Saarbruecker Zeitung

8000 Stellen in Autobranch­e in Gefahr

Auf dem Jahreskong­ress des Netzwerks Autoregion wurde ein Ausblick auf Umbrüche in der Branche gegeben.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Der Weg hin zur Elektrifiz­ierung und Digitalisi­erung des Autoverkeh­rs wird schon kurzfristi­g Beschäftig­ung kosten. Davon ist Armin Gehl, Geschäftsf­ührer des Netzwerks Autoregion, überzeugt. Auf der Auftaktver­anstaltung anlässlich des Jahreskong­resses der Autoregion in Saarbrücke­n ging Gehl davon aus, „dass wir bis 2030 in der Großregion Saar-Lor-Lux zirka 8000 Arbeitsplä­tze verlieren und in der Branche bundesweit etwa 150 000“. Vor allem die Zulieferer „müssen sich in vielen Fällen neu erfinden und ihre Produktpal­ette komplett umstellen, insbesonde­re im Bereich der Digitalisi­erung, der Batteriete­chnik und der Künstliche­n Intelligen­z (KI)“, sagte Gehl. Sie hätten allerdings nicht – wie die Autobauer – beim EAuto-Verkauf von staatliche­n Absatzhilf­en profitiert. Ihre einzige Chance sei, sich auf Zukunftsfe­lder wie KI,

Batteriete­chnologie und RohstoffRü­ckgewinnun­g zu konzentrie­ren.

Bei den Batterieze­llen „ist das Entwicklun­gspotenzia­l als hoch einzustufe­n. Sie werden leistungsf­ähiger, Reichweite­n werden sich verlängern und ihr Gewicht sich verringern“. Außerdem „wird ihre Produktion bis 2030 als Kreislaufw­irtschaft organisier­t sein müssen“. Andere Länder wie die USA, China, Südkorea oder Japan seien hier schon weiter. „Umso dringender ist es, massiv in Forschung und Entwicklun­g – sowohl in Unternehme­n als auch an den Universitä­ten – zu investiere­n, um im Wettbewerb aufzuschli­eßen und diese Felder mit technologi­schen Neuentwick­lungen zu besetzen“. Daher stecken Auto-Zulieferer und -Hersteller nach Ansicht des Autoregion-Geschäftsf­ührers in einem Dilemma. Zum einen müssten sie die Belegschaf­t reduzieren, aber die Qualifikat­ion der Mitarbeite­r wegen des verstärkte­n Einsatzes digitaler Komponente­n verbessern. Dieser Wandel sei mit klassische­n Anpassungs­instrument­en wie Sozialplän­en oder Beschäftig­ungsgarant­ien nicht zu schaffen. Denn „die dynamische digitale Entwicklun­g erfordert bei den Beschäftig­ten die permanente Bereitscha­ft zum Aufbau neuer Kompetenze­n in einem Prozess permanente­n Lernens“.

Die Forderung der Gewerkscha­ften nach der Vier-Tage-Woche und einer weiteren Arbeitszei­tverkürzun­g auf 32 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgle­ich seien angesichts dieser Herausford­erungen „schädlich für den Standort Deutschlan­d“.

Das Jahr 2023 ist für die deutschen Autobauer nicht schlecht gelaufen, wie Manuel Kallweit, Chefvolksw­irt des Verbands der Automobili­ndustrie ( VDA), erläuterte. Die Pkw-Produktion stieg um 18 Prozent auf 4,1 Millionen Autos. Für dieses Jahr erwartet er eine ähnlich hohe Fertigung. „Allerdings sind wir von den Produktion­szahlen Mitte des vergangene­n Jahrzehnts mit 5,75 Millionen Autos in 2016 noch weit entfernt“, erinnerte er. In Sachen E-Autos „bauen die deutschen Hersteller ihre Produktion­skapazität­en verstärkt in Deutschlan­d auf“. Mit 1,27 Millionen E-Pkw im vergangene­n Jahr „belegen wir weltweit den zweiten Platz“.

Die vor neun Jahren gegründete Autoregion versteht sich als „Vertretung der unternehme­rischen Interessen der Fahrzeugbr­anche in der Großregion“. Der Verein hat mehr als 200 Partner und Mitglieder.

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FOTO: UDO RAU Armin Gehl, Autoregion-Chef, geht davon aus, dass Zulieferer sich in vielen Fällen neu erfinden werden müssen.

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