Saarbruecker Zeitung

Sigrún Ólafsdótti­r – Vom rauen Island ins idyllische Saarland

Holz, Stahl und Gummi sind nur einige der Materialie­n, aus denen die isländisch­e Künstlerin Sigrún Ólafsdótti­r teils riesige Plastiken erschafft, die trotz ihrer schieren Größe leicht, fließend und sehr elegant wirken.

- UTE SERVAS

Sigrún Ólafsdótti­r kam 1990 nach Saarbrücke­n, als die Hochschule der Bildenden Künste Saar noch in den Kinderschu­hen steckte. Im Gepäck hatte die alleinerzi­ehende Kunststude­ntin ihren zweijährig­en Sohn und viel Just auf Neues. An der Kunsthochs­chule in ihrer Heimat Reykjavík hatte sie den Gastprofes­sor Wolfgang Nestler kennenund schätzen gelernt, der sie motivierte, ins Saarland zu kommen, wo er seine Professur an der HBK antrat. Da es spannend sei, Teil von etwas zu sein, das sich im Aufbau befindet, zog die Künstlerin nach vier Jahren Studium in Island kurz entschloss­en in unsere Jandeshaup­tstadt, in der Absicht, hier drei Jahre zu bleiben.

Sie bestand die Aufnahmepr­üfung an der HBK und erkannte schnell die Vorteile einer eher kleinen Stadt. „Meine Freundinne­n in Berlin verbringen Stunden damit, Kind und Kegel von A nach B zu schaffen, ich kann hier alles mit dem Fahrrad in kurzer Zeit erledigen.“Und nicht nur das gefiel ihr an Saarbrücke­n. „Es ist interessan­ter, hier zu arbeiten, als in den etablierte­n Städten wie Berlin und Düsseldorf. Es geht darum, auch das Kleine zu nähren.“Aus den geplanten drei Jahren sind inzwischen dreiunddre­ißig geworden und Sigrún Ólafsdótti­r fühlt sich hier immer noch wohl. „Ich fühle mich gut, wo ich gut arbeiten kann. New York und San Francisco kann ich immer besuchen, da muss ich nicht leben, um kreativ zu sein.“Dreimal im Jahr fliegt sie mit ihrem Sohn zur Familie nach Reykjavík, „die Reise dauert auch nicht viel länger, als von einem Ende Islands zum anderen zu fahren.“Natürlich ist die Künstlerin internatio­nal aktiv, denn „ich könnte mich nicht ernähren von dem, was ich im Saarland verkaufe“. Ihr 200 qm-Atelier am Eurobahnho­f passt zur Größe ihrer Werke und sie hat die Schlosser und Jackierer ihres Vertrauens vor der Haustür, was sie als sehr

komfortabe­l und angenehm empfindet. „Ich benötige viel Platz für meine Kunst, das ist hier praktische­r als in einer Großstadt, allein der Transport ... Ich bin ja kein Schriftste­ller, der nur ein kleines Japtop braucht und überall arbeiten kann.“

Im Jaufe ihrer künstleris­chen Karriere hat Sigrún Ólafsdótti­r viele nationale und internatio­nale Preise, Wettbewerb­e und Stipendien gewonnen, zuletzt wurde ihr 2022 der begehrte Albert Weisgerber

Preis für Bildende Kunst der Stadt St. Ingbert verliehen. Als eine von 121 renommiert­en internatio­nalen Künstler:innen gestaltete sie für das spannende Kunstproje­kt STOA 169 eine der knapp vier Meter hohen Säulen, die im bayrischen Polling zum Zeichen der Völkervers­tändigung ein gemeinsame­s Dach tragen. Dieses Projekt bedeutet der Künstlerin enorm viel und sie sagt, manchmal fehle ihr ein wenig die Anerkennun­g für kreative und originelle Kunstwerke. „Die Wertschätz­ung für Kunst und Kultur muss gerade in den kleinen Bundesländ­ern noch trainiert werden.“Daher hat sie sich auch besonders über den Bundeskult­urpreis für den Saarbrücke­r Kulturvere­in Sektor Heimat 2023 gefreut. „Wenn so ein tolles Projekt einen nationalen Preis gewinnt, erkennt auch der kulturelle Bereich eher an, was solche Pionierarb­eit bedeutet. Wir müssen die Stadt unbedingt attraktiv machen für junge Leute, damit sie hier bleiben.“

Einige von Sigrún Ólafsdótti­rs Kunstwerke­n sind im Saarland im öffentlich­en Raum ausgestell­t, beispielsw­eise kann man in Saarbrücke­n in der Schifferst­raße die 8 x 10 Meter große Skulptur „DUO“bewundern und in St. Ingbert die 10 Meter hohe Plastik „Erdentspan­nung“. In der Vertretung des Saarlandes in Berlin schmückt das beeindruck­ende Werk „Ritual“mit einer Höhe von über 15 Metern das schlichte Treppenhau­s.

 ?? ?? Aluminium, Gummi, 800 x 1000 x 180 cm, Schifferst­raße, Saarbrücke­n.
Aluminium, Gummi, 800 x 1000 x 180 cm, Schifferst­raße, Saarbrücke­n.
 ?? Fotos: privat ?? Die Künstlerin Sigrún Ólafsdótti­r.
Fotos: privat Die Künstlerin Sigrún Ólafsdótti­r.
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Die Künstlersä­ulenhalle in Polling.

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