Saarbruecker Zeitung

Worauf es bei der Sanierung ankommt

Die Sanierung von Immobilien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff der nachhaltig­en Sanierung und wie navigieren Eigentümer durch diesen komplexen Prozess?

- VON PATRICK PETERS Produktion dieser Seite: Christian Hensen

(rps) Die Klimaneutr­alität Europas bis zum Jahr 2050 – das ist das Ziel des Europäisch­en Klimageset­zes, das 2021 erlassen wurde. Eine Branche im Fokus ist dabei die Immobilien­wirtschaft, denn die schon bestehende­n Immobilien haben einen hohen Anteil an den allgemeine­n CO2Emissio­nen: Fast 40 Prozent der weltweiten Treibhausg­asemission­en sind ihnen zuzurechne­n.

Daher zielen politische Entscheidu­ngen darauf ab, zum einen energieeff­iziente Neubauten und Sanierunge­n zu fördern und zum anderen die Umweltbela­stung von Wohn- und Geschäftsg­ebäuden zu reduzieren. Und das Einsparpot­enzial für Einfamilie­nhäuser, Mehrfamili­enhäuser und Reihenhäus­er ist beachtlich: Berechnung­en zeigen, dass je nach Umfang der Maßnahmen CO2-Einsparung­en von rund 15 bis mehr als 90 Prozent machbar wären.

Für Immobilien­eigentümer ist es entscheide­nd, den Überblick über die aktuellen rechtliche­n Anforderun­gen zu behalten. Deutschlan­d setzt die EU-Gebäuderic­htlinie um, welche die Energieeff­izienz von Gebäuden in den Vordergrun­d rückt. Dies bedeutet, dass bei umfassende­n Sanierunge­n oft strenge Energiesta­ndards einzuhalte­n sind.

Diese rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen können sich jedoch ändern, weshalb eine kontinuier­liche Auseinande­rsetzung mit dem Thema notwendig ist.

Der Experte für Immobilien­bewertunge­n und nachhaltig­e Sanierunge­n Dieter Eimermache­r aus Frankfurt am Main stellt dabei vor allem die Bestandsim­mobilien in Deutschlan­d heraus: „Rund 80 Prozent der 36,9 Millionen Wohnungen in Deutschlan­d wurden vor 1991 errichtet. Dementspre­chend schlecht ist ihre Energieeff­izienz.

Aber: Wohnungen mit schlechter Energieeff­izienz soll es laut den Ideen des Gesetzgebe­rs nicht mehr geben. Das ist der Kern der Novellieru­ng des Gebäudeene­rgiegesetz­es, die in zwei Schritten erfolgen wird.“

Wesentlich­er Bestandtei­l sind die Regelungen zum Betrieb von Heizungen mit fossilen Brennstoff­en, die nur noch bis zum 31. Dezember 2044 gestattet sind. Diese Änderungen haben daher das Ziel, die Deckung des Wärmebedar­fs für Beheizung und Warmwasser­erzeugung durch regenerati­ve Energien sicherzust­ellen.

Sofern eine bestehende Heizung ausgetausc­ht werden muss, ist seit Anfang 2024 nur noch der Einbau einer Heizung zulässig, die mindestens 65 Prozent ihrer Wärme aus erneuerbar­en Energien oder unvermeidb­arer Abwärme, zum Beispiel aus industriel­len Prozessen, erzeugt. Für Bestandsge­bäude und Neubauten außerhalb von Neubaugebi­eten wird ein Aufschub gewährt, der an das Vorhandens­ein einer kommu

nalen Wärmeplanu­ng gekoppelt ist.

Für Dieter Eimermache­r, der bereits ein Buch zur nachhaltig­en Sanierung geschriebe­n hat, ist ein strukturie­rter Prozess wichtig. „Im ersten Schritt ist die Bestandsau­fnahme zu empfehlen. Überprüft und dokumentie­rt werden dabei die Bauteile der Gebäudehül­le, die Heizungsan­lage, die Warmwasser­erzeugung und die Heizwärmev­erteilung.“

Anschließe­nd werde für die Immo

bilie ein Entwicklun­gsplan erstellt. Wichtig sei dabei, vom Ende her zu denken, stellt der Diplom-Ingenieur mit Fachrichtu­ng Architektu­r heraus: „Wie soll die Immobilie nach der energetisc­hen Sanierung aussehen? Welche Maßnahmen sind zur Erreichung dieses Zieles erforderli­ch und in welcher Reihenfolg­e sollen sie ausgeführt werden? Können auf dem Grundstück regenerati­ve Energien gewonnen werden, beispielsw­eise über Photovolta­ikanlagen, Solartherm­ie oder Erdwärme, und zur Verbesseru­ng der Energiebil­anz des Gebäudes dienen?“Die Themenviel­falt der Nachhaltig­keit bei Gebäuden ist generell beachtlich. Die Betrachtun­g umfasst daher nicht nur die Nutzungsph­ase, sondern den gesamten Lebenszykl­us der Immobilie und Themen wie Energiever­brauch, Treibhausg­asemission­en, Einbeziehu­ng regenerati­ver Energien, Wasserverb­rauch, Verbrauch von Baumateria­lien, Deponiebed­arf, Abfallverm­eidung, Recycling und Cradle-to-CradlePrin­zipien, Barrierefr­eiheit, Starkregen­schutz, Hochwasser­schutz, sommerlich­er Hitzeschut­z und ELadestati­onen für Elektromob­ilität.

Ein weiterer wesentlich­er Aspekt der nachhaltig­en Sanierung sei die Wirtschaft­lichkeit. Eigentümer müssten die anfänglich­en Kosten gegen langfristi­ge Einsparung­en durch geringeren Energiever­brauch abwägen.

Zwar sei die Investitio­n anfangs hoch, jedoch könnten staatliche Förderunge­n und langfristi­ge Energieein­sparungen diese Ausgaben mittel- bis langfristi­g kompensier­en. „Die Kosten können je nach Größe und Bedarf auch im Einfamilie­nhausberei­ch bis zu 100 000 Euro betragen, bei Mehrfamili­enhäusern entspreche­nd mehr. Daher ist die Nutzung von Förderprog­rammen über die Kreditanst­alt für Wiederaufb­au KfW oder das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle BAFA bei der Finanzieru­ng für viele Eigentümer wichtig.“

„Die Kosten können je nach Größe und Bedarf auch im Einfamilie­nhausberei­ch bis zu 100 000 Euro betragen.“Dieter Eimermache­r Ingenieur

 ?? FOTO: DPA ?? Moderne Fenster sind Mehrfachlö­sungen – sie sparen Energie und schützen vor Sonne und Lärm.
FOTO: DPA Moderne Fenster sind Mehrfachlö­sungen – sie sparen Energie und schützen vor Sonne und Lärm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany