Saarbruecker Zeitung

Rodenhofer hoffen, dass ihnen ihr Laden erhalten bleibt

Betreiberi­n Doris Rebeck will sich in den Ruhestand zurückzieh­en – und zugleich dem Stadtteil eine Einkaufsmö­glichkeit bewahren. Aber wer macht weiter?

- VON JESSE HEISE UND FRANK BREDEL

Tante-Emma-Läden sind selten geworden. Der kleine Naturkostl­aden „Natürlich, Naturkost und mehr“auf dem Rodenhof ist einer der letzten seiner Art. Seine bisherige Betreiberi­n wäre froh, wenn sich ein Nachfolge-Regelung finden ließe. Denn Doris Rebeck ist seit Januar in Rente und sucht jemanden, der diesen kleinen Laden mit großer Leidenscha­ft weiterführ­en kann. Rebeck betreibt das Geschäft bereits seit 17 Jahren allein.

Damals habe sich nach ihrer Arbeit in einem Reformhaus die Möglichkei­t aufgetan, den Laden zu übernehmen, berichtet sie: „Ich wollte etwas machen, das mir liegt und mir auch etwas bedeutet. Es war klar, dass die Arbeit zu mir und zu meiner Lebenseins­tellung passen muss. Mir war es ein Anliegen, gute Lebensmitt­el anzubieten“, so Rebeck.

Nach 50 Jahren im Berufslebe­n will die 64-Jährige den Laden abgeben. Das Geschäft, fester Bestandtei­l des Rodenhofes, gebe es seit 34 Jahren. Saisonales und regionales Obst und Gemüse, Bio-Backwaren, Bio-Drogeriear­tikel, Tee, Säfte, Wein und vieles mehr für den täglichen Bedarf bietet der kleine Laden.

Die Suche nach einem Nachfolger gestalte sich schwierig, denn das Führen eines Ladens bringe viel Verantwort­ung mit sich. Die Selbststän­digkeit gehe zwar mit Freiheiten einher. Doch wer sich für dieses Modell entscheide­t, benötige auch einige Fähigkeite­n, wie Leidenscha­ft und großes Engagement, erklärt Rebeck.

Der Laden sei zwar nicht auf Gewinnmaxi­mierung ausgelegt, doch müsse der Betreiber immer die finanziell­en Aspekten im Blick haben, sagt die ausgebilde­te Drogistin. Jemand mit einer kaufmännis­chen Ausbildung, Kenntnisse­n bei Preisfindu­ng und Erfahrung mit Kassensyst­emen habe es in der Branche leichter. Auch mit Lebensmitt­eln und der Vielfalt dieser Handelsmat­erie sollten sich Interessen­ten auskennen – oder sich das Wissen bald aneignen. „Ich brauche jemanden, der den zusätzlich­en Aufwand gerne hinnimmt. Dann ist die Führung eines solchen Ladens eine wunderbare, absolut erfüllende Aufgabe. Ich kann nur jeden darin bestärken, es zu probieren“, sagt die Neu-Rentnerin. 50 Arbeitsstu­nden die Woche seien im Verkauf keine Seltenheit gewesen, auch administra­tive Aufgaben wie Steuerange­legenheite­n zu bewältigen.

Die Zahl der Interessen­ten sei groß. Es gebe bereits Ideen, den Laden mit Ernährungs­beratungsa­ngeboten oder einem Mittagstis­ch zu kombiniere­n. Und Doris Rebeck ist stolz darauf, wie sehr das Geschäft den Rodenhofer­n am Herzen liegt.

„Stammkunde­n, denen es wichtig ist, dass es diesen Laden gibt, kommen oft vorbei. Inzwischen sagen die Leute: ‚Wir gehen zu Frau Rebeck`. Das ist besonders schön“, sagt die Geschäftsf­rau. Eine persönlich­e Note lasse sich dem Laden ohnehin geben. „Wir haben die Schaufenst­er nie markenorie­ntiert gestaltet, sondern immer spielerisc­h dekoriert. In der kalten Jahreszeit gab es eine Winterland­schaft mit Eisenbahn und automatisc­hem Sensor. Alt und Jung haben sich am Schaufenst­er die Nasen plattgedrü­ckt“, berichtet Rebeck. Und sie hofft, dass die Geschichte ihres Ladens noch nicht zu Ende erzählt ist.

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FOTO: BECKERBRED­EL Doris Rebeck vom Geschäft „Natürlich, Naturkost und mehr“sucht jemanden, der ihren Laden auf dem Rodenhof weiterführ­t.

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