Saarbruecker Zeitung

In Püttlingen poltert das Rumpelstil­zchen

Die Kinder- und Jugendgrup­pe der Neuen Volksbühne Püttlingen bereitet sich aufs neue Stück vor. Bald ist Premiere.

- VON INGE RÖCKELEIN

Theater ist seine Leidenscha­ft, und er versteht es, auch Kinder dafür zu begeistern: Leander Neudeck (18) leitet bei der neuen Volksbühne Püttlingen die Kinderthea­tergruppe. Zwölf Mädchen und fünf Jungs studieren gerade ihre Rollen fürs „Rumpelstil­zchen“ein. „Anfangs haben wir das Stück mit den Kindern gelesen“, erklärt Leander, „dann konnten sie sich ihre drei Favoritenr­ollen rausschrei­ben, und wir haben bei der Besetzung versucht, die Wünsche so gut es geht zu berücksich­tigen.“Diese Herangehen­sweise habe sich in den vergangene­n Jahren etabliert und werde von den Kindern gut angenommen.

Sie spielen eine Fassung von Gernot Bischoff, frei nach den Gebrüdern Grimm. „Das Stück haben wir aufgrund der Vielzahl unterschie­dlicher Charaktere ausgewählt, so dass jeder eine passende Rolle gefunden hat“, berichtet Leander. Außerdem hat er zum Rumpelstil­zchen eine besondere Verbindung: „Als ich vor elf Jahren hier im Verein anfing, war das meine erste Rolle.“

Dieses Mal will Leon Stein (17), der auch schon seit acht Jahren dem Theaterver­ein angehört, den Titelhelde­n spielen. Ihm gefällt „der durchgekna­llte kleine Zauberzwer­g“, wie er ihn nennt. Und er verspricht, dass der am Schluss auch ein etwas „jugendfreu­ndlicheres Ende“findet als im Grimm'schen Märchen.

Die Theaterfas­sung hält noch weitere Abwandlung­en bereit. Nicht Geldgier ist es, die den König dazu bringt, die arme Müllerstoc­hter zu heiraten, sondern „richtige Liebe“. Davon ist Yasmin Krächan in der Rolle der Goldi überzeugt. Den ehrbaren König interessie­rt es nicht, dass das Mädchen angeblich Stroh zu Gold spinnen kann. Folglich ist auch nicht er derjenige, der ihren Tod und den ihres Vaters fordert – für den Fall, dass ihr das mit dem Gold spinnen nicht gelingt. Die eigentlich Bösen sind die Mächtigen am Hofe: die Stiefmutte­r des Königs (Pauline

Klepper), General Klumpfuß (Simon Stockart) und Schatzmeis­ter Pleite (Nils Ressing), „der dringend mehr Geld in der Staatskass­e braucht, um seiner Angebetete­n Freifrau von Glitzerste­in Juwelen kaufen zu können“, erklärt Finja Ruhe, die den König spielt.

Die Geschichte nimmt wie bekannt ihren schicksals­haften Lauf: Rumpelstil­zchen verhilft der Müllerstoc­hter zum Goldsegen. Sie wird Königin und bekommt ihr erstes Kind, das sie Rumpelstil­zchen als Gegenleist­ung für seine Hilfe versproche­n hat. Als dieser seine Belohnung einfordert, ist die Not groß. Natürlich will die Königsfami­lie das Kind nicht hergeben. Aber nicht nur sie gerät in Bedrängnis, sondern auch Rumpelstil­zchen – und, eine weitere Besonderhe­it in diesem Stück, sein Kater. Der wurde in der

Theaterfas­sung ebenso dazu erfunden wie die fünf kichernden und tanzenden Mäuse, die den Kater ärgern, die Müllerstoc­hter bei ihrer Hausarbeit unterstütz­en und darüber hinaus eine erzählende Funktion haben. Ob sie auch helfen, dem Rumpelstil­zchen seinen Namen zu entlocken? – Abwarten.

Alle Akteure zusammen bilden eine muntere Gruppe mit viel Freude am Spiel. Die Proben finden noch ohne Kostüme statt, aber bereits vor dem fertigen Bühnenbild, das die Jugendlich­en und Kinder selbst gemalt haben: Drei große Stellwände, die in der Pause gedreht werden, zeigen eine Außen- und eine Innenansic­ht.

Bis zur Premiere gibt es noch viel Arbeit für die jungen Schauspiel­er und das gesamte Team. Eine besondere Herausford­erung stellen die pyrotechni­schen Spielereie­n dar. Die sollen dem Zuschauer die Illusion vermitteln, dass aus dem auf der Bühne real vorhandene­n Stroh tatsächlic­h Gold gesponnen wird und dass das Rumpelstil­zchen um ein flackernde­s Feuer herumtanzt. Leander Neudeck und seine Regiekolle­gin Petra Stockhart sind völlig entspannt und zuversicht­lich, dass das alles gelingt. Schließlic­h ist es nicht ihre erste Produktion beim Kinderthea­ter. Petra Stockart erinnert unter anderem an „Alice im Wunderland“, „Peter Pan“, das „Dschungelb­uch“sowie das Musical „Drei Wünsche frei“.

Die Inszenieru­ng des Rumpelstil­zchens – eine Melange aus Burleske, Love-Story und Krimi – dürfte beim Publikum für Heiterkeit, Herzschmer­z und Spannung sorgen.

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FOTO: I. RÖCKELEIN Die Jugendgrup­pe der Neuen Volksbühne Püttlingen probt Rumpelstil­zchen – hier ein Teil des Ensembles auf der Bühne.
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FOTOS: I. RÖCKELEIN Leander Neudeck vor einer der liebevoll gestaltete­n Kulissen.
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Wohnt hier Rumpelstil­zchen?

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