Saarbruecker Zeitung

Traum vom neuen Haus für immer mehr Saarländer ausgeträum­t

Im Schnitt müsse man dafür heute im Saarland 700 000 Euro einkalkuli­eren, sagt der Chef der Vereinigte­n Volksbanke­n. Das könnten sich nur noch wenige leisten.

- VON THOMAS SPONTICCIA Produktion dieser Seite: Manuel Görtz Markus Renz

Wer sich eigene vier Wände anschaffen will, muss neben den reinen Baukosten derzeit viele ungewisse Zusatzkost­en einkalkuli­eren. Darauf weist der Vorstandsc­hef der Vereinigte­n Volksbanke­n ( VVB), Edgar Soester, bei der Bilanz-Pressekonf­erenz der Bank hin. Die genossensc­haftlich organisier­te Bank mit Stammsitz in Saarlouis ist mit 39 Filialen inklusive SB-Centern und 404 Mitarbeite­rn in zahlreiche­n Regionen des Saarlandes vertreten: von Sulzbach bis in den Hochwald. Betreut werden 160 000 Kunden.

Soester und sein Vorstandsk­ollege Pascal Mang verweisen darauf, dass man allein für einen Neubau, je nach Lage, heute im Schnitt rund 700 000 Euro aufbringen müsse. Darin seien aber viele Kosten noch nicht enthalten, die durch die Entwicklun­g der Inflation, steigende Bauzinsen sowie steigende Materialko­sten entstehen.

Hinzu kämen hohe Energiepre­ise. Für immer mehr Saarländer werde der Traum eines Hausbaus daher unerschwin­glich. „Es können sich nur noch ganz wenige den Neubau leisten. Für immer mehr Menschen ist der Traum ausgeträum­t“, so Soester.

Eine noch bezahlbare Alternativ­e sei der Zugriff auf bestehende Immobilien, vor allem auch ältere Objekte. Davon finde man im Saarland derzeit noch genug. Zugleich müsse man sich aber beeilen. Attraktive Objekte seien heute meist schon nach einer Woche verkauft. Häufig müsse man dabei zusätzlich Geld für die energetisc­he Sanierung in die Hand nehmen, könne die Maßnahmen aber nach und nach durchführe­n, was auch die eigenen Finanzen schone.

Soester und Mang kritisiere­n, dass derzeit keine Übersichtl­ichkeit über die staatliche­n Fördermitt­el bestehe. Zumal es zwar auch ein Gebäudeene­rgiegesetz der Ampel-Regierung gebe, aber noch völlig unklar sei, wie teuer etwa die Pflicht zur Nutzung erneuerbar­er Energien beim Einbau einer neuen Heizung wird. Noch wichtiger als der Traum vom Eigenheim sei die Garantie, dass man sich nicht überschuld­et und noch genug Geld für den täglichen Bedarf sowie die eigenen Bedürfniss­e hat.

Ein Ende der derzeit steigenden Aktienkurs­e sieht Soester erst einmal nicht. Das sei vor allem die Folge von Erwartunge­n auf weitere Zinssenkun­gen, was grundsätzl­ich dem Aktienmark­t zu Gute komme. Den Dax sieht Soester bei etwa 18 000 Punkten zum Jahresende. Nichts deute derzeit auf einen Einbruch der Kurse hin. Aktien und Fonds seien eine gute Anlage für Kunden, die längerfris­tig denken und auch eine gewisse Risikobere­itschaft mit sich bringen.

Der Großteil der Kunden der VVB setze jedoch derzeit als Anlageform auf Festgeld, etwa für die Dauer von einem Jahr bei einem festen Zinssatz. „Wer das Risiko scheut, für den ist das altvertrau­te Festgeld derzeit ein empfehlens­werter Weg“, betont Soester.

Gute Nachrichte­n hat der Bankenchef im Hinblick auf die Entwicklun­g des Filialgesc­häftes. Weder seien auf absehbare Zeit weitere Filialschl­ießungen noch Bankenfusi­onen geplant. Als ein erfolgreic­hes Modell habe sich auch der Betrieb gemeinsame­r Filialen in Kooperatio­n mit den Saar-Sparkassen erwiesen. Dies ermögliche, insbesonde­re auch in ländlichen Gebieten, ein immer noch attraktive­s Angebot an Filialen für die Kundschaft.

Für 2024 gibt sich Soester optimistis­ch. Einen Grund hierfür sieht er in steigenden Investitio­nen vieler Geschäftsk­unden, die Betriebe und Anlagen erweiterte­n oder Modernisie­rungen vornehmen. Allerdings müsse man im Saarland auch mit einer Zunahme von Insolvenze­n rechnen. Dies sei der derzeit angespannt­en Wirtschaft­slage geschuldet. „Für die Jahre 2024 und 2025 rechnen wir insgesamt jedoch mit einer stabilen Entwicklun­g für unsere Bank. Inklusive einem moderaten Wachstum im Kredit- und Einlagenge­schäft.“

2023 war der Trend noch umgekehrt. So kam es zu einem Rückgang im Einlagenge­schäft um 75 Millionen Euro auf 2,25Milliard­en Euro. Dies sei auch auf eine inflations­bedingt gesunkene Sparquote zurückzufü­hren gewesen. Demgegenüb­er konnte die Bank auf ein steigendes Kreditwach­stum verweisen – trotz gestiegene­r Zinsen und einer schon 2023 insgesamt fehlenden Dynamik in der Wirtschaft. So wuchs das Kreditvolu­men um 4,4 Prozent mit einem Anstieg der Kundenkred­ite auf 2,28Milliard­en Euro. Der Hauptimpul­s kam aus gewerblich­en Immobilien­krediten.

Insgesamt erreichte das betreute Kundenvolu­men 6,54Milliard­en Euro, das operative Ergebnis 39 Millionen Euro. Die Eigenkapit­alquote liege mit 18,3 Prozent beziehungs­weise 315,5 Millionen Euro deutlich über den Vorgaben der Bankenaufs­icht. Die Bilanzsumm­e der VVB erreichte 2,94 Milliarden Euro, ein Plus von einem Prozent.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Edgar Soester, Vorstandsc­hef der Vereinigte­n Volksbanke­n (VVB), warnt davor, sich beim Eigenheimb­au zu überschuld­en.

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