Leute im Nachhinein oftmals selbst erschreckt haben.“
Die audiovisuelle Installation „Sucht“wird diesen Samstag, 24. Februar, um 19 Uhr im Sektor Heimat (An der Römerbrücke 5, 66121 Saarbrücken) eröffnet, der Eintritt ist frei. Danach sind die Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag von 18 bis 21 Uhr.