Traum vom neuen Haus für immer mehr Saarländer ausgeträumt
Im Schnitt müsse man dafür heute im Saarland 700 000 Euro einkalkulieren, sagt der Chef der Vereinigten Volksbanken. Das könnten sich nur noch wenige leisten.
Wer sich eigene vier Wände anschaffen will, muss neben den reinen Baukosten derzeit viele ungewisse Zusatzkosten einkalkulieren. Darauf weist der Vorstandschef der Vereinigten Volksbanken ( VVB), Edgar Soester, bei der Bilanz-Pressekonferenz der Bank hin. Die genossenschaftlich organisierte Bank mit Stammsitz in Saarlouis ist mit 39 Filialen inklusive SB-Centern und 404 Mitarbeitern in zahlreichen Regionen des Saarlandes vertreten: von Sulzbach bis in den Hochwald. Betreut werden 160 000 Kunden.
Soester und sein Vorstandskollege Pascal Mang verweisen darauf, dass man allein für einen Neubau, je nach Lage, heute im Schnitt rund 700 000 Euro aufbringen müsse. Darin seien aber viele Kosten noch nicht enthalten, die durch die Entwicklung der Inflation, steigende Bauzinsen sowie steigende Materialkosten entstehen.
Hinzu kämen hohe Energiepreise. Für immer mehr Saarländer werde der Traum eines Hausbaus daher unerschwinglich. „Es können sich nur noch ganz wenige den Neubau leisten. Für immer mehr Menschen ist der Traum ausgeträumt“, so Soester.
Eine noch bezahlbare Alternative sei der Zugriff auf bestehende Immobilien, vor allem auch ältere Objekte. Davon finde man im Saarland derzeit noch genug. Zugleich müsse man sich aber beeilen. Attraktive Objekte seien heute meist schon nach einer Woche verkauft. Häufig müsse man dabei zusätzlich Geld für die energetische Sanierung in die Hand nehmen, könne die Maßnahmen aber nach und nach durchführen, was auch die eigenen Finanzen schone.
Soester und Mang kritisieren, dass derzeit keine Übersichtlichkeit über die staatlichen Fördermittel bestehe. Zumal es zwar auch ein Gebäudeenergiegesetz der Ampel-Regierung gebe, aber noch völlig unklar sei, wie teuer etwa die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien beim Einbau einer neuen Heizung wird. Noch wichtiger als der Traum vom Eigenheim sei die Garantie, dass man sich nicht überschuldet und noch genug Geld für den täglichen Bedarf sowie die eigenen Bedürfnisse hat.
Ein Ende der derzeit steigenden Aktienkurse sieht Soester erst einmal nicht. Das sei vor allem die Folge von Erwartungen auf weitere Zinssenkungen, was grundsätzlich dem Aktienmarkt zu Gute komme. Den Dax sieht Soester bei etwa 18 000 Punkten zum Jahresende. Nichts deute derzeit auf einen Einbruch der Kurse hin. Aktien und Fonds seien eine gute Anlage für Kunden, die längerfristig denken und auch eine gewisse Risikobereitschaft mit sich bringen.
Der Großteil der Kunden der VVB setze jedoch derzeit als Anlageform auf Festgeld, etwa für die Dauer von einem Jahr bei einem festen Zinssatz. „Wer das Risiko scheut, für den ist das altvertraute Festgeld derzeit ein empfehlenswerter Weg“, betont Soester.
Gute Nachrichten hat der Bankenchef im Hinblick auf die Entwicklung des Filialgeschäftes. Weder seien auf absehbare Zeit weitere Filialschließungen noch Bankenfusionen geplant. Als ein erfolgreiches Modell habe sich auch der Betrieb gemeinsamer Filialen in Kooperation mit den Saar-Sparkassen erwiesen. Dies ermögliche, insbesondere auch in ländlichen Gebieten, ein immer noch attraktives Angebot an Filialen für die Kundschaft.
Für 2024 gibt sich Soester optimistisch. Einen Grund hierfür sieht er in steigenden Investitionen vieler Geschäftskunden, die Betriebe und Anlagen erweiterten oder Modernisierungen vornehmen. Allerdings müsse man im Saarland auch mit einer Zunahme von Insolvenzen rechnen. Dies sei der derzeit angespannten Wirtschaftslage geschuldet. „Für die Jahre 2024 und 2025 rechnen wir insgesamt jedoch mit einer stabilen Entwicklung für unsere Bank. Inklusive einem moderaten Wachstum im Kredit- und Einlagengeschäft.“
2023 war der Trend noch umgekehrt. So kam es zu einem Rückgang im Einlagengeschäft um 75 Millionen Euro auf 2,25Milliarden Euro. Dies sei auch auf eine inflationsbedingt gesunkene Sparquote zurückzuführen gewesen. Demgegenüber konnte die Bank auf ein steigendes Kreditwachstum verweisen – trotz gestiegener Zinsen und einer schon 2023 insgesamt fehlenden Dynamik in der Wirtschaft. So wuchs das Kreditvolumen um 4,4 Prozent mit einem Anstieg der Kundenkredite auf 2,28Milliarden Euro. Der Hauptimpuls kam aus gewerblichen Immobilienkrediten.
Insgesamt erreichte das betreute Kundenvolumen 6,54Milliarden Euro, das operative Ergebnis 39 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liege mit 18,3 Prozent beziehungsweise 315,5 Millionen Euro deutlich über den Vorgaben der Bankenaufsicht. Die Bilanzsumme der VVB erreichte 2,94 Milliarden Euro, ein Plus von einem Prozent.