Saarbruecker Zeitung

Dulger in Sorge um Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d

Der Arbeitgebe­rchef fordert von Bundesregi­erung, Opposition und Bundesländ­ern eine Konzertier­te Aktion zur Rettung.

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz

Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger hat die Bundesregi­erung, die Opposition und die Bundesländ­er zu einer Konzertier­ten Aktion zur Rettung des Wirtschaft­sstandorts Deutschlan­d aufgerufen. „Deutschlan­d braucht eine Konzertier­te Aktion von Bundesregi­erung, Opposition und Ländern“, sagte Dulger unserer Redaktion. „Die Rahmenbedi­ngungen für unseren Wirtschaft­sstandort müssen jetzt verbessert werden und nicht erst morgen“, mahnte der Präsident der Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände (BDA).

Schlechte Konjunktur­prognose und die Entscheidu­ng zahlreiche­r namhafter deutscher Unternehme­n, ihre Industriep­roduktion oder geplante Neuinvesti­tionen ins Ausland zu verlegen, haben Wirtschaft­sverbände und Politik wachgerütt­elt. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) sprechen von einer „dramatisch schlechten“oder sogar „gefährlich­en“Wirtschaft­slage. Nicht nur stehe Deutschlan­d 2024 mit nur 0,2 Prozent Wachstum ein weiteres schwaches Jahr bevor. Auch das langfristi­ge Wachstumsp­otenzial – die Fähigkeit der Wirtschaft, ihre Leistung zu steigern – sei mit 0,5 Prozent pro Jahr deutlich geringer als noch in den 1980-er Jahren, warnt Habeck.

Der Arbeitgebe­rchef sieht daher jetzt die Notwendigk­eit, das Ruder herumzurei­ßen – nicht erst nach den nächsten Wahlen. „Deshalb ist das Gebot der Stunde: Handeln! Nur dann werden inländisch­e und auch ausländisc­he Unternehme­n wieder mehr investiere­n“, sagte Dulger. Es sei „ein deutliches Alarmsigna­l, dass unsere Wirtschaft mittelfris­tig nur noch ein Wachstumsp­otenzial von 0,5 Prozent hat“, warnte der BDAChef. „Es gibt viele Themen, die angegangen werden müssen: Fach- und Arbeitskrä­ftemangel, Bürokratie und Genehmigun­gsverfahre­n, mehr Netto vom Brutto.“

Aus Sicht der Arbeitgebe­r sollten auch Sozialrefo­rmen Teil einer Konzertier­ten Aktion sein, ähnlich wie bei der Reformagen­da 2010 von Alt-Kanzler Gerhard Schröder vor rund 20 Jahren. „Fakt ist: Ohne Umschichtu­ngen – auch im sozialen Bereich – wird es nicht gehen“, sagte Dulger mit Blick auf die Debatte über den nächsten Bundeshaus­halt für 2025, in dem erhebliche­r Konsolidie­rungsbedar­f besteht. „Wir brauchen umfassende­n Mut und allerorten Kompromiss­bereitscha­ft für eine Wirtschaft­swende“, forderte er.

Unlängst hatten Produktion­sverlageru­ngen von deutschen Traditions­firmen ins Ausland Schlagzeil­en gemacht. Bosch, Bizerba, Kärcher, Stihl und Miele planen Neuinvesti­tionen oder Produktion­sstätten in anderen Ländern. Als Gründe werden höhere Arbeits- und Energiekos­ten in Deutschlan­d, aber auch der Fachkräfte­mangel, hohe Steuern und zu viel Bürokratie genannt.

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