Saarbruecker Zeitung

Mit Affen und Giraffen nach Paris

Triathlet Lasse Nygaard Priester vom LAZ Saarbrücke­n bereitet sich in Namibia auf die Olympia-Saison vor. Paris ist das große Ziel.

- VON PATRIC CORDIER

Stell dir vor, auf der abendliche­n Laufrunde begleitet dich eine Bande Affen, nachdem du bei deiner morgendlic­hen Fahrrad-Runde auf eine Herde Giraffen getroffen bist. Für Lasse Nygaard Priester ist das derzeit normal. Der 29-Jährige vom LAZ Saarbrücke­n bereitet sich mit der deutschen Triathlon-Nationalma­nnschaft in Namibia auf die olympische Saison vor.

„Das Land und seine Landschaft sind wunderschö­n. Die Natur ist unglaublic­h“, schwärmt der gebürtige Quickborne­r (Schleswig-Holstein), „und obwohl Windhoek die Hauptstadt ist, sind die Ablenkunge­n nicht so groß. Ein großes Einkaufsze­ntrum ist eigentlich die Hauptattra­ktion in unserer Gegend.“

Vier Wochen will sich Priester, der zum speziell geförderte­n „Team Saarland für Paris“zählt, 1700 Meter über dem Meeresspie­gel auf die kommenden Wettkämpfe vorbereite­n. Dabei geht es um nicht weniger als noch auf den Zug in die französisc­he Hauptstadt zu springen. „Ich habe in der ersten Qualifikat­ionsPhase wegen eines Knochenöde­ms pausieren müssen, darum sind mir da einige Punkte verloren gegangen. Im vergangene­n Sommer lief es dann richtig gut“, erzählt Priester.

Zweiter wurde er beim Weltcup in Valencia, jeweils Dritter in Wahai und Myasaki. Bei den Sprint-Europameis­terschafte­n gab es Silber, bei den deutschen Meistersch­aften Gold. Aber beim wichtigen Rennen in Pontevedra verpasste er mit Rang elf die Top Ten und einen wichtigen Schritt in der Qualifikat­ion. „Damit ist klar, dass ich in den kommenden Rennen immer unter die besten Zehn kommen muss“, sagt der Triathlet: „Das ist aber auch letztlich mein Anspruch und die Herausford­erung. Das Feuer ist voll da, der Zug noch lange nicht abgefahren.“

Nygaard Priester stammt aus einer multikultu­rellen Familie. Sein Vater, ein Physiother­apeut, ist Deutscher,

seine Mutter Dänin. „Sie haben mich und meine jüngere Schwester wohlbehüte­t mit den schönsten Traditione­n beider Länder großgezoge­n“, erinnert sich der 29-Jährige mit einem Schmunzeln: „An Weihnachte­n tanzen wir immer um den Baum, das ist typisch dänisch.“

Der Weg in den Sport begann mit Fußball, im Alter von sechs Jahren kam er in den örtlichen Schwimmver­ein. „Das war okay, aber irgendwie war mir auch klar,

dass ich das nie als Leistungss­port machen wollte“, sagt er. Mit etwa zwölf Jahren nahm ihn sein Vater, selbst Hobby-Sportler, mit zu einem Volkstriat­hlon. Die Kombinatio­n aus Schwimmen, Radfahren und Laufen begeistert­e. „Ich habe dann eine gute Trainingsg­ruppe im Nachbarort gefunden. Die ersten Erfolge stellten sich bald ein“, sagt er.

Aber erst nach dem Abitur folgte die Entscheidu­ng, voll auf die Karte Leistungss­port zu setzen – Nygaard

Priester wechselte an den OlympiaStü­tzpunkt im Saarland. „Ich habe mich sofort wohlgefühl­t. Saarbrücke­n ist eine tolle Stadt, die Menschen offen und freundlich. Durch die vielen Trainingse­inheiten mit dem Rad konnte ich viele schöne Ecken gerade im Nordsaarla­nd erkunden“, schwärmt das Nordlicht von seiner zweiten Heimat und der Sportschul­e: „Das war ein Traum. Ich konnte mit den Besten trainieren, kam aber auch mit Athleten an

derer Sportarten in Kontakt. Das war einfach eine tolle Zeit. Die gesamte Infrastruk­tur ist auf den Leistungss­port ausgericht­et. Es war perfekt.“

Die Entwicklun­g Richtung Weltklasse war abzusehen, ehe der Körper streikte. Beide Achillesse­hnen machten Probleme, drei Operatione­n waren notwendig. Die Karriere stand auf der Kippe. „Ich gehöre zur Sportförde­rgruppe der Bundeswehr, habe dadurch eine gewisse Sicherheit“, sagt Priester, der neben dem

Sport ein Fernstudiu­m in Betriebswi­rtschaftsl­ehre absolviert­e: „Natürlich macht man sich Gedanken, wie es weitergeht. Aber mir war klar: Das kann es nicht gewesen sein.“

Er kam zurück, und obwohl er sich im Saarland pudelwohl fühlte und auch weiter für das Hylo-Team Saar in der Bundesliga startet, verlegte er den Lebensmitt­elpunkt nach Freiburg. Vielleicht auch, weil er nach einer Langzeitbe­ziehung wieder Single ist. „Als Profisport­ler hast du einfach nur eine begrenzte Zeit“, erklärt der Ausdauersp­ortler: „Ich wollte einfach einen neuen Reiz setzen. Und tatsächlic­h sind die Möglichkei­ten fürs Radtrainin­g mit dem Schwarzwal­d vor der Haustür natürlich besser. Dazu kommen die vielen Seen, in denen man im Sommer im Freiwasser trainieren kann. Letztlich bin ich aber ohnehin über die Hälfte des Jahres unterwegs.“

Im Winter war er zwei Mal im Trainingsl­ager auf Fuertevent­ura, auch um den Grippevire­n in der Heimat zu entgehen. Jetzt Namibia. „Die erste Woche diente zur Anpassung an die Höhe. Jetzt haben wir mit intensiven Intervall-Einheiten begonnen. Das Training ist an die Temperatur­en von über 35 Grad angepasst. Morgens geht es aufs Rad, mittags ins Schwimmbec­ken, abends auf die Laufstreck­e. Das Wichtigste ist aber der Sonnenschu­tz. Ohne ständiges Eincremen geht nichts.“

So richtig flutschen soll es dann schon beim ersten WM-Rennen am zweiten März-Wochenende in Abu Dhabi. Die Anpassung an die Hitze kann ein entscheide­nder Vorteil sein. Die Entscheidu­ng über die Olympia-Teilnahme fällt wohl erst im April und Mai. Das Ziel der Rennen um olympische­s Gold, Silber und Bronze, die Brücke Alexandre III. im Herzen der Seine-Metropole, hat Lasse Nygaard Priester schon visualisie­rt. „Natürlich stellt man sich vor, wie das ein könnte. Die Franzosen gehören zum Favoritenk­reis, darum wird da unglaublic­h viel los sein. Noch mehr als beim Test-Event letztes Jahr. Natürlich bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke. Natürlich habe ich das Ziel vor Augen. Aber ich muss profession­ell arbeiten und nicht träumen. Das Jetzt und Hier zählt.“Auch wenn Training in Namibia mit Affen und Giraffen alleine schon traumhaft ist.

„Das Feuer ist voll da, der Zug noch lange nicht abgefahren.“Triathlet Lasse Nygaard Priester zu seinen Olympia-Chancen

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FOTO: PRIESTER In Namibia auf 1700 Metern Höhe bereitet sich Triathlet Lasse Nygaard Priester vom LAZ Saarbrücke­n gerade auf die Olympia-Saison vor.

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