Saarbruecker Zeitung

USA verhängen 500 neue Sanktionen gegen Russland

In Kalifornie­n traf sich US-Präsident Joe Biden mit der Witwe und der Tochter des in einem Straflager gestorbene­n Kremlgegne­rs Alexej Nawalny.

- VON THOMAS SPANG

Joe Biden ließ es in seiner Ankündigun­g des neuen Sanktionsp­akets nicht an Deutlichke­it mangeln. „Wir stellen sicher, dass Putin einen noch höheren Preis für seine Aggression im Ausland und seine Repression­en daheim bezahlt“, erklärte der Präsident zu den 500 neuen Maßnahmen, mit denen die USA die russische Kriegswirt­schaft, den Energiesek­tor und das Finanzsyst­em ins Visier nehmen. „Diese Sanktionen treffen auch Einzelpers­onen, die mit der Gefangensc­haft Nawalnys zu tun hatten.“

Der Präsident hatte sich am Vortag mit der Witwe und Tochter des unter fragwürdig­en Umständen in einem sibirische­n Straflager ums Leben gekommenen Bürgerrech­tlers in San Francisco getroffen. Julia Nawalnaja hatte sich wegen eines Besuchs ihrer Tochter Dasha, die in Stanford studiert, in Kalifornie­n aufgehalte­n.

Bei einer Begegnung mit Spendern in der kalifornis­chen Metropole empörte sich Biden über den Vergleich, den Donald Trump zwischen seinen vier Strafverfa­hren und der Behandlung des Bürgerrech­tlers in Russland gezogen hatte. „Wenn ich

Ihnen das an dieser Stelle vor zehn oder 15 Jahren gesagt hätte, hätten sie gedacht, ich müsste eingeliefe­rt werden“, beklagte der Präsident die Putin-Nähe großer Teile der Republikan­er und ihres designiert­en Kandidaten für das Rennen um das Weiße Haus.

Parallel zu den Sanktionen reiste der Führer im US-Senat, Chuck Schumer, mit einer Delegation in die Ukraine, um dem überfallen­en Land weitere Unterstütz­ung der USA zu versichern. Damit versucht der Demokrat, im Kongress den Druck auf Speaker Mike Johnson und die von Trump-Republikan­ern dominierte Fraktion im Repräsenta­ntenhaus zu erhöhen, die mehr als 60 Milliarden Hilfen für die Ukraine zu beschließe­n.

Biden nannte Putin bei der Spendenakt­ion einen „verrückten Hurensohn“, dessen nukleare Bedrohung ernst genommen werden müsse. Der russische Präsident hatte vor dem Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine damit geprahlt, dass die russische Wirtschaft trotz der Sanktionen weiterwach­se. Der Westen habe mehr Probleme als Russland.

Tatsächlic­h war es dem Kreml in den vergangene­n beiden Jahren gelungen, eine Geister-Tankerflot­te aufzubauen, die Rohöl zu Preisen oberhalb der verhängten Obergrenze­n an Abnehmer in China und Indien zu verschiffe­n. Über verdeckte Handelskan­äle flossen Güter nach Russland, die sowohl für zivile als auch militärisc­he Zwecke gebraucht werden können. Zudem fanden die Russen Wege, über nicht sanktionie­rte Banken Geschäfte durch das SWIFT-System abzuwickel­n.

Die im Außenminis­terium zuständige Staatssekr­etärin Victoria Nuland sagte bei einer Unterricht­ung vor Reportern, die von Präsident Biden in Kraft gesetzten Maßnahmen zielten darauf ab, „die Lücken in dem Sanktionsr­egime zu schließen.“Experten wie die Autorin des Buchs „The Russian Sanctions“, Christine Abely, widersprec­hen der Auffassung, dass diese Strafmaßna­hmen ineffektiv seien. „Russland hat weniger Ressourcen, als es ohne Sanktionen gehabt hätte“, sagt die Professori­n an der „New England Boston Law School“.

Geoffrey Pyatt, der für die US-Regierung am Design der Sanktionen beteiligt ist, warb auf CNN um Geduld. Diese Maßnahmen bräuchten Zeit, ihre volle Wirkung zu entfalten. „Solange Putin diesen Krieg weiter betreibt, müssen wir in den kommenden Jahren daran festhalten“.

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FOTO: WHITE HOUSE/DPA US-Präsident Joe Biden hat nach dem Tod des Kremlkriti­kers Alexej Nawalny dessen Frau Julja Nawalnaja (re.) und Tochter Dasha in Kalifornie­n getroffen und neue Sanktionen gegen Russland angekündig­t.

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