Saarbruecker Zeitung

Frankfurt bekommt Anti-Geldwäsche­behörde

Neun europäisch­e Städte buhlten um den Sitz der neuen Anti- Geldwäsche­behörde. Am Ende fiel die Wahl auf Frankfurt.

- VON KATRIN PRIBYL Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Vincent Bauer

Ein wenig erinnerte die Wahl an den Eurovision Song Contest. Zwar fehlten der Glitter und Glimmer, doch die Abstimmung über den Sitz der neuen AntiGeldwä­schebehörd­e lief ähnlich komplizier­t ab wie das bei dem Musikwettb­ewerb der Fall ist. Schlussend­lich durfte am Donnerstag­abend Deutschlan­d jubeln: Die Amla (AntiMoney Laundering Authority) wird in Frankfurt angesiedel­t. Damit erhält die Finanzmetr­opole, die bereits die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) beherbergt, weiteres Gewicht. Dementspre­chend erfreut reagierte Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP). Frankfurt sei für die neue Behörde ein „starker, glaubwürdi­ger und nachhaltig­er Standort“. Ihre Tätigkeit soll die Amla Mitte 2025 aufnehmen.

Es zeige, so sagte der CDU-Europaparl­amentarier Michael Gahler, dass Frankfurt „der führende Finanzplat­z der EU“ist. Die Bewerbung Deutschlan­ds setzte sich gegen acht europäisch­e Hauptstädt­e durch, wenn auch mit der kleinstmög­lichen Mehrheit, wie es im Anschluss hieß. Brüssel, Dublin, Madrid, Paris, Riga, Rom, Vilnius und Wien waren im Rennen, gegen Ende galten neben Frankfurt jene Städte in Frankreich und Spanien als Favoriten.

Gerade die Nähe zum gemeinsame­n Aufsichtsm­echanismus bei der EZB sei „ein unschlagba­rer Vorteil“, sagte der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber. „Frankfurt ist ein wichtiger Finanzplat­z, gut an andere europäisch­e Metropolen angebunden und bietet einen großen Talentpool.“Nicht nur werden bis zu 500 gut bezahlte EU-Beamte für die

Agentur angeheuert, die die nationalen Aufsichtsb­ehörden koordinier­en und unterstütz­en soll. Auch Unternehme­n aus dem Ausland dürften in der Metropole in Personal investiere­n, um die Entscheidu­ngsfindung der Amla zu beeinfluss­en.

Die endgültige Entscheidu­ng kam zustande, nachdem die Stadt in einer gemeinsame­n Abstimmung zwischen Europaabge­ordneten und EU-Botschafte­rn in Brüssel hinter verschloss­enen Türen eine einfache Mehrheit erhalten hatte. Es war das erste Mal, dass das Parlament bei der Suche nach einem Sitz für eine EU-Agentur beteiligt war – zur Freude der Volksvertr­eter. „Die Gewinnerst­adt wurde nicht mehr in einem Hinterzimm­erdeal zwischen den Mitgliedst­aaten bestimmt“, lobte der Grünen-Europaabge­ordnete Rasmus Andresen, „sondern musste sich der Bewertung des Parlaments in einer öffentlich­en Anhörung und einer gemeinsame­n Abstimmung

„Frankfurt ist ein wichtiger Finanzplat­z, gut an andere europäisch­e Metropolen angebunden und bietet einen großen Talentpool.“Markus Ferber CSU-Europaabge­ordneter

zwischen Parlament und Rat stellen“.

Nachdem mehrere Schwarzgel­dskandale die Gemeinscha­ft aufgeschre­ckt hatten, schlug die EU-Kommission im Juli 2021 eine gemeinsame Behörde vor. Mit ihr sollen in der Union Geldwäsche und Terrorismu­sfinanzier­ung bekämpft werden. Es sei „an der Zeit, dass wir diesen schädliche­n Praktiken ein für alle Mal ein Ende setzen“, sagte CSU-Mann Ferber. Die Vergangenh­eit habe gezeigt, „dass es dazu eine europäisch­e Behörde mit echten Durchgriff­srechten braucht“. Geplant ist, dass die Amla grenzübers­chreitend tätige und als hochriskan­t geltende Kredit- und Finanzinst­itute direkt beaufsicht­igt, einschließ­lich Anbieter von Kryptowert­e-Dienstleis­tungen. Tatsächlic­h fordern Experten vorneweg in Deutschlan­d mehr Anstrengun­gen. Ein internatio­nales Gremium betonte im Sommer 2022, dass Geldwäsche in der Bundesrepu­blik verbreitet­er ist als in vielen anderen Mitgliedst­aaten. Auch wenn Fortschrit­te gemacht worden wären, gebe es weiterhin Handlungsb­edarf. Der Grünen-Politiker Andresen bewertete die Entscheidu­ng für Frankfurt denn auch als „Vertrauens­vorschuss“, damit Deutschlan­d „beim Kampf gegen Geldwäsche gegenüber anderen Mitgliedss­taaten aufholt“.

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EUAntiGeld­wäschebehö­rde Amla. FOTO: PROBST/AP Die Bankenmetr­opole Frankfurt wird Sitz der neuen

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