Mit Affen und Giraffen nach Paris
Triathlet Lasse Nygaard Priester vom LAZ Saarbrücken bereitet sich in Namibia auf die Olympia-Saison vor. Paris ist das große Ziel.
Stell dir vor, auf der abendlichen Laufrunde begleitet dich eine Bande Affen, nachdem du bei deiner morgendlichen Fahrrad-Runde auf eine Herde Giraffen getroffen bist. Für Lasse Nygaard Priester ist das derzeit normal. Der 29-Jährige vom LAZ Saarbrücken bereitet sich mit der deutschen Triathlon-Nationalmannschaft in Namibia auf die olympische Saison vor.
„Das Land und seine Landschaft sind wunderschön. Die Natur ist unglaublich“, schwärmt der gebürtige Quickborner (Schleswig-Holstein), „und obwohl Windhoek die Hauptstadt ist, sind die Ablenkungen nicht so groß. Ein großes Einkaufszentrum ist eigentlich die Hauptattraktion in unserer Gegend.“
Vier Wochen will sich Priester, der zum speziell geförderten „Team Saarland für Paris“zählt, 1700 Meter über dem Meeresspiegel auf die kommenden Wettkämpfe vorbereiten. Dabei geht es um nicht weniger als noch auf den Zug in die französische Hauptstadt zu springen. „Ich habe in der ersten QualifikationsPhase wegen eines Knochenödems pausieren müssen, darum sind mir da einige Punkte verloren gegangen. Im vergangenen Sommer lief es dann richtig gut“, erzählt Priester.
Zweiter wurde er beim Weltcup in Valencia, jeweils Dritter in Wahai und Myasaki. Bei den Sprint-Europameisterschaften gab es Silber, bei den deutschen Meisterschaften Gold. Aber beim wichtigen Rennen in Pontevedra verpasste er mit Rang elf die Top Ten und einen wichtigen Schritt in der Qualifikation. „Damit ist klar, dass ich in den kommenden Rennen immer unter die besten Zehn kommen muss“, sagt der Triathlet: „Das ist aber auch letztlich mein Anspruch und die Herausforderung. Das Feuer ist voll da, der Zug noch lange nicht abgefahren.“
Nygaard Priester stammt aus einer multikulturellen Familie. Sein Vater, ein Physiotherapeut, ist Deutscher,
seine Mutter Dänin. „Sie haben mich und meine jüngere Schwester wohlbehütet mit den schönsten Traditionen beider Länder großgezogen“, erinnert sich der 29-Jährige mit einem Schmunzeln: „An Weihnachten tanzen wir immer um den Baum, das ist typisch dänisch.“
Der Weg in den Sport begann mit Fußball, im Alter von sechs Jahren kam er in den örtlichen Schwimmverein. „Das war okay, aber irgendwie war mir auch klar,
dass ich das nie als Leistungssport machen wollte“, sagt er. Mit etwa zwölf Jahren nahm ihn sein Vater, selbst Hobby-Sportler, mit zu einem Volkstriathlon. Die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen begeisterte. „Ich habe dann eine gute Trainingsgruppe im Nachbarort gefunden. Die ersten Erfolge stellten sich bald ein“, sagt er.
Aber erst nach dem Abitur folgte die Entscheidung, voll auf die Karte Leistungssport zu setzen – Nygaard
Priester wechselte an den OlympiaStützpunkt im Saarland. „Ich habe mich sofort wohlgefühlt. Saarbrücken ist eine tolle Stadt, die Menschen offen und freundlich. Durch die vielen Trainingseinheiten mit dem Rad konnte ich viele schöne Ecken gerade im Nordsaarland erkunden“, schwärmt das Nordlicht von seiner zweiten Heimat und der Sportschule: „Das war ein Traum. Ich konnte mit den Besten trainieren, kam aber auch mit Athleten an
derer Sportarten in Kontakt. Das war einfach eine tolle Zeit. Die gesamte Infrastruktur ist auf den Leistungssport ausgerichtet. Es war perfekt.“
Die Entwicklung Richtung Weltklasse war abzusehen, ehe der Körper streikte. Beide Achillessehnen machten Probleme, drei Operationen waren notwendig. Die Karriere stand auf der Kippe. „Ich gehöre zur Sportfördergruppe der Bundeswehr, habe dadurch eine gewisse Sicherheit“, sagt Priester, der neben dem
Sport ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre absolvierte: „Natürlich macht man sich Gedanken, wie es weitergeht. Aber mir war klar: Das kann es nicht gewesen sein.“
Er kam zurück, und obwohl er sich im Saarland pudelwohl fühlte und auch weiter für das Hylo-Team Saar in der Bundesliga startet, verlegte er den Lebensmittelpunkt nach Freiburg. Vielleicht auch, weil er nach einer Langzeitbeziehung wieder Single ist. „Als Profisportler hast du einfach nur eine begrenzte Zeit“, erklärt der Ausdauersportler: „Ich wollte einfach einen neuen Reiz setzen. Und tatsächlich sind die Möglichkeiten fürs Radtraining mit dem Schwarzwald vor der Haustür natürlich besser. Dazu kommen die vielen Seen, in denen man im Sommer im Freiwasser trainieren kann. Letztlich bin ich aber ohnehin über die Hälfte des Jahres unterwegs.“
Im Winter war er zwei Mal im Trainingslager auf Fuerteventura, auch um den Grippeviren in der Heimat zu entgehen. Jetzt Namibia. „Die erste Woche diente zur Anpassung an die Höhe. Jetzt haben wir mit intensiven Intervall-Einheiten begonnen. Das Training ist an die Temperaturen von über 35 Grad angepasst. Morgens geht es aufs Rad, mittags ins Schwimmbecken, abends auf die Laufstrecke. Das Wichtigste ist aber der Sonnenschutz. Ohne ständiges Eincremen geht nichts.“
So richtig flutschen soll es dann schon beim ersten WM-Rennen am zweiten März-Wochenende in Abu Dhabi. Die Anpassung an die Hitze kann ein entscheidender Vorteil sein. Die Entscheidung über die Olympia-Teilnahme fällt wohl erst im April und Mai. Das Ziel der Rennen um olympisches Gold, Silber und Bronze, die Brücke Alexandre III. im Herzen der Seine-Metropole, hat Lasse Nygaard Priester schon visualisiert. „Natürlich stellt man sich vor, wie das ein könnte. Die Franzosen gehören zum Favoritenkreis, darum wird da unglaublich viel los sein. Noch mehr als beim Test-Event letztes Jahr. Natürlich bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke. Natürlich habe ich das Ziel vor Augen. Aber ich muss professionell arbeiten und nicht träumen. Das Jetzt und Hier zählt.“Auch wenn Training in Namibia mit Affen und Giraffen alleine schon traumhaft ist.
„Das Feuer ist voll da, der Zug noch lange nicht abgefahren.“Triathlet Lasse Nygaard Priester zu seinen Olympia-Chancen