Die Pläne zur Sicherung tausender Ford-Jobs
Für einen Teil des FordGeländes in Saarlouis hat die Landesregierung jetzt konkretere Pläne vorgestellt. Einen großen AutoInvestor gibt es aber nicht – aber bereits scharfe Kritik der Opposition. Was bisher feststeht.
SAARBRÜCKEN/SAARLOUIS Nachdem die Ford-Mitarbeiter dem ausgehandelten Sozialtarifvertrag mit großer Mehrheit zugestimmt haben, soll die Nachnutzung des Geländes auf dem Saarlouiser Röderberg schnell vorangetrieben werden. Das kündigten am Freitag Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) und Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas an. Außen vor bleibt zunächst das Hallenareal, wo der US-Autobauer noch bis November 2025 Ford Focus bauen will.
Doch sowohl die Gebäude, in denen heute noch die Firmen des Ford-Zuliefererparks tätig sind als auch einige nicht mehr benötigte Freiflächen, die dem Autobauer gehören, „könnten zeitnah entwickelt werden, um neue Firmen anzusiedeln“, erläuterte Barke. Das Hallenareal des Zulieferparks umfasst insgesamt 96 500 Quadratmeter. Sobald die Unternehmen draußen sind, „kann das Gelände rasch neu genutzt werden“, sagte Thomas Schuck, Geschäftsführer der landeseigenen SBB Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft, der die Grundstücke und Hallen gehören.
„Sie sind bereits heute über einen eigenen Kreisverkehr erreichbar“.
Die beiden Areale, die noch Ford gehören, sind der sogenannte Winterstauplatz entlang der Bahntrasse, wo Ford bislang Neuwagen parkte, die bei Start in den Frühling an die Händler gingen. Er umfasst rund 100 000 Quadratmeter. Daran schließt sich der Compound (deutsch Verbindung) an, ein 150 000 Quadratmeter großes Gelände, das ebenfalls zum Parken von Neuwagen vor dem Abtransport genutzt wurde. Diese beiden Grundstücke, die zusammen mit Nebenarealen 300 000 Quadratme
ter umfassen, will das Land dem USAutobauer zeitnah abkaufen, um die Flächen ab 2025 zu entwickeln und dort Firmen anzusiedeln. Insgesamt gehören Ford etwa 1,2 Millionen Quadratmeter. Mit dem Land wurde dafür ein Kaufpreis von 90 Millionen Euro vereinbart.
„Wir haben bereits mit einigen Unternehmen Absichtserklärungen unterzeichnet, die hohes Interesse an diesem Standort haben“, sagte Barke. „Das sind alles Firmen, die unter einem hohen Entscheidungsdruck stehen, wo sie sich ansiedeln sollen.“Nähere Angaben wollte er aus Wettbewerbsgründen gegen
über anderen deutschen und europäischen Flächen-Entwicklern nicht machen. Die Unternehmen kämen unter anderem aus den Bereichen Elektrolyseurbau, HochleistungsElektronik und Kreislauf-Wirtschaft. Elektrolyseure benötigt man, um Wasser zu Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten, der als der Energieträger der Zukunft gilt. Hochleistungs-Elektronik ist zum Beispiel für Ladesäulen unerlässlich, die elektrisch angetriebene Autos oder LKW schnell aufladen sollen.
Der Wirtschaftsminister geht davon aus, dass auf dem Gelände des Ford-Werks und des Zulieferparks
noch mindestens 3000 Frauen und Männer Arbeit haben, wenn die Autoproduktion ausgelaufen ist. 1000 davon will der Autobauer selbst weiterbeschäftigten. Barke glaubt aber, „dass später wesentlich mehr Arbeitnehmer auf dem Röderberg beschäftigt sind“. Ein wichtiges Pfund des Landes sei, „dass viele gute und qualifizierte Facharbeiter zur Verfügung stehen“. Derzeit arbeiten im Autowerk noch 3750 Menschen und bei den Zuliefern im Park rund 1000.
Von der saarländischen Opposition kam am Freitag nach Barkes Ankündigungen sofort scharfe Kritik. Die CDU-Landtagsfraktion warf
Saar-Wirtschaftsminister Barke am Freitag „fehlerhaftes Arbeiten“vor und sprach von einem „Debakel“.
Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Landtagsfraktion und Saarlouiser CDU-Chef, Marc Speicher, erklärte, die Landesregierung habe ihre selbst gesetzten Ziele für das Ford-Gelände „mehrfach gerissen“. Es gebe keinen Investor
Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) geht davon aus, dass auf dem Gelände des FordWerks und des Zulieferparks noch mindestens 3000 Frauen und Männer Arbeit haben, wenn die Autoproduktion ausgelaufen ist.
aus der Automobilindustrie, der in Saarlouis die klassische Fahrzeugproduktion fortführe. Auch für das Industrieparkkonzept könne noch kein einziger Investor präsentiert werden.
„Barke hinterlässt tausende FordFamilien und eine ganze Region mit einem massiven Vertrauensverlust in staatliches Handeln und die Arbeit der Landesregierung“, sagte Speicher. Er forderte, die Stadt Saarlouis in die Ansiedlung neuer Firmen auf dem Röderberg einzubinden.
Die Junge Union forderte am Freitag gar den Rücktritt des Wirtschaftsministers. „Der Hinhalte-Minister Barke hat zum Thema Ford wieder nur leere Versprechungen gemacht“, sagte JU-Landeschef Fabian Laßotta.