In Elversberg herrscht nur noch Vorfreude
Nach sieben Punkten aus drei Spielen ist die Stimmung beim Zweitligisten vor dem Duell mit dem großen HSV bestens.
Späßchen, gute Laune und Musik in der Kabine – beim Fußball-Zweitligisten SV Elversberg läuft die Trainingswoche vor dem Highlight-Spiel an diesem Sonntag beim Hamburger SV (13.30 Uhr/Sky) ganz entspannt. Robin Fellhauer gibt Lukas Pinckert Interview-Tipps, und Pinckert haut sofort die Floskel raus: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel.“Beide lachen herzhaft.
Kevin Koffi präsentiert stolz ein Handy-Video, auf dem er jubelnd im Stadion Olympique d`Ebimpé in der Elfenbeiküste zu sehen ist.
„Das wird mein Spiel der Saison. Darauf habe ich mich am meisten gefreut.“SVE-Profi Lukas Pinckert, der aus Hamburg statt
Koffi durfte vor zwei Wochen nach dem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf für einen Abstecher in sein Heimatland fliegen und sich dort im Finale des Afrika-Cup den 2:1-Sieg seiner Elfenbeinküste gegen Nigeria anschauen. „Das war der Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, berichtet Koffi strahlend.
Dass die Stimmung bei der SVE so prächtig ist, ist kein Wunder nach sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen. Die Mannschaft hat deutlich gemacht, dass sie nichts mit dem Abstieg zu tun haben möchte. Mittlerweile ist der Abstand zu den Abstiegsplätzen auf zehn Punkte angewachsen. Das sah vor drei Wochen, vor dem erlösenden 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern, noch anders aus.
„Einen richtig negativen Druck hatten wir vor dem Lautern-Spiel auch nicht. Bei einer Niederlage hätten wir ja immer noch fünf oder sechs Punkte Vorsprung gehabt. Jetzt ist die Situation aber wesentlich entspannter, und wir freuen uns auf Hamburg“, sagt Manuel Feil.
Die SVE hat in ihrer ersten Saison in der 2. Bundesliga nach 22 Spielen 32 Punkte auf dem Konto. Noch drei Siege aus den verbleibenden zwölf Spielen sollten bei dann 41 Zählern den sicheren Ligaverbleib bedeuten – aus einem Hauch von Sorgen ist pure Vorfreude auf den Rest der Runde geworden. Insbesondere auf das Duell mit dem HSV vor mehr als 50 000 Zuschauern. „Wir haben nichts zu verlieren, wollen aber gewinnen. Die meisten von uns haben noch nie im Volksparkstadion gespielt. Das wird ein Erlebnis“, sagt Kapitän Luca Schnellbacher.
Für zwei Elversberger wird es ein besonderes Spiel. Der vom Rechts- zum Innenverteidiger umfunktionierte Lukas Pinckert und Mittelfeldspieler Thore Jacobsen
sind Hamburger. Beide spielten fast die gesamte Jugend beim HSV, sind aber noch nie vor so einer Kulisse im Volkspark aufgelaufen. „Das wird mein Spiel der Saison. Darauf habe ich mich am meisten gefreut. Meine Familie und viele Freunde kommen“, sagt Pinckert, der nach seinem starken InnenverteidigerAuftritt am vergangenen Sonntag beim 3:1-Sieg gegen den VfL Osnabrück wahrscheinlich wieder in der Abwehr-Zentrale spielen wird. Stamm-Innenverteidiger Carlo Sickinger fällt mit Oberschenkel-Problemen weiter aus.
„Auch für mich ist es das Spiel des Jahres. Ich bin von Kindesbeinen an HSV-Fan, aber am Sonntag sollen die drei Punkte nach Elversberg gehen. Auch wenn wir wissen,
dass es ganz schwer werden wird“, sagt Thore Jacobsen. Er hat als Kind sogar in HSV-Bettwäsche geschlafen (heute allerdings nicht mehr). Auch Jacobsen könnte am Sonntag von Beginn an im defensiven Mittelfeld spielen. Positions-Kollege Semih Sahin musste das Training am Mittwoch mit Erkältungs-Symptomen abbrechen. Ansonsten fehlten noch Stürmer Dominik Martinovic (Oberschenkel-Probleme) und Torwarttrainer Sascha Purket (Erkältung), alle anderen waren schon voller Vorfreude auf den Hamburg-Trip.
„Irgendwie fühlt sich das alles noch unwirklich an. Vor gut eineinhalb Jahren haben wir vor 300 Zuschauern beim Bahlinger SC gespielt und jetzt sind es mehr als 50 000 Zuschauer in Hamburg“, sagt
Feil. Vor dem Spiel beim FC Schalke 04 war die Stimmung vergleichbar, wie bei einer Schulklasse, die zum ersten Mal in den Europapark fahren darf. Am Ende gewann die SVE vor mehr als 60 000 Zuschauern 2:1.
Elversbergs Trainer Horst Steffen weiß scheinbar, welche Rädchen er bei seiner Mannschaft drehen muss. „Ja, wir haben 32 Punkte. Und ja, das ist eine schöne Situation, über die wir uns freuen dürfen. Auch die Vorfreude auf das Spiel beim Hamburger SV darf sein. Klar ist aber, dass wir den Klassenerhalt noch lange nicht in der Tasche haben – und dass wir aus Hamburg etwas mitnehmen möchten. Wir werden genau so konzentriert trainieren wie in jeder anderen Woche auch“, sagt „Klassenlehrer“und SVE-Cheftrainer.