Saarbruecker Zeitung

15 000 Ukrainer leben im Saarland – Sprache größte Hürde bei Jobsuche

Trotz hoher Qualifikat­ion haben Ukrainer es oft schwer auf dem Arbeitsmar­kt. In Deutschlan­d ist der Anteil der Beschäftig­ten deutlich geringer als in anderen EU-Ländern.

- VON LEA KASSECKERT

An diesem Samstag jährt sich zum zweiten Mal der Beginn des russischen Angriffskr­iegs auf die Ukraine. Seitdem wurden im Saarland 18 887 ukrainisch­e Flüchtling­e registrier­t (Stand: Januar 2024), wobei bereits rund 4000 Menschen wieder abgewander­t sind, teilte das saarländis­che Innenminis­terium auf SZ-Anfrage mit. Somit leben derzeit rund 15 000 geflüchtet­e Ukrainer im Saarland – die meisten im Regionalve­rband Saarbrücke­n, die wenigsten im Landkreis St. Wendel. Die Mehrkosten des Landes seit Ausbruch des Krieges belaufen sich nach Angaben des Finanzmini­steriums auf über 28Millione­n Euro.

In Deutschlan­d gab es 2023 laut Statistisc­hem Bundesamt einen Nettozuzug (Zuzug abzüglich Fortzüge) von 121 000 Ukrainern. In 2022 lag die Zahl mit 960 000 Menschen deutlich höher. Insgesamt lebten im Oktober vergangene­n Jahres 1,15Millione­n Ukrainer in Deutschlan­d. Auch im Saarland ist die Zahl der Zuzüge 2023 mit rund 4400 geringer als im ersten Kriegsjahr ausgefalle­n.

Eine Prognose für 2024 kann das Innenminis­terium bis dato nicht geben. Dies sei von den weiteren Entwicklun­gen in der Ukraine abhängig, teilte ein Sprecher mit.

Überwiegen­d sind Frauen und Kinder aus der Ukraine geflohen. Laut Statistisc­hem Bundesamt sind mehr als 60 Prozent der Geflüchtet­en weiblich und circa ein Drittel unter 18 Jahre alt. Im Saarland leben derzeit 3217 schulpflic­htige ukrainisch­e Kinder, so das Bildungsmi­nisterium. Die Zahl der ukrainisch­en Staatsange­hörigen, die im Saarland Bürger

geld bezogen haben, lag im Oktober 2023 bei rund 10 600 Menschen, wobei mehr als 7300 erwerbsfäh­ig waren, hieß es aus dem Sozialmini­sterium. Laut Statistisc­hem Bundesamt hat nur jeder fünfte Ukrainer in Deutschlan­d bisher in einen Job gefunden, trotz hohen Bildungsni­veaus. Im Vergleich zu anderen EULändern liegt Deutschlan­d damit auf den hinteren Plätzen. In den Niederland­en arbeiten laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 50 Prozent der ukrainisch­en Geflüchtet­en, in Polen 65 Prozent und in Dänemark 78 Prozent.

Als Gründe führt Lesya Matiyuk vom Verein Ukraine-Freunde Saar fehlende Kitaplätze und unzureiche­nde Sprachkenn­tnisse an. Hinzu komme, dass viele der Geflüchtet­en unsicher in Richtung Zukunft blicken und nicht wissen, ob es sich lohnt, eine neue Karriere in Deutschlan­d zu starten, so Matiyuk. Mit dem Projekt „Let`s go to work“will der Verein die ukrainisch­en Flüchtling­e im Saarland für die Jobsuche motivieren. Außerdem rufen die UkraineFre­unde Saar am Samstag zu einer Demonstrat­ion durch die Saarbrücke­r Innenstadt auf.

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